Was genau macht ein Schmerztherapeut?
Ich behandle chronische, komplexe und sehr starke Schmerzbilder. Zu mir kommen Menschen, die schon etliche Infiltrationen hinter sich haben und bei denen oft operativ nichts mehr geht. Vielleicht sind ausschließlich die kleinen Gelenke betroffen, vielleicht leiden sie an einem chronischen Schmerzbild, einer eigenständigen Krankheit. Unsere Aufgabe ist es dann, die Schmerzen so weit zurück zu drängen, dass die Lebensqualität wieder steigt
Braucht es dafür eine spezielle Ausbildung?
Die Schmerztherapie ist eine Nische und ein Überlappungsfach gleichzeitig. Verschiedene Fachrichtungen konzentrieren sich mit jeweils ihren Werkzeugen auf den Schmerz. Und ja, es gibt verschiedene spezielle Zusatzausbildungen um möglichst viele Werkzeuge kennenzulernen.
Gibt es eine Statistik, wie viele Österreicher mit chronischen Schmerzen es gibt?
Rund 1,4 Millionen Österreicher sind von chronischen Schmerzen betroffen, also fast jeder fünfte.
Ab wann wird ein Schmerz als chronisch angesehen?
Ab 12 Wochen. Da gehören dann auch Schmerzen dazu, die etwa nach einer Operation nicht verschwinden. Davon sind speziell Patienten nach größeren Prothesen-Operationen wie an Knie und Hüfte betroffen. Da kann der Arzt nichts dafür, da ist auch nichts schief gegangen. Jeder fünfte Knieprothesen- und jeder zehnte Hüftprothesen-Patient leidet an solch chronischen Schmerzen.
Was kann ein Schmerztherapeut da ausrichten?
Es geht darum, eine gute Mischung aus den richtigen Schmerzmitteln, Physiotherapie und Bewegung zu finden. Wenn die Leute einmal zu mir kommen, ist mit Lavendelblüten nichts mehr auszurichten. Und genau darum geht es ab dem Zeitpunkt.
Worum genau?
Es gilt, das oder die richtigen Schmerzmittel in der richtigen Dosierung für den Patienten zu finden. Dabei muss man auf Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck, Herzschwäche, Diabetes und etwaige Begleitmedikamente Rücksicht nehmen. Die Frage, ob der Patient noch Autofahren will oder muss, kommt noch häufig dazu.
Sind Schmerzpatienten schwieriger als „normale“ Patienten?
Nicht in der Praxis, aber zu Hause. Schmerzen beeinflussen die privaten wie beruflichen Beziehung ganz massiv. -Manches Mal wird der Schmerz subtil als Ausrede, Schutzschild oder auch für -Erpressungen eingesetzt.
Das heißt, als Schmerztherapeut ist man auch ein bisschen Psychologe?
Nicht nur ein bisschen: Ich versuche bei Schmerzpatienten immer auch den Partner oder das soziale Umfeld mit einzubeziehen. Dem muss die Wirkung der Medikamente auch erklärt werden. Damit weiß das Umfeld, was der Patient möglicherweise alles durchmacht.
Gibt es einen Weg, sich den Weg zum Schmerztherapeuten zu sparen?
Kommt natürlich auf den Menschen an. Da gibt es keine Pauschaltipps. Aber grundsätzlich läuft es immer auf das eine hinaus: Das nötige Maß an Bewegung und Fitness kann vielen Schmerzen vorbeugen! Wir alle wissen, dass es klug wäre, sich vor einer Runde Golf aufzuwärmen. Was passiert aber in vielen Fällen: Man hüpft direkt aus dem Auto aufs erste Tee …
Was sind eigentlich beim Golfer die „beliebtesten“ chronischen Schmerz-gebiete?
Die Wirbelsäule, die Schulter und der Ellbogen, oft in Verbindung mit dem Handgelenk. Wenn die Patienten rechtzeitig kommen, kann auch eine gute Physiotherapie schon wahre Wunder wirken. Wobei auch dieser Bereich gewaltige Gefahren birgt: Wer zu schnell wieder fit werden möchte, läuft Gefahr, sich massiv zu ruinieren. Das ist leider bei Spitzensportlern ab und zu der Fall.
Die erleben dann vermutlich etwas früher, was wir alle erleben: Den chronischen Schmerz bedingt durch die ganz natürliche Abnützung des Körpers?
Das ist vollkommen richtig. Wenn auf den Knorpelflächen kein Knorpel mehr da ist, wächst auch kein vollwertiger Knorpel mehr nach. Dort, wo eine Operation unmöglich ist, ist es dann meine Aufgabe, eine Therapie zusammenzustellen, die dem Patienten ohne Leber-, Nieren- oder Magenschäden trotz bestehender Abnützungen auf längere Zeit Lebensqualität wiedergibt.