Montag, Dez 23, 2024
StartSportOlympia gewöhnt sich an Golf, und umgekehrt: Scheffler gewinnt (wieder mal)

Olympia gewöhnt sich an Golf, und umgekehrt: Scheffler gewinnt (wieder mal)

Auch wenn Österreichs Sepp Straka keine Rolle im Medaillenrennen im Golf National gespielt hat: Golf ist nach Rio und Tokio endgültig im olympischen Reigen angekommen, was unter anderem der Olympiasieg von Scottie Scheffler beweist.

In einer atemberaubenden Olympia Finalrunde am Sonntag gelang der Nummer 1 der Golf-Welt Scottie Scheffler eine unglaubliche Aufholjagd, die ihm die olympische Goldmedaille einbrachte. Das auch noch, mögen sich manche denken. Tatsächlich ist allein die Teilnahme von Scheffler an den olympischen Spielen ein Statement. Bislang zierten sich die Stars durch die Bank beim olympischen Golfturnier auf zu teen

Scheffler, der den Finaltag mit vier Schlägen Rückstand auf die Führenden Xander Schauffele und Jon Rahm im Le Golf National begonnen hatte, spielte auf den Back-Nine sechs Birdies und holte sich mit einem Ergebnis von neun unter 62 Schlägen den Titel für die USA. Tommy Fleetwood aus England wurde Zweiter und gewann die Silbermedaille, Hideki Matsuyama holte Bronze für Japan.

„Das ist ein absolutes Karriere-Highlight“, sagte Scheffler nach der Runde, „Jedes Mal, wenn man in der Lage ist, sein Land zu vertreten, ist das etwas ganz Besonderes. Es war eine tolle Woche und es war großartig, die USA zu vertreten, und ich bin stolz darauf, mit einer Medaille nach Hause zu fahren.“

Olympia & Golf: Rahm & Schauffele als Führende vor dem Schlusstag

Die 54-Loch-Führenden begannen ruhig mit Pars an den ersten beiden Löchern, aber es dauerte nicht lange, bis sie in Fahrt kamen. Sowohl Schauffele als auch Rahm glichen mit Back-to-Back-Birdies am Par-5-Loch 3 und am Par-4-Loch 4 aus und erreichten 16 unter, während Spielpartner Fleetwood seine Birdie-Serie auf drei Löcher in Folge ausbaute und sich auf 15 unter verbesserte.

Matsuyama, der am Samstag Even Par gespielt hatte, legte am Sonntag mit drei Birdies auf den ersten fünf Löchern einen fulminanten Start hin und kämpfte sich auf 14 unter zurück. Doch damit war es noch nicht getan. Matsuyama lochte an der 6 mit einem 10-Footer ein weiteres Birdie ein und kam bis auf einen Schlag an die Führung heran.

Doch während der Abstand zwischen Rahm und Schauffele immer größer wurde, versuchten zwei andere Spieler verzweifelt, mit Rahm Schritt zu halten. Fleetwood, der auf den ersten Neun drei Schläge unter Par lag, spielte auf der 11 ein weiteres Birdie. Zwei frühe Birdies auf den hinteren Neun brachten Hideki Matsuyama nach 12 Löchern auf sechs unter, so dass beide mit 17 unter auf dem zweiten Platz lagen.

Gerade als es so aussah, als ob Rahm die Goldmedaille verlieren würde, wurde sein Tempomat mit zwei Bogeys auf den Löchern 11 und 12 außer Kraft gesetzt. Nachdem Rahms Parversuch an Loch 12 knapp verfehlt wurde, lochte Fleetwood ein Birdie ein, und schon war Rahms Vorsprung von vier Schlägen dahin und beide Spieler lagen mit 18 unter gleichauf.

Scheffler hatte sich den ganzen Tag über ruhig verhalten und auf seinen Moment gewartet, und als Rahm zu schwächeln begann, schlug er zu. Der amtierende Masters-Champion spielte ab Loch 14 drei Birdies in Folge, um mit Rahm und Fleetwood gleichzuziehen und die Führung zu übernehmen.

Am kniffligen 17. Loch verzog Scheffler seinen Abschlag in das tiefe Rough links vom Fairway, doch mit einem mächtigen Schlag erreichte die Nummer 1 der Welt nicht nur das Grün in Regulation. Scheffler hatte auch die Chance, mit einem Birdie in Führung zu gehen. Der Bergauf-Putt war immer auf Spur, und mit geballter Faust übernahm Scheffler mit 19 unter die alleinige Führung.

Aber Fleetwood gab nicht kampflos auf. Der Engländer zog zwei Löcher vor Schluss mit Scheffler an der Spitze des Leaderboards gleich.

Schefflers Abschlag an der 18 landete im dichten Rough neben einem Fairway-Bunker, aber auch hier zeigte Scheffler seine unglaublichen Schlagfertigkeiten: Er erreichte das Grün mit seinem zweiten Schlag und eröffnete eine weitere Birdie-Chance. Diesmal war es allerdings ein kurvenreicher Putt bergab. Scheffler ließ seinen Birdie-Versuch ein paar Meter am Loch vorbei laufen. Aber er versenkte den Retourputt und beendete mit seine 62er Finalrunde den Tag mit Platzrekord und gesamt 19 unter.

Sepp Straka (AUT) | Photo by Andrew Redington/Getty Images)

In der Trainingsrunde waren wir ganz alleine unterwegs und wussten nicht, was uns erwarten würde. Am Ende war die Stimmung einfach gewaltig, und ich habe das sehr genossen“

Sepp Straka

Perez eröffnete das olympische Golfturnier

Der französische Golfer Victor Perez hatte auch die Ehre, am Donnerstag den ersten Abschlag beim olympischen Golfwettbewerb der Herren im Le Golf National zu machen, und der Franzose genoss diese Gelegenheit.

„Da ist offensichtlich viel los am ersten Tee“, sagte Perez, in Anspielung auf die Fans, die für eine außergewöhnliche Stimmung sorgten. „Das erste Tee ist etwas Besonderes für Golfer. Niemand genießt den ersten Abschlag, niemals. Ich habe meinem Caddie James gesagt, dass wir die 10 Minuten vorher am Abschlag sein sollten, um diese Stimmung aufzusaugen. Das ist definitiv ein einmaliges Erlebnis. Es war großartig, und mir ist sogar ein guter Schlag gelungen.“

Die Heimat des Ryder Cup 2018 erwachte für die Olympischen Spiele zum Leben und keiner der 60 Spieler wusste, was auf sie zukommen würde: In Rio, der Wiedereinführung war das Zuschauerinteresse nicht existent, in Tokio verhinderte Covid im golfverrückten Japan Stimmung entlang der Fairways.

„Als ich mir den Platz ansah, dachte ich an den Ryder Cup“, sagte Xander Schauffele, der vor drei Jahren in Tokio eine Goldmedaille gewann, „Ich dachte, wow, was für ein Platz, wie der  angelegt wurde, so dass jeder etwas sehen kann. Es war eine großartige Atmosphäre. Und die Tatsache, dass es nur 20 Gruppen gibt, hat dazu geführt, dass die Fans auf die bestmögliche Art und Weise zusammengedrängt wurden.“

2016, als zum ersten Mal seit 1904 wieder Golf bei den Olympischen Spielen gespielt wurde, diente das Zika-Virus in Brasilien als Abschreckung für zahlreiche Spieler, die nicht teilnahmen, darunter die damals vier besten Spieler der Welt (McIlroy, Jason Day, Jordan Spieth und Dustin Johnson).

Vor drei Jahren in Japan standen die durch COVID verschobenen Spiele noch unter strengen Auflagen und hatten nicht die gleiche Atmosphäre – keine Menschenmassen und keine anderen Besucher als die Sportler.

Jetzt findet das Turnier in den Außenbezirken einer pulsierenden Stadt statt, an einem Ort, der als Austragungsort eines DP World Tour-Events und des Ryder Cups schon eine gewisse Geschichte hat.

Der Australier Jason Day, der die Spiele 2016 als Weltranglistenerster ausließ, war froh, eine zweite Chance zu bekommen: „So nervös war ich wahrscheinlich noch nie, wenn man auf die Kleidung schaut und die Farben sieht“, sagte Day, der eine 69 spielte. „Die ersten paar Löcher haben mich eigentlich ziemlich überrascht. Ich war ziemlich nervös, als ich am ersten Abschlag stand, und es dauerte ein paar Löcher, bis ich es überwunden hatte.“

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