„Auf jedem Fairway kamen Jungs zu mir und sagten: Alter, wo hast du die her?“
SCOTT „WOODY“ WOODWORTH, Gründer und CEO von LOUDMOUTH
John Daly und bunt gemusterte Golfhosen – das gehört zusammen wie Gin und Tonic. Dass der polarisierende, Zigarren rauchende US-Golfstar gerne mal Alkohol trinkt, sickerte immer wieder durch. Vor rund 15 Jahren machte er die knallbunten Hosen des Labels Loudmouth auf den Fairways populär. Daly stieg damit in Sachen Golfhosen quasi in die Fußstapfen des bei einem Flugzeugabsturz tragisch verunglückten Payne Stewart, der mit seinen oft quietschbunten Kniebundhosen und karierten Kniestrümpfen stets ein Hingucker war. Mittlerweile sind bunte Männer-Golfhosen im Golfsport nicht mehr wegzudenken. Und Loudmouth hat mit seinen auffälligen Hosen längst Konkurrenz von anderen Herstellern bekommen.
„Woody“ fand die üblichen Hosen langweilig
Um die Gründung von Loudmouth ranken sich viele Geschichten. Eine davon lautet, dass der Grafikdesigner Scott „Woody“ Woodmouth die üblichen Farben von Golfbekleidung nicht mochte. „Als ich in den 1990er Jahren Golf spielte, trugen viele diese biederen schwarzen Hosen wie Tiger Woods. Die Spieler sahen langweilig aus, wie Geschäftsmänner!“ Das sagte der Loudmouth-Erfinder einmal in einem Interview. Er hatte sich deshalb auf die Suche nach ausgefallenen Stoffen gemacht. Und wurde fündig: in einer Abteilung für Kinderstoffe.
Bis das Label durch die Decke ging, sollte es noch ein paar Jährchen dauern. Als John Daly 2008 wegen zahlreicher Eskapaden von der US-PGA-Tour für 6 Monate suspendiert wurde, spielte der zweifache Major-Sieger einige Zeit auf der European Tour. Dort trug er erstmals die grell-bunten Golfhosen made by Loudmouth. Die Erfolgsstory der US-Marke nahm ihren Anfang. Der Name „Loudmouth“ ist Programm: Laut und schrill sollten sie sein, die neuen, ungewöhnlichen Beinkleider. Im Übrigen aber natürlich aus gutem, farbtreuem und stretchigem Material.
Wilde Dschungelprints & Co
Im Webshop kosten die bunten Männer-Golfhosen der US-Firma derzeit ab 160 Euro. (Loudmouth fertigt mittlerweile auch Shorts, Polos, Jacken, sehr niedliche Kappen etc., und zwar auch für Frauen). An Mustern gibt es alles, was das Männer-Herz begehrt: Karos, Dschungelprints, bunte Pilze, Blumen oder Paisley. Die wohl auffälligste Hose der aktuellen Kollektion: Die „Knickerbockers – Jungle Bogey“ – eine ballon-artige Kniebundhose à la Payne Stewart in einem wilden, mehrfarbigen Print. Dieses Teil triggert Mut und ist eindeutig nichts für schüchterne Männer. Meiner Meinung nach ein Garant, dass man auf dem Fairway oder im Clubhaus nicht übersehen wird!
Schrille Muster – auch von Lindeberg
Nach Loudmouth sprangen auch andere Produzenten auf den Zug auf. Beim schwedischen Qualitäts-Label J.Lindeberg können Golfer derzeit ab 150 Euro zwischen 4 verschiedenen gemusterten Männer-Golfhosen wählen. Etwa das Modell „Petrus Print Pant“, mit dem man sich inklusive Jacke von Kopf bis Fuß in ein recht gewagtes Karo-Streifen-Muster hüllen kann und das die Frage aufwirft: Noch Homewear oder schon Golf-Suit? Ober- und Unterteil in einem einheitlichen Stoffdesign mit großen Punkten und dem typischen Lindeberg-Logo gibt es auch beim Modell „Tim“, das als Short und lange Hose erhältlich ist. Auch die Premium Marke Alberto – bekannt für sehr gut sitzende Hosen – hat zwei fesche, bunt-gemusterte Männer-Bermudas im Programm.
„Die Spieler sahen langweilig aus, wie Geschäftsmänner!“
Scott „Woody“ Woodmouth
Männerhosen und passende Schiebekappen
An der in Mitteleuropa weniger bekannten, britischen Marke Royal & Awesome werden modemutige Männer ebenso ihre Freude haben. Schon der Slogan „Spectacular Trousers For The Pars & The Bars“ impliziert, dass der Trend zu kunterbunten Männer-Golfhosen vor allem auch eines sein kann: Ein Riesenspaß. Die Palette reicht bei Royal & Awesome von langen und kurzen Hosen mit bunten Rhomben, über fancy Prints, die einem Cartoon gleichen, rosa Flamingos auf rotem Grund bis zum – very british – klassischem Schottenkaro. Sehr kleidsam sind die in jedem Muster zur bunten Männerhose passenden Schiebekappen! Und noch dazu hat die Firma wirklich vernünftige Preise: Jede Hose kann man zu 54,99 Pfund über den Webshop bestellen.
Schottisches Beinkleid
Die noch größere Auswahl an schottischem Tartan hat der ScotlandShop. Dort findet Mann zum Beispiel eine robuste Golfhose zum stolzen Preis von 300 Euro aus Wollstoff in 514 (!) verschiedenen Tartans in allen Farben dieser Welt von rot über grün bis pink. Und auch für verhinderte Großwildjäger hat das Modeuniversum etwas zu bieten: Bakery erzeugt Hosen mit Zebramuster. Oder für Fans des gepflegten Schachspiels eine schwarz-weiße Karohose.
Darf „so etwas“ überhaupt sein?
Bleibt noch die Frage der Etikette. Amateuren ist erlaubt, was im Profisport verpönt ist. Zum Beispiel Shorts, die Profigolfer ausschließlich bei den Proberunden tragen dürfen. Die PGA (Professional Golfer´s Association) schreibt den Profis bei Turnieren lange Hosen vor, selbst bei 35 Grad im Schatten. Den Stil der Hosen hat die PGA aber nicht festgelegt. Und damit John Daly, aber auch dem stets auffällig gewandeten Engländer Ian Poulter die Chance gegeben, den strengen Dresscode mit lustig-gemusterten bunten Männer-Golfhosen zumindest aufzulockern.
Gleichzeitig finden die kunterbunten Männer-Golfhosen nicht nur begeisterte Anhänger. Im Gegenteil. Sie sorgen bisweilen sogar für Kontroversen, ob „so etwas“ am Golfplatz überhaupt sein darf. Ich finde, dass bunte Männerhosen gute Laune verbreiten und zumindest über die Persönlichkeit des Trägers einiges verraten: eher extravagant, nicht langweilig und vielleicht auch ein klein wenig grenzüberschreitend – siehe John Daly.