Sonntag, Apr 14, 2024
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StartPanoramaGC Adamstal: Mehr als eine Affäre

GC Adamstal: Mehr als eine Affäre

Es gibt in unseren Breiten sehr schöne Golfplätze. Es gibt auch sehr spektakuläre Golfplätze, spannende, ungewöhnliche. Und … es gibt Adamstal. Also jene besondere Anlage im niederösterreichischen Alpenvorland, die so manche Spieler, die es bevorzugen, sich in weitläufigen und bequemen Ebenen austoben zu dürfen, zu einer Art -No-Go-Area erklärt haben. Zu einem Ort der Verdammten, zum finsteren Tal, zum grünsamtenen Vorhof der Golfhölle.

Nun, in der Tat, das großzügige Verzeihen schwungtechnischer Fehler ist mit Sicherheit nicht Paragraf eins im Leitbild des GC Adamstal. Die unmittelbaren Rückmeldungen für schlechte Schläge verlangen in dieser Gegend durchaus ein fein ausbalanciertes Verhältnis zur eigenen Psyche, weshalb sich ein aufrichtiger Pakt mit den unzähligen Outgrenzen und rot markierten Gefahrengebieten
empfiehlt. Und wer tatsächlich speziellen Wert darauf legt, mit jenem Ball zurückzukehren, mit dem er gestartet ist, wird es leider nie und nimmer bis zur Halfway-Station schaffen (was doppelt schade ist, weil die Speckbrote dort mindestens so unverzichtbar sind wie die Kenntnisse über regelkonformes Droppen).

Ein Golfplatz zum Verlieben

So betrachtet kann es für Liebhaber der Komfortzone naturgemäß nur eine Devise geben: Die Adresse Gaupmannsgraben 21 unbedingt zu meiden. Den Golfclub Adamstal nahe der Mostviertler Gemeinde Ramsau großräumig zu umfahren. Es gibt allerdings eine äußerst reizvolle Alternative: Sich in den Platz zu verlieben. Also nicht nur ein bisserl, im Stil einer Affäre für zwischenzeitlich forderndes Amusement. Sondern so richtig. Mit allem Drum und Dran. Um im Bild zu bleiben: Bis hin zu einem leidenschaftlichen Eheversprechen, den Kurs zu lieben und zu ehren, bis das ständige Schielen auf Handicap-Verbesserungen uns scheidet.

Das abwechslungsreiche Design ist bestechend und international konkurrenzfähig. Das Wort „Wahnsinn“ erfährt hier in allen erdenklichen Interpretationen seine Berechtigung.

Der GC Adamstal ist nicht nur ein Golfplatz, auf dem man eine Runde spielt. Das wäre die Missachtung eines Juwels. Die Wiese, die vom 12-fachen Rallye-Staatsmeister Franz Wittmann in Zusammenarbeit mit dem kanadisch-irischen Architekten Jeff Howes eine Autostunde von Wien entfernt erschaffen wurde, ist ein Erlebnis. In so vielerlei Hinsicht. Es geht lediglich darum, sich genau darauf auch voller Hingabe einlassen zu wollen.

Wer hier nicht nur spielt, sondern auch bereit ist zu schauen, zu hören und zu fühlen, dessen Lohn wird am Ende jene Zufriedenheit sein, die kein Birdie der Welt erzeugen kann. Wer es schafft, den körpergeistigen Drahtseilakt zwischen atemberaubendem Naturereignis und sportlicher Herausforderung als Abenteuer voller Lust und Freude anzunehmen, der wird hier mehr als irgendwo sonst immer wieder versuchen, das Glücksgefühl des Bezwingers anzustreben. Das Motto „Richtung vor Länge“ soll übrigens laut Zeugenaussagen diesbezüglich sehr hilfreich sein.

Und so wird in den Adamstaler Geschichtsbüchern von vielen Menschen berichtet, die bei ihrer Premiere nahezu ungläubig erstaunt gewesen sind. Dass es möglich ist, hier, ausgerechnet hier, wo sich bestenfalls Mountainbiker zum Rendezvous auf Strampelpfaden verabreden, einen Championship-Course so in das Bergland zu integrieren, als wäre er nicht erst im Jahr 2007 eröffnet worden, sondern immer schon Teil der Natur gewesen. Dass es gelingen kann, einen Fairwayteppich nach dem anderen zu legen, ohne dass man im Zuge einer Runde mehr sieht als jenen, auf dem man gerade spaziert. Tatsächlich scheint jede Spielbahn für sich ein in sich geschlossenes System, von Bäumen umgeben und Vögeln besungen. Und doch ergänzen sich alle achtzehn Systeme am Ende zu einem Golf-Universum mit einer klar erkennbaren Linie.

GC Adamstal, oder 18 Bahnen, die Fragen stellen

Das abwechslungsreiche Design ist bestechend und international konkurrenzfähig, die Pflege des anspruchsvollen Platzes und der schnellen Grüns ist von verlässlicher Top-Qualität, die vielen Argumente, warum Adamstal trotz schmaler Fairways und tückischer Layout-Fallen fünf Mal zum Golfplatz des Jahres gekürt wurde, sind ein ständiger Begleiter.
Das Wort „Wahnsinn“ bekommt in allen erdenklichen Interpretationen hier seine Berechtigung. Und wer zur Halbzeit seinen Ball auf dem zehnten Tee platziert, sollte sich vor seinem Drive unbedingt jene Minute schenken, um ein paar Schritt Richtung Abgrund zu gehen und den Blick wandern zu lassen.
Mehr Prachtpanorama geht kaum, und das im Tal erkennbare erste Fairway offenbart auf beeindruckende Weise, wie viele Höhenmeter man golfend überwinden kann – auch ohne Cart, wer’s sportlich mag.

Bis dahin sind die Löcher 2 (Felsen-höhe, Par 4, 315 Meter) und 4 (Hausberg, Par 4, 342 Meter) Bergaufbahnen jener Art, die jedes Par zum Highlight machen. Die Löcher 6 (Wolfstränke, 137 Meter bergab) und 8 (Julia, 162 Meter bergauf) demonstrieren in rascher Abfolge die sagenhafte Vielfalt bei der Gestaltung von Par-3-Holes. Dass dazwischen ein 526 Meter langes Par 5 namens Green Monster liegt, welches nur jene Treff-Asse in Par spielen können, die eine offene Liebes-beziehung mit den Golfgöttern pflegen, sei natürlich auch erwähnt. Nur so viel: Ein Triple-Bogey ist hier keine Schande, sondern das völlig normale Spiegelbild eines Handicap-1-Holes.

» In Folge sei unbedingt noch das 90-Grad-Dogleg von Loch 9 (Eiben-garten, Par 4, 392 Meter) mit der Frage „Wie viel Abkürzung trau’ ich mir zu?“ erwähnt, …
» … das Adamstaler Signature-Loch 11 (Hausbergkante, Par 4, 345 Meter) mit der Frage „Wie spektakulär kann eine Optik sein?“, …
» … das gefürchtete Psycho-Loch 13 (Eselbach, Par 4, 321 Meter) mit der -Frage „Bitte, wie soll ich die Kugel dort aufs Fairway bringen?“, …
» … der quälende Anstieg auf Loch 15 (Gsteinerkeller, Par 5, 431 Meter) mit der Frage „Simma endlich am Grün?“, …
» … oder auch das Alles-nur-kein-Slice-Loch 18 (Hochfeld, Par 3, 186 Meter) mit der finalen Feststellung: „Da weiß ich nie, welchen Schläger ich nehmen soll!“

Golfsport in kultivierter Perfektion

Und eine persönliche Priorität sei zum Ende des Textes auch noch gestattet: Die einzigartige Gesteinskulisse auf Loch Nummer 5 (Felsenwand, Par 4, 346 Meter, Liebling des Autors) und der architektonische Kniff zur Öffnung und Wiederverengung der Bahn verdienen das Prädikat „absolut sehenswert“. Dass es in Adamstal als Restbestand des ursprünglichen Kurses noch eine wunderbare 9-Loch-Anlage als Zusatzangebot gibt, sollte der Vollständigkeit halber erwähnt werden. Ebenso wie die Tatsache, dass die Driving Range nicht zwingend als Best-Practice-Beispiel für das impressionistische Gesamtkunstwerk dient.

Aber sind nicht gerade auch kleine Fehler der Reiz großer Liebesbeziehungen? Eben. In diesem Sinne: Schönes Spiel, von Herzen. Und ganz viel Tigerbalsam für die Golferseele. Denn ehrlich, in Adamstal sollte sich für wahre Genießer immer nur eine Frage stellen: Wo, wenn nicht hier?

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