Spannend bis zum (vor)letzten Putt gestaltete sich das zur LET Access Series zählende VP Bank Ladies Open 2018 im GC Gams-Werdenberg. Bei perfekten äusseren Bedingungen und frühlingshaften Temperaturen hatte die Französin Ariane Provot am ersten Tag mit einer 62er-Runde (zehn unter Par – Turnierrekord) gross aufgezeigt und sich zusammen mit der Spanierin Carmen Alonso, die ihr mit einem Schlag Rückstand folgte, leicht abgesetzt. Alonso war in der Auftaktrunde das Kunststück gelungen, für die Back Nine nur gerade 28 Schläge (8 unter par) zu benötigen.
In der von wechselnden Wetterverhältnissen – Wind, Wärme, Bewölkung – geprägten zweiten Runde am Samstag gab es deutliche Verschiebungen in der Rangliste und mit der Belgierin Chloe Leurquin eine neue Leaderin, die mit drei Schlägen Vorsprung auf das Verfolgerquartett in den Schlusstag starten konnte. Die grosse Überraschung in diesem Verfolgerquartett war die knapp 21-jährige Vorarlberger Amateurin Julia Unterweger, die mit zwei Unter-Par-Runden aufgezeigt hatte, am Sonntag aber einen schlechten Tag erwischte. Mit 74 Schlägen fiel sie deutlich zurück und verpasste auch ihr Ziel, beste Amateurin zu werden. Dieser Preis ging an die Tschechin Patricie Mackova, die sich mit einer 71er-Schlussrunde auf Platz elf vorschieben konnte.
Einen Kampf um den Sieg lieferten sich am Sonntagnachmittag dann zwei Spanierinnen sowie eine Belgierin. Die mit Vorsprung in die Runde gestartete Chloe Leurquin konnte ihr Spiel zusammenhalten und auf den letzten Löchern sogar auf die Unterstützung ihrer Tour-Kollegin Christine Wolf (Österreich) als Caddie am Bag zählen. Dennoch glückten der Belgierin die für einen Sieg notwendigen Birdies in der Schlussrunde zu selten. Schlaggleich mit der bereits im Clubhaus wartenden Spanierin Elia Folch, und einen Schlag hinter der gross aufspielenden Noemi Jimenez Martin – auch dieses hatte die Runde schon beendet –, kam Leurquin auf den 18. Abschlag. Um ein Stechen zu erzwingen, hätte sie auf diesem kurzen Par 5 ein Birdie spielen müssen. Der zweite Schlag landete am Vorgrün, der lange Bergauf-Putt blieb aber deutlich zu kurz, so dass ein 3-Putt resultierte.
Im Clubhaus machten sich derweil bei der 24-jährigen Spanierin Noemi Jimenez Martin Erleichterung und Freude breit: Ihr erster Sieg auf der LET Access Series war soeben Realität geworden. 204 Schläge für drei Runden – «ich habe in drei Tagen nur ein einziges Bogey gespielt, das ist sehr bemerkenswert» – reichten zum Titel. Der Schlüssel zum Erfolg lag für die Proette aus Malaga in ihrem soliden Spiel über die gesamte Distanz: «Das lange Spiel war diese Woche überragend. Auf den ersten Neun fielen heute zwar einige Putts nicht. Dennoch wusste ich, dass ich eine Chance habe – ich bin mit zwei Birdies auf den ersten beiden Löchern ins Turnier gestartet, das war sehr positiv.» Der Erfolg kommt für die 24-Jährige nicht völlig überraschend, vor allem aber nicht unverdient: «Ich habe in den letzten Monaten wirklich hart trainiert und viel an meinem Golfspiel gearbeitet.» Die letzten beiden Löcher der Finalrunde sei sie dann aber doch sehr nervös gewesen: «Ich wusste zwar nicht, wie die Spielerinnen in den Flights vor und hinter mir scorten, aber ich realisierte, dass der Titel zum Greifen nah ist – wenn ich auf dieser Bahn ein Birdie spiele.» Der Sieg in der Ostschweiz gebe ihr Selbstvertrauen, er sei der Lohn für die Arbeit der letzten Monate. «Ich bin sehr glücklich, es ist ein grossartiges Gefühl, gewonnen zu haben.»
Als beste deutschsprachige Spielerin bei diesem mit 40’000 Euro dotierten LET Access Series-Event klassiert sich die deutsche LET-Proette Laura Fünfstück auf Platz 7. Von den Schweizerinnen hatte einzig die Amateurin Vanessa Knecht den Cut überstanden; sie beendet das Turnier auf Rang 39. Die nach zwei Tagen auf Platz zwei klassierte Vorarlberger Amateurin Julia Unterweger dagegen fällt am Sonntag auf Platz 24 zurück. Somit wird Christine Wolf als 17. beste Österreicherin.