Haotong Li gewinnt in einem packenden Finale die BMW International Open in München Eichenried vor Thomas Pieters und Ryan Fox. Li siegte in einem Play-off gegen Pieters am ersten Extra-Loch, indem er einen schier unmöglichen Birdieputt verwandelte. Doch nichts ist im Golf unmöglich und Li feierte nach vier Jahren Wartezeit seinen dritten DP World Tour Sieg.
Es war ein Start-Ziel-Sieg, denn Li hatte bereits am Donnerstag mit einer 62er Runde nicht nur den Platzrekord egalisiert, sondern die Führung im Turnier übernommen und sie an den beiden folgenden Tagen mit guten Leistungen souverän verteidigt.
Bis zur 6. Bahn am Finaltag sah es nach einem überlegenen Sieg für ihn aus, denn nach drei Birdies auf den ersten 5 Löchern hatte Li seinen Vorsprung auf 5 Schläge vergrößert. Doch an den Löchern 6 und 7 spielte Li seine ersten beiden Bogeys des Tages und ließ die Konkurrenz wieder herankommen. Es folgten noch zwei weitere Schlagverluste und drei Löcher vor Schluss war die alleinige Führung dahin. Ein Trio, bestehend aus Li, Pieters und Fox, stand mit -20 an der Spitze.
Die beiden direkten Konkurrenten im letzten Flight des Tages schüttelten Fox an der 16 mit zwei Birdies ab, und am vorletzten Loch eroberte sich Li mit einem weiteren Birdie die alleinige Führung zurück. Doch Pieters konterte, spielte an der 18 das Birdie, während Li nur das Par gelang. Am ersten Play-off Loch hatte Li dann das Glück auf seiner Seite und verwandelte einen Monsterputt zum Birdie. Pieters verschob seinen Birdieversuch, und die Zuschauer in Eichenried erlebten einen emotionalen Sieger, der anschließend gestand, dass er vor einigen Monaten schon mit dem Gedanken gespielt hatte, den Golfsport an den Nagel zu hängen.
BMW International Open: Der Sieger wollte schon mit dem Golfen aufhören
„Ich kann meine Gefühle nicht beschreiben, es ist unfassbar“, sagte Li. „Vor zehn Monaten wollte ich mit dem Golfspielen aufhören. Das habe ich meinem Freund und jetzigen Caddie Zhi Yang gesagt. Er war in den dunklen Zeiten immer für mich da. Ich kann ihm nicht genug danken. Ich habe heute Nacht kaum geschlafen, aber ich habe davon geträumt, diese Trophäe in Händen zu halten – und jetzt ist dieser Traum wahr geworden. Es ist unglaublich.“
Bester Deutscher wird Nicolai von Dellingshausen mit einem Gesamtergebnis von 17 Schlägen unter Par und einem hervorragenden 5. Platz.
„Ich bin sehr, sehr glücklich.“, sagte von Dellingshausen. „Mit dem Score und dem Ergebnis sowieso, aber auch damit, wie diese Woche verlaufen ist, mit meinem Spiel und meiner mentalen Leistung.“
Marcel Schneider (-13, T15), Max Kieffer (-11, T26), Yannik Paul (-10, T32), Martin Kaymer, Hurly Long, Timo Vahlenkamp (alle -9, T36) und Marcel Siem (-7, T53) komplettieren die acht deutschen Pros, die den Cut erfolgreich geschafft hatten.
Kieffer, der am Samstag seinen 32. Geburtstage feierte, gelang bereits in der ersten Runde ein Albatros, als er auf der 11. Spielbahn (Par 5) seinen zweiten Schlag mit einem 4er-Eisen aus gut 192 Metern einlochte. Es war der erst vierte Albatros in der langen Turniergeschichte. Zuvor war dieses Kunststück nur José Maria Olazábal (ESP, 2001, Loch 11, Par 5), Rafa Echenique (ARG, 2009, Loch 18, Par 5) und Vincent Norrman (SWE, 2021, Loch 16, Par 4) gelungen.
Auch der Österreicher Lukas Nemecz spielte ein starkes Turnier und belegt am Ende mit einem Gesamtscore von 14 unter Par den geteilten 13. Rang. Bernd Wiesberger dagegen erwischte ein rabenschwarzes Wochenende und landet im abgeschlagenen Feld. Wiesberger wird kommende Woche wieder bei einem der umstrittenen LIV Golf Events dabei sein und in Portland, Orgen aufteen.