Das erste Turnier der LIV Golf Invitational Series rückt näher und nach und nach tauchen die Namen der Protagonisten an die Oberfläche der trüben Normanschen Buchstabensuppe. Seit Monaten köchelte sie auf mittlerer Flamme mit namenlosen Umschreibungen vor sich hin.
Von Majorsiegern war die Rede, von ehemaligen Nummer Einsen, von Top 50-Spielern und Top 100 Spielern, von PGA und DP World, von Asien bis Amerika.
Der erste Name, den die Hungrigen aus der Suppe fischten, war Robert Garrigus, die aktuelle Nummer 1065 der Welt. Kein Paukenschlag, kein Sattmacher. Doch der Termin rückt näher und die Schriftzeichen fügen sich zu bekannten Größen des Golfsports zusammen.
Das Buchstabenpuzzle bringt bis dato vorwiegend Europäer zum Vorschein, die sich offensichtlich von den horrenden Geldsummen anlocken lassen. Der junge Schotte Robert MacIntyre sprach in diesem Zusammenhang jüngst von „obszönen“ Geldsummen, die dort für den Sport aufgewendet werden. Robert MacIntyre wird nicht für die Saudis spielen.
Es gibt jedoch einige prominente Interessenten für die hochdotierten Startplätze der gemütlichen Teamevents ohne Cut aber voller Belanglosigkeit.
Laut einem Bericht der britischen Zeitung The Telegraph ist Martin Kaymer neben Lee Westwood die zweite ehemalige Nummer 1, die im Juni beim ersten LIV Golf Invitational Turnier im Centurion Club in London an den Start gehen möchte.
Martin Kaymer spielt im Juni in jedem Fall in Europa. In der ersten Woche, unmittelbar vor dem Saudi Event, schlägt er bei den Porsche European Open in Deutschland ab.
Weitere Spieler, die eine Ausnahmegenehmigung für das erste Turnier der LIV Golf Serie beantragt haben, sind Berichten zufolge Richard Bland und Sergio Garcia. Garcia hat seinen Wechsel zur LIV Turnierserie beim Wells Fargo Championship der PGA Tour quasi selbst bekannt gegeben.
Während er in hüfthohem Gras herumstapfend seinen Ball suchte und es Unstimmigkeiten wegen der 3-Minuten-Regel gab, wurde der Spanier ungehalten und meckerte lautstark: „Ich kann es kaum erwarten, diese Tour zu verlassen. Nur noch ein paar Wochen, bis ich mit euch nichts mehr zu tun habe.“
Diese Tour bescherte dem Spanier in seiner Karriere immerhin knapp 55 Millionen Dollar Preisgeld. Reicht das nicht zum Leben? Eine obszöne Summe Geld, um bei der Beschreibung des smarten Robert MacIntyre zu bleiben.
Bei dieser Summe schlagen wir den Bogen zu Phil Mickelson, der hier noch gar nicht genannt wurde, obwohl er der allererste war, der sich die Normansche Suppe eingebrockt hatte. Laut Alan Shipnuck, der in unregelmäßigen Abständen schwer verdauliche Bröckchen seiner Mickelson-Biographie in die Öffentlichkeit hinauswirft, soll Mickelson 40 Millionen Dollar in vier Jahren verzockt haben. Das wiederum könnte seine Motivation für hochdotierte, schwach besetzte Veranstaltungen ohne Prestige erklären. Von wegen der PGA Tour eins auswischen.
Alle anderen Teilnehmer möchten uns, die wir diesen Sport lieben, ihren Antrieb doch bitte näher erläutern. Uns, die wir mit ihnen zitterten und mitfieberten bei den Majors und beim Ryder Cup, bei Turnieren, die Geschichte schreiben, die den Sport ausmachen und ihm und seinen Athleten eine Bedeutung geben.
Wo ist der Sportsgeist, der Antrieb geblieben, sich mit den besten seiner Zunft messen zu wollen? Warum räumt man freiwillig das beste und großartigste, das leistungsstärkste Feld der Welt, dessen Zugehörigkeit man sich mit seinen Leistungen in der Vergangenheit, mit seinen schwer erkämpften Siegen in ruhmreichen Stunden verdient hat?
Solche, die nicht bleiben wollen, soll man gehen lassen. Vielleicht sind jene, die sich nicht umdrehen, woanders am richtigen Platz.