Eins ist sicher: Dieses Auto ist nichts für Menschen, die sich um ihren Führerschein sorgen – aber wer noch täglich mit der liebgewonnenen 17 Jahre alten Familienkutsche zur Arbeit pendelt, verschwendet an einen Jaguar F Type der 2020 Versionen als Zweitwagen ohnehin weniger Gedanken.
Der ist, in jeder seiner PS-lastigen Ausführungen, eher in die Kategorie stimmgewaltiges Spielzeug einzuordnen. Er lässt in jeder Hinsicht aufhorchen: Man stelle sich die sonntägliche Stille eines abgelegenen Örtchens vor, sagen wir, den Kirchplatz. Das freundliche Drei-Uhr-Läuten des Kirchleins wird allein durch das Starten des F Type zum Hells Bells – Freunde der Motorensymphonik mit vollem Bass kommen während der Fahrt erst recht voll auf ihre Kosten. Wenn der Wagen auf langen Geraden zeigen soll, was er kann, tut er das auch. Das Beschleunigungsvermögen der 575 PS-Version ist kaum zu beschreiben. Wer 160.000 Euro auf der hohen Kante hat, kann sich den Luxus leisten, es selbst zu erleben. Ja, der F Type R Dynamic ist ein Jaguar. Selbst die kleineren PS Versionen ab 360 sind laut, wild und von eleganter Kraft. Die Fahrassistenten im Hintergrund allerdings verhindern, dass aus diesen Kraftpaketen Unberechenbarkeit wird – und arbeiten dabei wiederum angenehm unauffällig. Das ist Fahrspaß, der nie über den Grenzbereich hinausmuss.
Die ganze Kraft findet ihren Ausdruck am Armaturenbrett in digitaler Form. Hier schnellen keine Zeiger mehr in den roten Bereich, hier herrscht das Display. Immerhin: wie das im Layout ausschauen soll, kann man wählen und das ist eines der vielen sinnvoll und optisch hervorragend umgesetzten Features im Innenraum. Navigation, Kontrollelemente, Schalterwelten: Alles, was Bedienung erfordert, kommt ausgesprochen intuitiv und schnell verständlich daher. Wäre ja auch noch schöner, wenn die laute Landpartie initiativ einen zweistündigen Blick ins digitale Handbuch verlangte.
Apropos Blick: Auf den F Type wirft jeder einen, und wenn er nur am Straßenrand steht und dem Geschoss beim Vorbeifliegen hinterherschaut. Zur Performance kommt nämlich ein Design, das im Vergleich zu den Vorgängern des seit 2013 produzierten Modells insbesondere bei der Beleuchtung etwas schlanker und sportlicher daherkommt. Das gibt dem Wagen den leicht aggressiven Touch, den er auch akustisch vermittelt – ohne dass das Ganze zur automobilen Hyperbel würde. Im Gegenteil, wir bewegen uns in einem Auto, für das zwei Kumpel im Wagen nebenan sich gegenseitig die Ellenbogen in die Rippen rammen: Ja, Hinterhergucken ist und war nie zeitgemäß. Es sei denn, man sieht einen Jaguar F Type, der bei Grün mit etwas Schwung anfährt.
Da das Ganze sich auch noch als Cabrio präsentiert, wird die Fahrt ins Grüne zum landschaftlichen Vergnügen. Das Dach ist binnen Sekunden geöffnet und verstaut, die recht tiefen Sitze vermitteln das typisch sportliche Gefühl – einzig die im Verhältnis etwas hohen Türen mindern es. Aber das ist eine Kleinigkeit. Wie auch der Kofferraum. Der ist nämlich so klein, dass man kaum einen Kasten Wasser darin unterbringen kann. Aber im Ernst: wer mit dem Jaguar F Type zum Getränkemarkt fährt, hat den falschen Drittwagen mit zum Einkauf genommen.
Fazit: Der F Type macht richtig Spaß. Kraft, Optik, Akustik – verbunden durch sinnvolle Fahrwerkseinstellungen, orchestriert durch intuitive Bedienung. Ob man dieses Auto braucht? Nein. Es erfüllt unter der Prämisse eines Transportmittels keinen tieferen Sinn. Ob man dieses Auto genießen kann? Ja. Es erfüllt alle Sinne.