Herr Maier ist Angestellter eines regionalen Arbeitgebers und wird auf Grund seiner vorbildhaften Arbeit befördert mit entsprechender Gehaltserhöhung. Er bekommt nun 2900 Euro brutto und gehört verdienstmäßig daher, wie er auf der Webseite der Arbeiterkammer nachliest, zur oberen Hälfte der Arbeitnehmer.
Bis dato ist sich alles gut ausgegangen – ja, er hat sogar zweihundert Euro seines monatlichen Einkommens auf ein Sparbuch legen können und verdient jetzt auch netto um hundertfünfzig Euro pro Monat mehr als zuvor!
Während er also überlegte, was er mit der Kohle machen könne, las er in einem Qualitätsmedium die Mähr vom Breitensport Golf! Das ist es! Die Suche ist vorbei! Er sucht sich zur Vorsicht erst mal einen günstigen Golfclub in Autoreichweite von 30 min und meldet sich zu einem Platzreifekurs an.
Mittlerweile betreibt er diesen Sport seit fünf Jahren und ist auch ziemlich stolz auf sein Handicap! 22,1! Der Maier-Woods, wie seine Golfbuddys ihn nennen, übt seine liebste Freizeitbeschäftigung fast jedes Wochenende aus. Aber eben nur fast. Aus irgendeinem Grund lässt die Lust in den Club zu fahren gegen Monatsende immer nach…. Auch der neue Driver um fast siebenhundert Euro scheint gerade nicht drin zu sein. Zeit für einen Kassasturz!
Alles, was wir so zum Golfen brauchen | Was es kostet | Wie lange es hält | Kosten pro Jahr |
Mitgliedschaft | €900 | 1 Jahr | €900 |
Schläger & 1 x neue Griffe | €1.500 | 5 Jahre | €300 |
Schuhe / Bekleidung | €300 | 2 Jahre | €150 |
Bälle/Handschuhe/Tees etc | €200 | 1 Jahr | €200 |
1 Golfausflug/3 Tage Italien | €500 | 1 Jahr | €500 |
3 extra Greenfees | €250 | 1 Jahr | €250 |
Transport 20x Golfplatz á 50km | €400 | 1 Jahr | €400 |
2 Trainerstunden | €150 | 1 Jahr | €150 |
Rangebälle | €100 | 1 Jahr | €100 |
Golfbag | €200 | 5 Jahre | €40 |
Trolley | €400 | 5 Jahre | €60 |
So – oder so ähnlich – würde es Einigen von Ihnen gehen, würde der Golfer per se nicht einen all zu großen Hang zur Ergebnisoptimierung in sich tragen.
Herr Maier ist sicherlich kein großer Prasser und dennoch braucht er für sein Hobby über dreitausend Euro pro Jahr! Wenn man die Pfade der Gebrüder Grimm verlässt und sich an faktischen Zahlen orientiert, merkt man schnell, dass es sich um eine konstruierte Realität handelt, in welcher der Golfsport billig ist!
Um breitensporttauglich zu sein sollte man sich an einer Kennzahl orientieren. Zweihundertneunundvierzig! Soviel gibt der 45-54jährige männliche Durchschnittsbürger in Deutschland pro Jahr für Sport aus. Dafür bekommt man in unserer Sportart: Eine Fernmitgliedschaft in Buxtehude, siebzehn Lakeballs, 9 Tees und einen gebrauchten Handschuh! Und diese Schnittmenge ist mit Abstand der Best Case! Bei Frauen im Allgemeinen als auch bei Männern außerhalb dieser Altersgruppe sinkt die Wertschöpfung auf fast die Hälfte. Und die demografische Entwicklung auf den Golfplätzen kennen wir alle.
Breitensport Golf: die ehrlichen Fakten zählen
Ohne Zweifel handelt es sich dabei nicht nur um Menschen, die es sich nicht leisten könnten, aber die es sich, vielleicht auch aus Zeitgründen, nicht leisten wollen. So oder so kann ein durchschnittlicher Golfplatz mit einem jährlichen Kostenaufwand von fast einer Million Euro und einem Pflegeaufwand von 30 Hektar zB nicht mit einem Tennisplatz konkurrieren. Zudem sind solche Sporteinrichtungen leicht, ja sogar öffentlich, erreichbar da sie im urbanen Raum, in direkter Nachbarschaft unserer potenziellen Mitglieder angesiedelt sind. Und sogar dort ist es so, dass schon über 30 Prozent der gesamten Ausgaben auf die Fahrten zu Sport entfallen.
Selbst wenn man diese Kennzahlen ignoriert, hilft auch eine – durch ihre Plumpheit schon fast elegante wirkende – Werbung bei Hofer nix.
Natürlich trifft das auch Freizeitbeschäftigungen wie Reiten, Motorsport, Segeln usw. zu. Aber diese unterscheiden sich von unserem Sport – sie behaupten nicht „Breitensport“ zu sein.
Um Spaß am Sport zu haben, ist es nicht wichtig, das teuerste Material zu besitzen. Fakt ist, dass ich noch keine halbwegs passablen Golfer kenne, die mit goldenen Honmas bewaffnet ihr Unwesen treiben. Auch jene Golfclubs in denen blonde, mimiklose Damen schöne Chablis trinken, sind all zu oft nicht die beste Wahl, wenn es darum geht eine nette Runde nach der Arbeit zu drehen.
Fazit
Vielleicht haben viele unserer Entscheidungsträger gar keinen Bezug zum Breitensport und den damit verbundenen notwendigen Rahmenfaktoren. Etwa ein erschwinglicher Unterbau und Förderungen im Nachwuchsbereich á la ÖSV: Da fließen Millionenbeträge vom Bund in das System.
Kein Bashing an dieser Stelle, zurück zum Golf. Da wurde immer wieder das Mantra bedient, dass Golf nicht teuer sei. Leidtragende sind Neueinsteiger der letzten Jahre, denen vorgegaukelt wurde, dass der Golfsport ein leistbarer Breitensport sei. Und in der Folge die Clubs. Denen bleiben zwei Wege: Billig und Qualitätsverlust für Viele eine im Nachhinein gesehen eine fatale Entscheidung. Jetzt brechen sowohl die Golfer weg, die aus wirtschaftlichen oder zeitlichen Gründen reduzieren, als auch die, denen es nicht taugt, auf knöchelhohen Fairways zu spielen.
Mike Moser | Golf-Pro
Es gibt keine Pauschallösung wenn es um Ihren Golfschwung geht. Nur wenn man die individuellen Rahmenbedingungen wie zB. Zeitaufwand und Athletik in Betracht zieht, kann man den für Sie bestmöglichen Golfschwung entwickeln und nachhaltig trainieren. „Nichts ist so alt, wie der Golfschwung von gestern!“