Mittwoch, Apr 24, 2024
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Ico Car – mein Zweitauto ist ein Lambo

Das Ico Car hat serienmäßig Teehalter eingebaut. Ich stutze kurz – wie komisch man jetzt zu den ehemaligen Dosenhaltern oder Cup-holdern sagt, und überhaupt, warum gibt es keine Kaffeehalter? Sind natürlich die Tees zum Golfball-Drauflegen. Eh klar, ist ja auch ein Golf Car. Rechts und links von der Mittelkonsole sind so kleine Löcher, da kommen die Tees rein. Es gibt weitere Ablagen, sechs an der Zahl, für die Bälle. Ich weiß nicht, wie weit man mit sechs Bällen kommt, im Golfsport bin ich nicht so der Fachmann. Im Tennis kommt man mit sechs Bällen nicht weit, zumindest nicht, wenn man so spielt wie ich.  

Ich bin ja eigentlich Motorjournalist im Brotberuf. Verglichen mit einem Golf Car-Journalisten ist es eigentlich ein Wurstberuf. Dachte ich. Ich war dann aber doch überrascht. Im Grunde kann ein Golf Car nicht viel weniger als ein normales Auto, es kann es nur anders. Was aber den Schutz vor Seitenwind betrifft, kann es serienmäßig tatsächlich nicht viel, denn es ist beidseitig offen und lädt somit den Wind ein, frisch durchzublasen. Wie beim großen Auto gibt es aber auch beim Golf Car Aufpreislisten, und in denen findet man durchsichtige Planen, die am Dach montiert werden und seitlichen Schutz bieten. 

Das Golf Car, das hier zum Test ansteht, heißt Ico Car und ist neu in Österreich. Es wird importiert von der Firma Prochaska, wobei importiert nur die halbe Wahrheit ist: Prochaska hat es designt und geplant und lässt es nach eigenen Vorgaben fertigen. Früher hat man fertige Golf Cars von anderen Herstellern eingeführt, mittlerweile ist man also selbst Hersteller. Das hat den Vorteil, dass man auch selbst entscheidet, was und wie man es haben will. 

Und man will es ziemlich sophisticated haben. Freilich: Nicht nur bei Mercedes, auch bei Golf Cars gibt es nach oben hin keine Grenze, man kann auch hier -Armaturenbretter aus Vogelaugenahorn bestellen und Sitze aus Nappaleder, zweifach gesteppt und mit Belüftung von -unten (die von der Seite ist eh serien-mäßig). Da sind wir schnell im höheren fünfstelligen Eurobereich, und wir sind natürlich nicht in Österreich. Sie ahnen, wo derlei verkauft wird.

Aber hier geht es um essenzielle Dinge, wie zum Beispiel die Batterie. Ein Golf Car, dem mitten in der zweiten Runde der Saft ausgeht, macht keine Freude. Mit den von Prochaska ausgesuchten sechs Trojan-Zellen kommt das Car bis zu 70 km weit. Also zum Beispiel von Wien bis Wiener Neustadt locker. Und lachen Sie nicht, das Ico Car gibt es auch mit Straßenzulassung, denn manche Spieler -setzen sich nicht erst beim Abschlag drauf, sondern schon zu Hause. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 10 km/h (für die Straßenzulassung gedrosselt, eigentlich sind 25 möglich) kann man im Verkehr gut mitschwimmen, zumindest am Wiener Gürtel freitags um halbfünf. 

Ich aber fetze über das gut gepflegte Green des Golfclubs Schönborn, denn dort haben sie eine ganze Ladung Ico Cars gekauft und vermieten sie jetzt an Spieler. Zum Glück sind von denen keine da, denn es hat 7 Grad und Sturmstärke 12, ich genieße den ungestörten Auslauf. Das Ico Car lässt sich nichts anmerken und strömt kraftvoll gegen den Wind. 25 km/h sind eine ganze Menge, sitzt man gewissermaßen im Freien, und vor allem auch relativ: Denn etwas später teste ich noch die gedrosselte Variante, Vmax = 10 km/h, und was soll ich sagen: da bin ich ja beim Eishockeyspielen fast schneller. 

Nach wenigen Minuten vergesse ich, wo ich bin: Ich blinke, blende auf oder ab, hupe, bremse, schau auf den Tacho oder in den enormen Panorama-Rückspiegel. Alles Sachen, die der Straßenzulassung geschuldet sind und die es auch in richtigen Autos gibt. Nur die Spiegel sind dort mickriger. Geh ich vom Gas – für Elektroautos ist bis heute kein gescheiter Ersatz für die Worte Gaspedal und Gasgeben gefunden worden –, geh ich also vom Gas, rekuperieren die Batterien, laden sich wieder ein bissl auf. Das bremst den Reichweitenschwund. Man kann auch wirklich den Anker werfen, hinten sind Trommelbremsen. Die sind selbst bei echten Autos noch nicht ausgestorben. Das Ico Car hat Einzelradaufhängung mit Trapezlenkern und verstellbaren Stoßdämpfern. Man muss mit dem Golf Car drüberfahren, um zu spüren, wie hoppelig selbst die gepflegtesten Golfplätze sind. Die Federung des Golf Cars nimmt da einiges an Spitzen raus, man schwebt zwar nicht gerade wie in einem Rolls, aber doch irgendwie spürbar gefedert. 

Hinter den beiden Vordersitzen beginnt das Reich der Golfbags und der Schläger. Kann alles gut verstaut und festgezurrt werden. Gegen etwas Geld wird das Ico Car auf einen Vier- und sogar auf einen Sechssitzer umgebaut. Weitere Optionen werden angeboten: Zum Beispiel Niederquerschnittreifen auf Alufelgen, wobei die grobstolligeren Geländereifen schon ganz sinnvoll zu sein scheinen: Man denke an Golfplätze mit Geländewertungen, nasses Wetter etc.  

Ebenfalls unsicher bin ich mir beim Kenwood USB/Bluetooth/CD-Soundsystem. Ich meine, da werden meine Mitspieler eine Freude haben, wenn ich mit dem Golf Car dahergesurrt komme und aus den Bordlautsprechern dröhnt der Walkürenritt (in psychologischer Kriegsführung kenn’ ich mich aus). 

Sinnvoller im Kontext unserer Zeit ist das GPS-Navi, wobei es dabei weniger darum geht, sich nicht am Golfplatz zu verirren, als um die Verwaltung des Spiels sowie direkt und zeitnah eingespielte -Infos. Etwa, dass dieser oder jener Bereich gerade nicht bespielt werden kann, weil das Gelände aufgeweicht ist. Da erscheint im Display eine Warnung, und weil das Ico Car dann auch mit Kameras ausgerüstet ist, fährt es im Missachtensfall einfach nicht weiter. 

Fast noch wichtiger ist die Fähigkeit der Kommunikation, was bedeutet, dass man sich mit dem Navi unter anderem schon auf der Anfahrt zum Clubhaus einen Burger und ein Bier bestellen kann. Oder Tee. Flüssig, in diesem Fall. 

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