Der Ryder Cup 2025: Historisch. Hochemotional. Hochemotional historisch. So lässt sich die Lage beschreiben, in der sich Team Europa am Sonntagmorgen in Bethpage befindet. Mit einer satten 11½ : 4½‑Führung steht das Team von Luke Donald auf dem Sprung zum vielleicht souveränsten Auswärtssieg der Ryder Cup-Geschichte. Drei Punkte – mehr braucht’s nicht. Drei von zwölf. Was kann da schon schiefgehen?
Nun ja – zum Beispiel die US-Fans.
Wer gedacht hat, das „Heckling“ der New Yorker Golf-Fans wäre nur lauwarmes Gebrüll, wurde am Samstag eines Besseren belehrt. Die Atmosphäre in Bethpage ist nicht feindselig – sie ist toxisch mit Stadionlizenz. Rory McIlroy bekam das in voller Lautstärke zu spüren, als er auf dem 16. Grün ausgebuht wurde – und zurückbellte: „Shut the f*** up!“
Es war ein Moment, der sinnbildlich für den Ryder Cup 2025 in New York steht: McIlroy, ohnehin der emotionale Anführer Europas, ist diesmal nicht nur Spieler – er ist Rebell, Rammbock, Rockstar.
US-Kapitän Keegan Bradley versuchte, das Ganze zu relativieren. Die Fans seien „leidenschaftlich“. Eine interessante Umschreibung für das, was man auf den Rängen erlebt: Zwischen Schmähgesängen, Trash Talk und Gesten unterhalb der Gürtellinie ging es stellenweise eher um Dominanz als um Golf.
Bradley wirkt ratlos – sein Team noch ratloser. Die Stars performen nicht. Die Körpersprache ist zerknittert. Und der Gegner spielt wie aus einem Guss.
Ryder Cup 2025 – Drama auf dem Grün: Rose vs. Brysons Caddie
Als ob das alles nicht schon explosiv genug wäre, krachte es auch noch zwischen Justin Rose und dem Caddie von Bryson DeChambeau. Der war Rose angeblich in die Puttlinie gelatscht – ein Fauxpas, der in Matchplay-Dramaturgie fast einem Faustschlag gleicht. Rose war stocksauer, Bryson schob es auf ein Missverständnis, der Caddie auf den Platz – und die Zuschauer auf die britische Überempfindlichkeit.
Klar ist: Die Nerven liegen blank. Auf beiden Seiten.
Straka/Rahm verlieren unnötig in den Fourballs
Das Match zwischen Jon Rahm und Sepp Straka gegen Xander Schauffele und J.J. Spaun war sinnbildlich für die Gratwanderung, die selbst ein dominantes europäisches Team im Ryder Cup 2025 nicht immer unbeschadet übersteht. Lange Zeit sah es danach aus, als könnten Rahm und Straka mit ihrem soliden, fast schon stoischen Spielverlauf den Punkt für Europa sichern. Besonders Rahm brachte erneut seine typische Mischung aus Intensität und Präzision ein, während Straka als verlässlicher Partner glänzte – unaufgeregt, stabil, effektiv.

Doch im Ryder Cup gelten andere Gesetze – besonders auf amerikanischem Boden, wo jeder verschobene Putt ein Raunen aus Tausenden Kehlen nach sich zieht. Und so kam es, wie es kommen musste: Spaun und Schauffele kämpften sich Stück für Stück zurück ins Match. Ohne zu glänzen, aber mit Beharrlichkeit. In der Schlussphase drehten sie den Spieß um – plötzlich war da ein missglückter Schlag, ein knapp verpasster Putt, ein Moment zu viel Zurückhaltung auf europäischer Seite. Die Amerikaner nutzten die Gunst der Stunde, gingen 1 up in Führung und verteidigten diesen knappen Vorsprung mit Zähnen und Klauen.
Für Rahm und Straka war es eine bittere Niederlage – nicht, weil sie klar unterlegen waren, sondern weil sie das Match aus der Hand gaben, das sie eigentlich kontrollierten. Für das US-Team hingegen war dieser Punkt Gold wert: nicht unbedingt im Hinblick auf das Gesamtergebnis, aber als moralisches Signal, dass selbst Europas stärkste Kombinationen nicht unverwundbar sind.
Ryder Cup 2025 – Die Singles: Die 12 Matches, die alles entscheiden
Match | Europa | USA | Kommentar |
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1 | Justin Rose | Cameron Young | Der Gentleman gegen den Rookie. Erfahrung schlägt Hektik. |
2 | Tommy Fleetwood | Justin Thomas | Fleetwood on fire – Thomas im Feuer. |
3 | Matt Fitzpatrick | Bryson DeChambeau | Präzision vs. Power. Bryson braucht Magie. |
4 | Rory McIlroy | Scottie Scheffler | Das Duell der Giganten – Rory mit Revanche-Lust und Nerven aus Stahl. |
5 | Ludvig Åberg | Patrick Cantlay | Åberg spielt wie ein Veteran. Cantlay wirkt blass. |
6 | Jon Rahm | Xander Schauffele | Mental Toughness trifft auf Perfektionismus. Toss-up. |
7 | Sepp Straka | J. J. Spaun | Österreichischer Beton gegen kalifornische Lockerheit. Vorteil Europa. |
8 | Shane Lowry | Russell Henley | Lowry liebt den Lärm – Henley eher leise. |
9 | Rasmus Højgaard | Ben Griffin | Højgaard mit dem Momentum – Griffin mit Fragezeichen. |
10 | Tyrrell Hatton | Collin Morikawa | Hatton ist ein Feuerball. Morikawa eher Taschenlampe. |
11 | Robert MacIntyre | Sam Burns | MacIntyre macht’s mit Herz. Burns braucht ein Wunder. |
12 | Viktor Hovland | Harris English | Wenn Viktor fit ist, ist hier Feierabend. Wenn nicht – spannend. |
Ryder Cup 2025 Singles: Das große Bild
Europa hat alle Trümpfe in der Hand. Frühzeitige Punkte könnten die Sache schnell entscheiden – doch wenn die USA in den ersten vier Matches zünden, wird Bethpage zur Hölle. Die große Unbekannte bleibt die Fan-Crowd. Sie kann Matches kippen. Sie kann Europa aus dem Rhythmus bringen. Aber sie kann auch überdrehen – und dem Team USA den letzten Nerv rauben.
Aber es ist eine einfache Prognose: Europa holt’s. Nicht im Spaziergang, aber auch nicht im Fotofinish. Drei bis vier Matches gehen früh an die Gäste – und dann regnet’s Bier in der Teamkabine.
Endstand: Europa 17 – USA 11.
Es wäre ein Sieg für die Ewigkeit. Und ein Albtraum für die USA.