Dienstag, Dez 3, 2024
StartBiz & PeopleClaude Grenier: „Schwingen wie Sam Snead“

Claude Grenier: „Schwingen wie Sam Snead“

Claude Grenier, Head Professional im GC Schloss Ebreichsdorf, hat nicht nur Bernd Wiesberger, Markur Brier, Sepp Straka und viele andere trainiert, sondern auch selbst aktiv auf der Senior Tour gespielt. Wir haben ihn um Tipps zum Thema Seniorengolf gebeten.

Wie würde sich Claude Grenier selbst beschreiben?
Ich bin ein lebenslang begeisterter Golfer, der sein Hobby zu seinem Beruf gemacht hat.

Du bist jetzt 61. Bis zu welchem Alter wurde es mit dem Golfen besser, und hast du dich auch irgendwann wieder verschlechtert?
Ich habe mit 8 Jahren zu golfen begonnen. Am besten war ich zwischen 30 und 40. Da hatte ich bereits Erfahrung, bin viel gereist, habe viele Turniere gespielt und war topfit. Eindeutig meine beste Zeit. Vorher gab es noch viele Schwankungen im Spiel. Aber auch danach gab es noch Highlights. Als ich 2010 mit 50 in der Schweiz meine erstes Turnier auf der Senior Tour gespielt habe, wurde ich Dritter. Das hat mich riesig gefreut. Das war der Beweis: Ich kann mit den Burschen mitspielen. Das war schön.

Was war die Runde deines Lebens?
Das war in den 90er Jahren bei einem Zweitage-Turnier im GC Föhrenwald. Ich habe am zweiten Tag den Platzrekord aufgestellt und das Feld von hinten aufgerollt.

Was wird bei Golf im zunehmenden Alter besser und was wird schlechter?
Die Geduld wird besser. Man versteht, warum Dinge passieren. Körperliche Fitness und Dehnbarkeit lassen hingegen nach. Früher sind erfolgreiche Senior Golfer nicht einmal auf die Driving Range gegangen. Heute wäre das undenkbar. Wer vorne mitspielen will, muss topfit sein. Ich habe einmal zufällig Bernhard Langer vor der Golfrunde bei seinem Fitness Programm beobachten können. Danach war klar, warum er mit 63 noch immer so gut und vorne mit dabei ist.

Wie ist das bei Hobbygolfern?
Viel relaxter. Viele beginnen erst mit Pensionsantritt, also zwischen 60 und 65, mit dem Golfsport. Sie werden von golfenden Freunden dazu animiert, und gehen dann zwei, dreimal in der Woche auf die Runde, um in Bewegung zu bleiben. Meine älteste Kundin war 86. Sie kam zu mir mit dem Wunsch, sich zu verbessern. Diese Einstellung fand ich beachtlich.

Gestaltest du das Training für Senior-Golfer anders?
Ja, absolut. Junge Golfer sind flexibel in Schultern, Hüften und Rücken und können mehr mit dem Körper arbeiten. Bei älteren lege ich den Schwerpunkt auf die Hände. Bestes Beispiel ist Sam Snead. Der hatte einen unglaublich lockeren Schwung und war ganz weich mit den Händen. Er hat die die Bälle mit 75 immer noch 200 Meter geschlagen. Gute Handarbeit statt Kraft ist die Devise.

Die größten Fehler, die man in dieser Altersklasse beobachtet?
Die falschen Abschläge zu wählen. Man sollte immer einen Abschlag wählen, bei dem man eine Chance hat, das Green in Regulation zu erreichen, und bei dem eine Chance besteht, dass die Hindernisse ins Spiel kommen. Sonst macht das ganze Platzdesign keinen Sinn. Nehmen wir mal ein Par 4 mit 300 Metern her. Die Hindernisse liegen hier ab den gelben Abschlägen auf einer Höhe von rund 225 Metern. Ich kenne aber keinen einzigen Seniorgolfer über 70, der den Ball 225 Meter weit schlägt.

Für die meisten Männer käme es aber nie in Frage, von den Damentees zu spielen.
Genau diese geschlechtsspezifische Bezeichnung ist das Problem. Die ist übrigens nur im deutschsprachigen Raum so stark verankert. In meiner Heimat Kanada ist man da viel flexibler. Da spielt man während einer Runde einmal von den vorderen, beim nächsten Abschlag von den hinteren Tees. Je nachdem wie lange das Loch ist. Das nennt sich „combined parcour“. Dort werden die Abschläge aber auch nicht Herren-, Damen- und Kinderabschläge genannt. Es sind genau diese Bezeichnungen, die vor allem Männer abschrecken, von weiter vorne zu spielen.

Worauf sollte man mit 65 Plus sonst noch achten?
Mit zunehmen Alter kann es zu Gelenksproblemen kommen. Bei Arthrosen in den Handgelenken empfehlen sich dickere, weichere Griffe, die man gut umfassen kann. Wichtig sind auch weichere Schäfte. Die meisten Senioren hätten viel mehr Erfolg mit Ladies-Flex- Schlägern. Aber da ist es wieder die blöde Klassifizierung, die abschreckt.

Oft geht ohne Schmerzmittel trotzdem gar nichts mehr.
Ich selbst habe zwischen 45 und 55 Voltaren wie Gummibärlis geschluckt. Inzwischen bin ich allergisch gegen den Wirkstoff. Heute habe ich daraus gelernt und bin extrem vorsichtig. Ich weiß inzwischen: Wenn ich schmerzfrei golfen will, muss ich mich besser vorbereiten. Manchmal bedienen sich ja auch Profigolfer obskurer Mittel. Der dreimalige Major-Gewinner Vijay Singh soll etwa monatelang Hirschgeweih-Essenz zu sich genommen haben.

SimplyGood 2 know: Claude Grenier

Geburtsdatum23.02.1960
GeburtsortSherbrooke, Quebec, Kanada
FamilieDivorced, 2 children (Louis 1992, Patrick 1994)
AusbildungBachelor of Sport Sciences, University of New Brunswick (1982)
Master’s Degree interrupted 1984 (Université de Sherbrooke)
LaufbahnGolf Professional since 1983
PGA Class A Professional since 1995
Qualified Golf Instructor (2002)
Qualified R & A Golf Referee (2002)
Coach of many professional players such as Markus Brier and former coach of Bernd Wiesberger
ORF Golf Analyst and Consultant
Member of the PGA of Austria and of the European Senior Tour
Head Professional at the GC Fontana (1997-2010)
Head Golf Professional at the Golf Club Schloss Ebreichsdorf (2011- present)
ÄHNLICHE ARTIKEL
- Advertisment -

Neueste