Eine Tradition amerikanischer Präsidenten pflegte auch der 45. Amtsinhaber: Donald J. Trump spielt Golf. 16 der letzten 19 Bewohner des Weißen Hauses schwangen und schwingen noch immer die Schläger. Barack Obama verbesserte in seiner achtjährigen Amtszeit sein Handicap auf 13 und spielte als der „First Golfer of America“ oder „Golfer-in-Chief“ exakt 333 Runden Golf, eine davon vor vier Jahren in Florida mit Tiger Woods. Sein Nachfolger Trump hatte die häufigen Golf-Ausflüge immer wieder kritisiert und angemahnt, Obama, der Golf als Linkshänder spielt, solle sich mehr den Problemen des Landes widmen. Dabei war Obama noch nicht einmal der emsigste präsidiale Golfer: Woodrow Wilson kam von 1913 bis 1921 angeblich auf 1200 Runden, Dwight D. Eisenhower (1953–1961) auf 800. Der ehemalige General wurde 1948 Mitglied im Augusta National Golf Club und reiste insgesamt 45 Mal, davon 29 Mal als Präsident, in den wohl exklusivsten Golf Club der Welt, wo alljährlich das Masters ausgetragen wird.
Während Obama in den ersten drei Monaten seiner Amtszeit auf sein sportliches Hobby verzichtete, hielt es Trump schon als „President elect“ nicht in seinem Büro. Zwar hatte er sich im Wahlkampf nur selten auf den Fairways sehen lassen, aber kaum hatte er die Wahl gewonnen, frönte er umso intensiver seinem Hobby. Ja, er nutzte seine Stellung als „Commander in Chief“ aus, um einige der besten Profis der Welt zu gemeinsamen Runden einzuladen. Der siebzigjährige New Yorker spielte im Dezember 2016 im Trump International Golf Club in West Palm Beach in Florida eine Runde Golf mit Tiger Woods. Der langjährige Weltranglistenerste entwarf für den Immobilien-Mogul in Dubai den zweiten Platz des Trump World Golf Club. Danach spielte er mit der Weltklassegolferin Lexi Thompson und am 22. Dezember absolvierte er eine seiner üblichen Runden mit dem PGA-Tour-Profi Jim Herman. Den 39 Jahre alten Amerikaner hatte Trump 2006 als Assistant Pro in seinem Trump National Golf Club in Bedminster (New Jersey) kennengelernt und ihn nach gemeinsamem Spiel ermutigt, sich weiter um einen Arbeitsplatz auf der lukrativsten Turnierserie der Welt zu bemühen. Herman tat, wie ihm geheißen und gewann im April 2016 bei seinem 106. Start auf der PGA Tour erstmals ein Turnier, die Shell Houston Open – mit dem Logo von Trump auf Tasche und Hemd.
Kaum hat Trump seinen neuen Job angetreten, zieht es ihn immer wieder in sein Anwesen Mar-a-Largo in Florida – und natürlich spielt er Golf. Den amerikanischen Steuerzahler kommt das teuer zu stehen. Da jedes Mal mehr als hundert Beamte des Secret Service den Präsidenten begleiten, kostet jeder Wochenend-Golftrip rund 3,6 Millionen Dollar. Auch Politik betreibt Trump auf dem Golfplatz. Nach einem Staatsbesuch lud er den japanischen Premierminister Shinzo Abe im Februar zu einer gemeinsamen Runde in seinen Club in Florida ein. Die beiden spielten im Vierer gemeinsam gegen den Pro des Clubs – und Ernie Els. Der Südafrikaner, der wegen Verletzung ein Turnier abgesagt hatte, musste für die Runde viel Kritik einstecken. Noch schlimmer wurde Rory McIlroy in sozialen Medien dafür beschimpft, dass auch er der Einladung Trumps gefolgt war. Als Rassist und bigotte Person wurde er bezeichnet, die Kritik im Vereinigten Königreich war so stark, dass der Nordire sich zu einer Erklärung auf Twitter veranlasst sah: Die Runde sei keine politische Aussage, er habe aus Respekt vor dem Amt eingewilligt und die einzige gemeinsame Basis mit Trump sei Golf.
McIlroy gab sich erstaunt, wie weit Trump den Ball noch schlagen könne, ohne allerdings die Länge der Drives genau zu beziffern. Bei einer Wahlveranstaltung im Vorjahr hatte Trump damit geprahlt, er könne den Golfball noch immer 285 Yards (261 Meter) weit schlagen. Die Experten staunten, zumal sein Schwung – wie man in Videos auf YouTube beobachten kann – weit von der Eleganz und vermeintlichen Leichtigkeit von Profis oder Spitzenamateuren entfernt ist. Jaime Diaz, Redakteur des amerikanischen Magazins „Golf Digest“, spielte Ende 2013 und Anfang 2014 zwei Runden mit Trump. Er schrieb, dass Trump, damals 67 Jahre alt, den Ball nicht sonderlich weit schlagen könne, im Schnitt um die 230 Yards (210 Meter), für einen Senioren immer noch eine respektable Leistung. Diaz erkannte im Schwung einen Fehler – ein zu flaches (zu sehr nach innen) Wegnehmen des Schlägers, was normalerweise zum gefürchteten „over the top“-Schwung führt, sodass man von außen an den Ball kommt. Aber Trump gleicht das aus, indem er extrem schnell die Hüfte aus dem Weg dreht und so leicht von innen an den Ball kommt – für ihn der Schlüssel zu geraden Schlägen.
Alice Cooper: Ich habe mit Trump gespielt, mehr sage ich dazu nicht
Dank dieser Technik und vor allem (glaubt man seinen Worten), weil er sich selbst als exzellenten Putter bezeichnet, sei Trump die absolute Nummer 1 unter golfenden Präsidenten. Der New Yorker wäre dann auch besser als John F. Kennedy, der regelmäßig um die 80 Schläge benötigte und bisher als unumstrittene Nummer eins im Golf unter den Führern der freien Welt galt. Noch immer behauptet der Immobilien-Mogul, sein Handicap liege bei -2,8 – für einen Mann seines Alters eine außergewöhnliche Leistung. Mehr noch: Er habe viele Runden unter Par gespielt und insgesamt 19 Klub- und Klubseniorenmeisterschaften in seinen Anlagen gewonnen. Es gibt zwar Senioren, die in diesem Alter solche Leistungen bringen, aber das sind meist ehemals hervorragende Amateure, die ihr ganzes Leben an Turnieren teilnahmen und im Ruhestand fast täglich üben und spielen. Schwer zu glauben, dass Trump bei seinen zahlreichen Aktivitäten zu so niedrigen Runden in der Lage ist. Da verwunderte es nicht, dass immer mehr Leute dem mächtigsten Mann der Welt vorwarfen, wie bei seinen zahlreichen Äußerungen im Wahlkampf Fiktion als Fakten darzustellen.
Schon im Jahre 2003 veröffentlichte der amerikanische Sportjournalist Rick Reilly, damals noch in Diensten von Sports Illustrated, das Buch „Who’s Your Caddy“. Er beschrieb darin seine Erlebnisse als Taschenträger von Profis und anderen Berühmtheiten. Auch Trump wollte er auf einer Runde als Caddie dienen, aber da der Milliardär in seinem Club schon, wie er sagte, über den „weltbesten Caddie“ verfügte, musste Reilly ihn spielend begleiten. Reilly bezeichnete Trump als einen guten Golfer, aber von seinem angeblichen Handicap von 3 sei er schon damals, im Alter von 56 Jahren, ein Stück entfernt gewesen. Reilly ordnete Trumps Golffähigkeit eher bei Handicap 6 oder 7 ein. Der Journalist beschrieb Trumps überaus großzügigen Umgang mit den Golfregeln und seine Kreativität beim Ausfüllen der Scorekarte. Als krassestes Beispiel führte er an, wie Trump an einem Loch mit dem zweiten Schlag neben das Grün schlug, den Ball aufhob und sich ein Birdie notierte. Reilly nannte es den vermutlich ersten selbst gegebenen „Chip-in-Gimmie“ der Golfgeschichte, also ein Schlag, der nicht mehr ausgeführt („geschenkt“) werden kann, weil das Versenken im Loch nur noch Formsache ist. Reilly wunderte sich, dass Trump für seine Runde 75 Schläge notierte, also genau seinem Handicap entsprechend, und von seinem Partner die zehn Dollar Wetteinsatz forderte.
Auch im Wahlkampf hatten sich immer wieder Leute gemeldet, die Trumps herausragende Schlagfertigkeit auf dem grünen Rasen bezweifelten. Der amerikanische Schauspieler Samual L. Jackson antwortete im In-Flight-Magazin von United Airlines „Rhapsody“ 2015 auf die Frage, ob Trump oder er der bessere Golfer sei: „Oh, ich. Ganz sicher. Denn ich betrüge nicht.“ Trump twitterte dann sofort, er habe nie mit Jackson gespielt – und blieb bei dieser Behauptung, obwohl mehrere Zeugen versicherten, mit beiden gemeinsam Golfrunden gedreht zu haben. Der Rocksänger Alice Cooper sagte schon 2012 in einem Interview auf die Frage, wer der schlimmste Betrüger sei, der ihm im Golf je untergekommen wäre: „Ich habe mit Donald Trump gespielt. Das ist alles, was ich dazu sage.“ Mark Mulvoy, ehemaliger Chefredakteur von Sports Illustrated, erzählte der „Washington Post“, Trump habe seinen überaus legeren Umgang mit den Golfregeln ganz offen verteidigt: „Alle meine Spielpartner betrügen. Ich muss betrügen, um mitzuhalten.“
Doch unabhängig davon, wie gut Trump wirklich spielt, für den POTUS (President Of The United States) ist Golf mehr als ein Freizeitvergnügen: Ihm gehören in seiner amerikanischen Heimat, in Dubai, in Irland und Schottland insgesamt 23 Golfplätze auf insgesamt 16 Anlagen. Zu Trumps Portfolio zählen so berühmte Plätze wie Turnberry an der schottischen Westküste oder Doral in Miami, ein langjähriger Austragungsort eines Turniers der PGA Tour. Trump Turnberry, wie das altehrwürdige Resort mit Luxushotel in Ayrshire nach der Übernahme vor drei Jahren durch den Milliardär jetzt heißt, darf nach der aufwändigen Überarbeitung von Platz und Herberge für insgesamt 250 Millionen Pfund hoffen, irgendwann wie zuletzt 2009 wieder als Gastgeber der British Open ausgewählt zu werden, auch wenn der Veranstalter R&A bis jetzt noch keinen Termin dafür bekanntgegeben hat. Das englische Magazin „Golf Monthly“ hat Turnberry Ende 2016 zum besten Platz Großbritanniens gekürt.
Bei den Damen hat Trump sein Ziel, die versammelte Weltelite auf einer seiner Anlagen zu begrüßen, schon erreicht. Die US Women’s Open, das wichtigste der fünf Damen-Majors, findet im Juli im Trump National Golf Club in Bedminster in New Jersey statt, trotz zahlreicher Proteste nach Trumps frauenfeindlichen Ausfällen im Wahlkampf. Mittlerweile hat die Frauenrechtsorganisation „Ultra Violet“ schon mehr als 100.000 Unterschriften gesammelt, um eine Verlegung zu erreichen. Doch der amerikanische Golfverband USGA bleibt wie die PGA of America, die auf diesem Platz 2022 die PGA Championship austragen will, stur und beharrt auf seiner Wahl.
Trump hatte seine eigene Golf-TV-Show
Viele Schlagzeilen schreibt und schrieb auch ein anderer Platz Trumps in Schottland. Sein langer Kampf, wenige Kilometer nördlich von Aberdeen inmitten eines Naturschutzgebiets mit spektakulärer Dünenlandschaft einen Links Course samt Hotel zu bauen, und seine zum Teil rabiaten Methoden, sich gegen Proteste und Nachbarn durchzusetzen, führten dazu, dass die BBC einen für Trump wenig schmeichelhaften Dokumentarfilm drehte. Aber selbst als der Platz schon fertiggestellt war, ging der Ärger weiter. Trump wehrte sich heftig gegen einen geplanten, mittlerweile ad acta gelegten Windpark direkt vor der Küste und überwarf sich dadurch mit dem damaligen schottischen First Minister und begeisterten Golfer Alex Salmond. Trump bezeichnet diesen Platz kühn als den besten der Welt. Mit dieser Einschätzung stand er zwar allein, aber dass dieser Links Course zur absoluten Spitzenklasse zählt, bestreitet kein Experte. Derzeit macht der Platz wieder Schlagzeilen, weil Trump den Umweltberater-Ausschuss, der über die Naturschutzauflagen wachen sollte, eigenmächtig auflöste.
Fast in Vergessenheit geraten sind die anderen geschäftlichen Aktivitäten des Golfers Trump. Der „Commander in Chief“ war im amerikanischen „Golf Channel“ in den Jahren 2010 und 2011 Gastgeber der TV-Show „Trump’s Fabulous World of Golf“, in der Berühmtheiten auf den Anlagen Trumps für wohltätige Zwecke spielten. Sogar ein eigenes Golfbuch hat er 2005 verfasst: „Trump: The Best Golf Advice I Ever Received“. Auf 320 Seiten breitet Trump die Ratschläge aus, die er von berühmten Profis, von Mickelson bis Player, und anderen Berühmtheiten erhielt und die seine Landsleute zu großartigen Golfern machen sollten. Das Werk wurde seinerzeit als das „ultimative Golflehrbuch“ angepriesen. Als eines, das ganz sicher bald als Standardwerk der Golfliteratur gelten werde. Das wurde es nicht – und das zeigt, wie schwer Vorhersagen sind, wenn es um Donald J. Trump geht.