Für Donald Trump ist Golf nie nur ein Spiel gewesen – es ist Bühne, Machtinstrument und Markenkern zugleich. Seine 18 Golfanlagen weltweit sind keine Clubs, sie sind Monumente. Turnberry in Schottland, Bedminster in New Jersey, Doral in Florida – Namen, die in der Golfwelt klingen, aber unter Trump eine neue, goldglänzende Bedeutung bekommen haben.
Als Trump 2014 den traditionsreichen Course in Turnberry für 60 Millionen Dollar kaufte, versprach er, „den besten Golfplatz der Welt“ daraus zu machen. Er renovierte ihn aufwendig, ließ Fairways modellieren, Bunker verlegen, das Hotel auf Hochglanz polieren – und zugleich ein einzigartiges Dünen-Ökosystem zerstören. Ganze Landschaftszonen, die unter Naturschutz standen, wurden eingeebnet, die Dünen versiegelt, Windräder verboten. Aus einem ökologischen Juwel wurde ein Potemkinsches Golfdorf – schön von außen, ruiniert im Kern. Auch bei seinem jüngsten Business-Engagement im schottischen Aberdeen (Anm.: bereits der zweite Trump-Platz in Schottland) gab es Proteste der Anrainer. Die Proteste nutzten aber nichts.
Der First Golfer – Diplomatie mit Driver
Golf ist für Trump auch Außenpolitik im „Grasformat“. Staatschefs und Regierungsvertreter, die ihn besuchen, landen nicht selten auf dem Fairway statt im Konferenzraum. Japans Ex-Premier Shinzo Abe schenkte ihm während seiner ersten Amtszeit einen goldenen Honma-Driver, Deutschlands Kanzler Merz tanzte beim Antrittsbesuch ebenfalls mit einem besonderen Putter an. Diese kleinen Gesten gehören zum Repertoire – der US-Präsident weiß, dass man auf dem Grün oft mehr Vertrauen schafft als bei einer Pressekonferenz.

Trump wäre nicht Trump, wenn er nicht auch auf dem Platz seine eigene „Administration“ hätte. Wer mit ihm spielt, gehört zum inneren Zirkel – von Politikern über Wirtschaftsbosse bis zu Golfstars. LIV-Profi Bryson DeChambeau, einer der Stars im umstrittenen, von Saudi-Arabien finanzierten LIV-Zirkus, ist einer seiner engsten Golf-Freunde. DeChambeau lobt seinen Golf Buddy öffentlich in höchsten Tönen, nennt ihn „einen erstaunlich guten Spieler“ – und begleitet ihn regelmäßig bei Runden auf Trump-eigenen Anlagen. Und die PGA Tour? Sie hat sich nach Jahren der Distanz wieder angenähert. Nach der Fusion mit der LIV kehren große Turniere auf Trump-Kurse zurück – ein bemerkenswerter Imagewandel für den Mann, der einst vom Golf-Establishment gemieden wurde. 2025 soll auf Doral wieder ein Top-Event stattfinden, und auch Turnberry könnte in wenigen Jahren folgen.
Der Geschäftsmann im Golfcart – schummeln erlaubt
Kaum ein Thema umgibt Trump so hartnäckig wie sein Verhältnis zur Ehrlichkeit auf dem Platz. Das offizielle Handicap des 79-jährigen Amerikaners liegt bei 2,8 – erstaunlich für jemanden, der kaum noch Wettkampf spielt. Kritiker halten das für „alternativ gezählt“. Der amerikanische Autor Rick Reilly schrieb in seinem Buch „Commander in Cheat“:
„Trump schummelt nicht, um zu gewinnen. Er schummelt, weil er es nicht ertragen kann, zu verlieren.“
Caddys erzählen, wie Bälle sich auf mysteriöse Weise näher ans Loch bewegen. Gegner berichten, dass sie Birdies notiert fanden, die sie nie gesehen haben. Trump selbst reagiert darauf mit seinem typischen Lächeln: „Ich verbessere nur die Realität – das macht Golf doch schöner.“ Ob das Koketterie oder Selbstüberzeugung ist, bleibt offen. Auf dem Platz gilt jedenfalls sein eigenes Regelwerk: Wer den längeren Drive hat, hat recht.
Donald Trump und Golf – die ganze Familie mischt mit
Golf ist bei den Trumps Familiensache. Söhne Donald Jr. und Eric betreuen die Anlagen, präsentieren sich als Präsidenten des Familienunternehmens und sind Dauergäste auf den Clubterrassen. Mit seiner 18-jährigen Enkelin Kai, die im übrigen als exzellente Golferin gilt, tauchte er beim diesjährigen Ryder Cup in New York auf und hielt Hof. Auch Sohn Eric gilt als ambitionierter Spieler und treuer PR-Golfpartner seines Vaters. Tochter Ivanka posiert bei Charity-Events, und Ex-Schwiegertochter Vanessa Trump ist mit Superstar Tiger Woods liiert – was den Familiennamen in der Golfwelt noch prominenter macht.
So ist Golf im Hause Trump nicht bloß ein Hobby, sondern eine Erbsubstanz. Wer dort eine Tee-Time bucht, bekommt kein Greenfee, sondern ein Ticket in die Trump’sche Parallelwelt – eine Mischung aus Business-Class und Wahlkampfveranstaltung.
Trumps Wirtschaftspolitik mit Nebenwirkungen
Trumps wirtschaftspolitische Manöver – insbesondere seine Zollpolitik – könnten dem Golfsport allerdings teuer zu stehen kommen. Da viele Schläger, Bälle und Materialien aus Asien importiert werden, drohen Preissteigerungen von bis zu 30 Prozent. Besonders betroffen sind Carbon- und Aluminiumkomponenten, die für High-End-Schläger verwendet werden. Hersteller warnen: Mit Trumps Zöllen werde der Golfsport teurer – und damit elitärer. Ironischerweise trifft der selbsternannte „First Golfer“ damit ausgerechnet die Industrie, die ihm so treu zuarbeitet: seine eigene.



Donald Trump und Golf – das ist eine Beziehung voller Widersprüche. Er liebt das Spiel, nutzt es als Bühne, formt es nach seinem Bild. Der US-Präsident fördert den Golfsport und gefährdet zugleich seine Integrität. Er baut großartige Plätze – und zerstört dabei Naturräume. Vielleicht ist Trump tatsächlich, was er auf dem Platz immer behauptet zu sein: der Größte. Zumindest, wenn er selbst das Ergebnis notiert.

