Wo soll man hier überhaupt anfangen? Das chaotische Ende der US Open 2025 hätte beinahe eine Altersfreigabe verdient. So etwas erlebt man selten auf einer Major-Bühne.
Es wird noch lange darüber diskutiert werden, ob Oakmont Schauplatz einer großen oder einer grotesken US Open war. Unbestritten ist jedoch, dass es an Drama nicht mangelte. JJ Spaun war am Ende der Mann des Tages – und der Champion. Ein Schlag unter Par, ein Scheck über 4,3 Millionen Dollar, und ein Moment für die Golfgeschichte.
Der Sieg kommt für Spaun in einer Saison, in der er schon bei der Players Championship im März auf sich aufmerksam machte. Nach der Playoff-Niederlage gegen Rory McIlroy erntete er viel Respekt – nicht nur für sein Spiel, sondern auch für seine Haltung. Jetzt, drei Monate später, steht er auf einer neuen Stufe: als Major-Champion. Noch im Januar war Spaun außerhalb der Top 100 der Weltrangliste, seine beste Major-Platzierung war ein geteilter 23. Platz. Nun hat er Geschichte geschrieben.

„Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal hier stehen und diesen Pokal in den Händen halten würde“, sagte Spaun mit Tränen in den Augen. „Ich wusste nie, wo meine Grenzen liegen. Ich bin so stolz, dass ich so hartnäckig war.“
Sein Weg: eine Geschichte vom Tellerwäscher zum Millionär. Und Oakmont? Inzwischen eher Soakmont. Das Wetter machte das Finale zu einem Kraftakt. Am Sonntagnachmittag zwang Starkregen zu einer Unterbrechung von 100 Minuten, als die Finalgruppe gerade die 8. Bahn erreichte. Danach wurde es wild – auf durchnässten Fairways, mit Wasserlachen in den Roughs und Schlägen aus Pfützen.
Spaun: Drive aufs Grüns am vorletzten Loch
Spaun setzte seine entscheidenden Akzente spät: Ein spektakulärer Drive aufs Grün des kurzen Par 4 der 17 brachte ihm ein Birdie und die Führung. Dann das 72. Loch – ein präziser Abschlag in die Mitte des Grüns und ein unglaublicher Putt aus gut 20 Metern zum Sieg. Zwei Schläge Vorsprung, Tränen der Erleichterung – schon bevor er die Scoring-Hütte erreichte.
Respekt gebührt auch dem Zweitplatzierten Bob MacIntyre. Der Schotte lieferte mit einer 68 die beste Schlussrunde aller Topspieler und zollte Spaun offen Anerkennung. „Wow“, war sein erster Kommentar, als Spauns Putt fiel. MacIntyres Zeit wird kommen – daran zweifelt niemand.



Das Finale lieferte viele weitere Geschichten: Sam Burns, zwischenzeitlich in Führung, verzog seinen Drive am 9. tief ins Gebüsch. Adam Scott traf einen Zuschauerweg, ein Fan rutschte beim Versuch, dem Ball zu folgen, fast auf dem nassen Boden aus. Ein absurdes Bild – passend zu diesem Tag. Scott: „Die Bedingungen waren schlecht. Niemand hatte wirklich ein gutes Ergebnis. Ich habe plötzlich Fairways verfehlt und dafür bezahlt und viele Schläge verloren. Das war mir die ganze Woche über nicht passiert. Die Bedingungen waren einfach hart.“
Als Burns am 11. ein Doppelbogey spielte, lag keiner mehr unter Par. Sieben Spieler waren nur zwei Schläge voneinander entfernt. Spaun, der die Front Nine mit 40 Schlägen absolvierte, schien raus zu sein – bis sein Birdie an der 14 alles veränderte. Plötzlich lag er wieder bei Even Par – und in Führung.
Burns‘ Chancen verflogen am 15., als er keine Erleichterung auf dem durchweichten Fairway bekam, ein misslungener Annäherungsschlag tat sein Übriges. Scott beendete seine Runde mit einer 41 auf den Back Nine – zu wenig für den ersten Major seit mehr als 4.000 Tagen. Carlos Ortiz patzte ebenfalls auf der 15.
Alle Augen richteten sich nun auf Tyrrell Hatton. Der Engländer lag einen Schlag über Par, als er die 17 spielte – und dort ins Verderben schlug. Sein Ball landete ungünstig im Hang des Grünbunkers. Vier Schläge später war der Schaden angerichtet. Hatton war sichtlich frustriert: „Was auf der 17 passiert ist, wird mir noch lange wehtun. Aber es war das erste Mal, dass ich wirklich bei einem Major mitgespielt habe – das war aufregend.“
Cameron Young (70) teilte sich Rang vier mit Hatton und Ortiz. Auf die Frage nach der Leistung seines Spielpartners MacIntyre wollte er nicht eingehen. „Ich habe nur mit zwei Schlägen verloren, das beschäftigt mich mehr“, sagte Young trocken.
Dritter wurde Viktor Hovland bei +2. Jon Rahm, Scottie Scheffler und Burns landeten bei +4 auf Rang sieben. Scheffler schaffte es die gesamte Woche über nicht unter 70 – auch das sagt viel über die Bedingungen.
Und Rory McIlroy? Der Masters-Sieger war bereits auf dem Heimflug, als Spaun triumphierte. Seine Schlussrunde von 67 brachte ihn noch in die Top 20. Nun richtet sich sein Fokus auf die Open Championship in Portrush. „Ich habe im April meinen Everest bestiegen. Jetzt suche ich den nächsten Berg. Und die Open in Nordirland – das ist einer davon.“
Spektakuläres U.S. Open-Drama garantiert: Holt sich Burns sein erstes Major?
Es sind vielleicht nicht alle der erwarteten Top-Stars in der Spitzengruppe, doch die 125. U.S. Open im Oakmont Country Club sorgen vor der Finalrunde am Sonntag reichlich Spannung. Angeführt wird das Feld vom 28-jährigen Sam Burns, der mit insgesamt 206 Schlägen (−4) voranliegt. Der fünffache PGA-Tour-Sieger spielt bisher sein stärkstes Major – und das mit beeindruckender Konstanz: Auf seine herausragende 65 in Runde zwei ließ er eine solide 69 folgen.
Burns dominiert die Kategorie „Strokes Gained – Approach“ und ist einer von nur zwei Spielern im Feld ohne Dreiputt. Besonders stark zeigt er sich beim Kurzspiel, mit sicheren Par-Saves auf den Bahnen 7 und 14. „Heute habe ich den Ball nicht so gut geschlagen, wie ich es mir gewünscht hätte. Aber wenn ich aus der Position geraten bin, habe ich es gut geschafft, mich wieder zurückzukämpfen“, so Burns. „Ein paar wichtige Pars haben den Schwung gehalten – das war der Schlüssel.“
„Besonders in Oakmont ist es wichtig, nicht zu viel zu wollen.“
Adam Scott
Nur einen Schlag zurück liegt J.J. Spaun, der mit seiner Erfahrung und Nervenstärke überzeugt. Der Kalifornier spielt eine fehlerfreie 69 und bleibt mit insgesamt −3 in Schlagdistanz. Spaun, der in diesem Jahr bereits vier Top-10-Ergebnisse verzeichnete, zeigte sich mit seiner Leistung zufrieden: „Ich versuche einfach, den Platz auf mich zukommen zu lassen. Besonders in Oakmont ist es wichtig, nicht zu viel zu wollen.“
Ein starkes Ausrufezeichen setzte Adam Scott: Der Masters-Champion von 2013 spielte die beste Runde des Tages (67) und arbeitete sich schlaggleich mit Spaun vor. Scott, der in allen drei Runden Par oder besser spielte, zeigte, dass Erfahrung und Geduld auf einem Platz wie Oakmont zählen.

Sollte er am Sonntag gewinnen, wäre er mit fast 45 Jahren der zweitälteste Sieger einer U.S. Open, nach dem Amerikaner Hale Irwin, der 1990 als über 45-Jähriger dieses Major gewonnen hat. „Ich habe einfach versucht, nichts zu erzwingen“, sagte Scott. „Ich spiele konservativ vom Fairway und nutze meine Chancen. Morgen wird es sicher anders – aber ich bin bereit.“
In Lauerstellung: Viktor Hovland und Carlos Ortiz, beide bei Even Par. Hovland, der U.S. Amateur Champion von 2019, will als erster Norweger den Titel holen. Ortiz verpasste mit einem verpassten Par-Putt auf der 18 eine bogeyfreie Runde, dennoch bleibt er der beste Qualifikant im Feld.
Der Samstag, traditionell als „Moving Day“ bekannt, zeigte sich überraschend spielerfreundlich. Über 2,5 Zentimeter Regen hatten den Platz weicher gemacht, was präzisere Eisenschläge ermöglichte. Die durchschnittliche Rundenanzahl sank auf 72,67 – ein Hinweis darauf, dass auch am Finaltag Bewegung im Leaderboard möglich ist.
Selbst Scottie Scheffler, der sieben Schläge zurückliegt, gibt sich kämpferisch: „Im Moment liege ich sieben Schläge zurück, aber an diesem Ort kann alles passieren. Fühle ich mich aus dem Turnier ausgeschieden? Nein.“
Die Bühne für ein dramatisches Finale ist bereitet. Ob sich der aufstrebende Burns durchsetzt, Spaun sein Major-Märchen schreibt oder Scott seine Karriere krönt – Oakmont verspricht Golfgeschichte.
U.S. Open 2025: Favoriten im Überblick für Sonntag
Spieler | Rundenergebnis | Gesamt | Abstand | Einschätzung |
Sam Burns | 69 (‑1) | ‑4 | Führend | Setzt auf Timing & Nerven |
Adam Scott | 67 (‑3) | ‑3 | 1 Schlag | Verbesserungspotenzial enorm |
J.J. Spaun | 69 (‑1) | ‑3 | 1 Schlag | Hochpräzises Spiel |
Viktor Hovland | 70 (Par‑1) | ‑1 | 3 Schläge | Stark auf den Grüns |
Carlos Ortiz | 67 (‑3) | Par | 4 Schläge | Außenseiter mit Momentum |
Oakmont zermürbt das Feld: Burns führt bei den U.S. Open 2025 – McIlroy wütet, Reed glänzt mit Albatross

Nach zwei Runden bei der US Open 2025 zeigt sich Oakmont als gnadenloser Prüfstein. Sam Burns führt mit einer brillanten 65, Rory McIlroy kämpft sich trotz Wutausbruch und Schlägerwurf ins Wochenende – während Bryson DeChambeau den Cut verpasst. Patrick Reed gelingt ein Albatross, Victor Perez ein Hole-in-One – pure Dramatik bei einem Major der Extreme.
Die ersten zwei Tage der US Open 2025 sind vorbei – und bereits jetzt ist klar: Dieses Turnier ist nichts für Zartbesaitete. Der berühmt-berüchtigte Oakmont Country Club zeigt sich erbarmungslos. Nur drei Spieler bleiben unter Par, etliche Favoriten scheitern – und auf dem Weg ins Wochenende wird gelitten, gefeiert, gebrüllt und sogar zerstört.
Sam Burns, fünfmaliger PGA-Tour-Sieger, zeigt am Freitag auf eindrucksvolle Weise, wie man Oakmont zähmt – zumindest temporär. Seine Runde von 65 (-5) ist die tiefste der Woche und bringt ihn auf gesamt -3. Burns startete früh, blieb ruhig, lochte einen 22-Fuß-Putt am Schlussloch und kommentierte trocken:
„Der Platz ist zu schwierig, um über das Ergebnis nachzudenken. Man muss einfach jeden Schlag so gut wie möglich machen.“
J.J. Spaun, Führender nach Tag 1, zeigte Nerven und fiel nach zwei späten Schlagverlusten auf -2 zurück. Viktor Hovland (-1) liegt auf Rang drei, nachdem ihm am achten Loch ein sehenswerter Chip-in-Eagle gelang.
Adam Scott, der unermüdliche Major-Veteran, bleibt mit zwei soliden 70er-Runden bei Even Par und damit auf Tuchfühlung zur Spitze. Der Australier wirkt ruhig, fokussiert und spielerisch auf der Höhe – ein ernstzunehmender Faktor fürs Wochenende.
Sepp Straka hingegen bleibt ohne Fortune: Der Österreicher scheitert am Cut von +7 und muss damit auch das dritte Major 2025 vorzeitig beenden.
McIlroys Zorn und Birdie-Finale – Kampf mit Emotionen
Was Rory McIlroy an diesen Tagen zeigt, ist ein Schauspiel zwischen Frust, Wut und sportlicher Größe. Zwei Doppelbogeys zu Beginn, ein Schlägerwurf wie ein Tomahawk auf Loch 12 – und später, auf Loch 17, schlägt er mit seinem Holz 3 auf den US-Open-Tee-Marker ein und zertrümmert ihn.
Ein Teil fliegt zurück und trifft ihn am Bein. Doch McIlroy dreht die Runde noch: Birdies auf den Löchern 15 und 18 retten ihm mit +6 das Wochenende. Medienanfragen lehnt er ab – zum wiederholten Mal seit seinem Masters-Sieg im April.

Kurioses bei Lowry – Albatross bei Reed
Shane Lowry sorgt derweil für einen seltenen Regelverstoß: In Gedanken versunken hebt er seinen Ball auf Loch 14 auf, ohne ihn vorher zu markieren – ein klarer Regelbruch, bestraft mit einem Strafschlag.
Lowry lacht später:
„Wahrscheinlich eines der dümmsten Dinge, die ich je getan habe.“
Für ein echtes Highlight sorgt Patrick Reed: Ihm gelingt auf Loch 2 ein Albatross – drei unter Par auf einer Bahn. Es ist einer der seltensten Schläge im Golfsport und einer der Höhepunkte des bisherigen Turniers.
Scottie Scheffler, vor dem Turnier einer der Topfavoriten, liegt bei +4, kämpft sich aber mit einer 71 ins Wochenende.
„Ich hätte heute auch nach Hause fliegen können“, gibt er offen zu. Noch lebt die Hoffnung.
Weniger glücklich: Titelverteidiger Bryson DeChambeau, der mit einer 77 (+7) ausscheidet. Auch Phil Mickelson, Cameron Smith und andere Stars müssen früh die Koffer packen.
Emotionale Highlights liefert der Franzose Victor Perez mit einem Hole-in-One auf dem Par-3-Loch 6.
Dramatik, Klasse und Chaos – Oakmont in Bestform
Die US Open 2025 halten, was sie versprechen – und Oakmont liefert: Nur drei Spieler unter Par, Emotionen am Siedepunkt, Regelpannen, Weltklasse-Golf und Momente fürs Highlight-Reel. Mit Burns, Hovland und Scott an der Spitze – und McIlroy im Jagdmodus – verspricht das Wochenende packendes Golf auf einem Platz, der alles abverlangt.