Mittwoch, Dez. 10, 2025
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Bad Boys & Gentlemen – Charakterköpfe im modernen Golf

Golf braucht Charaktere – ob PGA oder DP World Tour, die Profiwelt lebt von Typen: Vom Denker Bryson DeChambeau über Coolman Brooks Koepka bis zum Gentleman Justin Rose. Zwischen Adrenalin und Etikette zeigen die Stars, warum Stil im Golf so viele Gesichter hat.

Golf ist ein Spiel der Gegensätze. Auf der Scorecard zählen Zahlen, im Gedächtnis bleiben Persönlichkeiten – Originale, die sich weigern, glattgebügelt zu sein. Manche sprengen Grenzen, andere halten alte Werte hoch. Genau zwischen diesen Polen, zwischen Bad Boys und Gentlemen, schlägt das Herz des modernen Profigolfs.

Gentleman-Ikonen: Stil und Aura auf dem Green

Justin Rose gilt als Prototyp des Gentleman-Golfers: Eleganz, Understatement und makelloser Sportsgeist prägen sein Image. In jungen Jahren trug er wegen 21 verpassten Cuts in Folge den Spitznamen „Weekend Member“. Ausgerechnet bei einem Turnier in Österreich gelang ihm der Durchbruch – dort schaffte er erstmals den Cut und trat aus dem Schatten der ewigen Talente heraus. Justin Rose bleibt auch 2025 sportlich und gesellschaftlich relevant: Noch immer spielt er auf höchstem Niveau, erreichte beim Masters Platz zwei und engagiert sich parallel als Initiator der Rose Ladies Open für die Förderung des Frauengolfs.

Miguel Ángel Jiménez ist der Dandy der Szene, der mit Zigarre, Pferdeschwanz und Sonnenbrille lässig zum Champions Turnier erscheint. Sein Motto: „Champagner zum Frühstück, Sieg zum Abendessen“. Mit Charisma, Selbstironie und Eigensinn hat er sich den Titel als „Most Interesting Man in Golf“ erarbeitet – und lebt den Genuss wie kaum ein anderer.

Ian Poulter, Englands Paradiesvogel, tanzt gekonnt auf dem Grat zwischen Exzentrik und Genie. Auffällige Outfits, pointierte Sprüche und die Leidenschaft für das direkte Duell machen Poulter zur schillernden Figur. Seinen kontroversen Auftritten auf und neben dem Platz verdankt er Kultstatus – als Matchplay-Spezialist gefürchtet und bei Fans wie Gegnern gleichermaßen legendär.

Die Bad Boys: Outlaws und Regelbrecher

John Daly ist das Paradebeispiel eines Golf-Punks: eine Karriere zwischen Skandalen, Eskapaden, Alkoholexzessen und millionenschweren Spielschulden. Seine Ausraster – das Werfen von Schlägern oder das Zertrümmern einer Kamera – sind legendär. Trotz Suspendierungen und persönlicher Krisen bleibt Daly unverkennbar: bunt, laut, nie langweilig, zuletzt mit ruhigerem Ton, aber derselben Wildheit in der Erinnerung.

Bryson DeChambeau startete als verschriener „Mad Scientist“, wandelte sich jedoch zur Social-Media-Ikone. Mit ausgefeilter Technik, kraftvollen Drives und digitaler Nähe zu den Fans begeistert er eine neue Generation. DeChambeau verbindet Innovatoren-Geist mit Bad-Boy-Attitüde – und wurde so zum Vorbild des modernen Social Golfers.

Brooks Koepka vereint Bad-Boy-Charme, Siegermentalität und einen ausgeprägten Willen, anzuecken. Unverblümte Aussagen, Respektlosigkeit gegenüber Kollegen und Rivalitäten mit anderen Stars machen Koepka zur polarisierenden Figur. Nach langer Verletzungspause kämpfte er sich eindrucksvoll zurück an die Spitze – als Enfant terrible der LIV-Tour.

Vom Abgrund zurück ins Rampenlicht: ein besonders drastisches Beispiel ist Ángel Cabrera. Der argentinische Masters- und US-Open-Sieger musste nach Verurteilung wegen häuslicher Gewalt und Körperverletzung zweieinhalb Jahre ins Gefängnis. Seit 2024 nimmt Cabrera – trotz kontroverser Diskussionen um seine Rückkehr – wieder an Turnieren teil.

Zwischen Genie und Provokation

Je stärker sich der Sport öffnet, desto mehr kann man sich generell die Frage stellen: Wird Golf zum Showbusiness? In einer Welt, in der Aufmerksamkeit Währung ist, zählen nicht mehr nur Trophäen, sondern Klickzahlen, Reichweite, Memes. Davon kann der Weltranglisten-Erste Scottie Scheffler ein Lied singen – vielen gilt er als zu verhalten und langweilig. Wer auffällt, verdient mehr – an Sponsorengeldern, an Werbeverträgen, an medialer Präsenz. Und doch bleibt das Spiel größer als seine Protagonisten. Ganz gleich, ob mit Maßanzug oder Cowboyhut – am Ende zählt nicht die Pose, sondern das Können.

Alle Fotos (c) golfsupport.nl

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