Freitag, Nov 22, 2024
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Golfen in Machrihanish: It´s magic!

Machrihanish, gute dreieinhalb Autostunden südwestlich von Glasgow gelegen, ist vor allem durch den Song  „Mull of Kintyre“ von Sir Paul McCartney bekannt geworden. Die Halbinsel Kintyre ist ein verschlafener aber  romantischer Landstrich der neben exzellentem Essen – jawohl auch das gibt es auf der britischen Insel – und  traditionellem Whisky vor allem eines zu bieten hat – naturbelassene Links-Courses. Hier kann man Golf in seiner  ursprünglichsten Form erleben. Wer künstlich angelegte Retorten-Golfplätze verabscheut, für den ist Schottland sowieso das Golfparadies auf Erden. Wer  darüber hinaus Golf mit lukullischen Genüssen verbinden möchte, der muss ganz einfach nach Kintyre. Ganz zu schweigen von  der Ruhe, der romantischen Landschaft sowie der unglaublichen Gastlichkeit welche einem kostenlos mit dazu geliefert wird. A  pro pos Landschaft. Bereits beim Landeanflug auf Glasgow bleibt einem beim Blick aus dem Flugzeugfenster der Mund vor lauter  Staunen offen stehen. Was beim ersten Hinsehen wie eine mondähnliche Kraterlandschaft aussieht entpuppt sich bei genauerer  Betrachtung als schier unendliche Ansammlung von Golfplätzen mit tausenden von Bunkern. Unweigerlich beschleicht einem  sofort die Angst, nicht alle 3 Wedges ins Golfbag gepackt zu haben.

Grün so weit das Auge reicht

In Glasgow angekommen gibt es zwei Möglichkeiten um nach Machrihanish zu gelangen. Entweder man fährt gut und gerne dreieinhalb Stunden mit dem Auto und genießt die Landschaft oder  man bucht für knapp EUR 70 einen Flug nach Campbeltown mit der lokalen britischen Fluglinie Flybe. Die Flugzeit beträgt dabei eine knappe halbe Stunde. Wir haben uns für das volle  Programm, sprich das Auto, entschieden. Auf den 220 km bis nach Machrihanish steigert sich die Vorfreude auf die kommenden Runden Golf ins unermessliche. Die liebliche, leicht hügelige  Landschaft präsentiert sich in sattem, saftigen Grün. Dazu tausende von schwarzgefleckten Kühen und gefühlte 2 Millionen Schafe die aussehen als ob sie extra für uns Golftouristen in der  Landschaft drapiert wurden. Genau hier muss die beliebte Zeichentrick-Serie „Shaun das Schaf“ entstanden sein. Vorbei an düsteren Burgen, jeder Menge Seen – hier nennt man sie „Loch“ –  und perfekt gepflegten Gärten geht es, die Melodie von Mull of Kintyre permanent vor sich hin pfeifend, Richtung irische See zum Ugadale Hotel in Machrihanish.

Residieren wie die Royals

Das Hotel mit seiner mehr als einhundertjährigen Tradition liegt direkt an der, für Schottland typischen, zerklüfteten und mit riesigen Felsbrocken übersäten Küste. Bei schönem Wetter und  klarer Sicht kann man vom Hotelfenster aus die nur wenige Kilometer entfernten Hebrideninseln Jura und Islay sehen. Das kürzlich generalsanierte Hotel verfügt über 22 Zimmer und Suiten  und wartet mit allem erdenklichen Luxus, einem erstklassigen Restaurant, Spa sowie einer an Whisky gut sortierten, Hotelbar auf. Gleich über der Straße befindet sich auf der einen Seite der  1876 gebaute Machrihanish Golf Course und auf der anderen Seite das urig eingerichtete, gemütliche Clubhaus nebst Restaurant. Hier kann man sich nach 18 Löchern, von denen die Hälfte  direkt an der irischen See entlangführen, am offenen Feuer wärmen und in einer äußerst reichhaltigen Speisekarte gustieren. Wir haben uns für ein lokales Bier, frische Muscheln, Haggis  (Schafsmagen), sowie einem knapp 600 Gramm schweren Steak, klarer weise real britisch also blutig, entschieden. Das  Resümee – es war exzellent. Über die britische Küche kann man lästern, die schottische Küche braucht aber den  Vergleich mit den besten Küchennationen der Welt nicht zu scheuen.

Machrihanish Dunes

Der knapp 10 Minuten Fahrzeit vom Hotel entfernte Machrihanish Dunes Course hat definitiv magische Eigenschaften.  Kaum aus dem Auto ausgestiegen zieht einen dieser Platz in seinen Bann. Das muss er sein, der Vater aller Golfplätze.  Gegen Machrihansih Dunes ist der Old Course von St. Andrews, und wir sprechen hier immerhin von „The home of Golf  und oftmaligen Austragungsort der „British Open“ ein nichtssagendes, langweiliges Stück Gegend. Machrihanish Dunes  passt in die Landschaft wie ein Maßschuh auf den Fuß. Dieser Platz wurde nicht von Menschenhand gestaltet, diesen  Platz hat die Natur erschaffen. Sechs Grüns und fünf Abschläge liegen direkt an der Küste und sorgen für ein grandioses  Naturschauspiel. Rollende Wellen, sprühende Gischt und dazu der Geruch der rauen, unbändigen See lassen einen alle  Schwierigkeiten des Platzes vergessen. Und schwer zu spielen sind schottische Links-Courses allemal. Was ganz  besonders auffällt, es gibt keine „Out“ Markierungen. Diese sind auch nicht notwendig da jeder nicht auf das Fairway  geschlagene Ball Strafe genug ist. Mein schottischer Caddie hat nicht bloß einmal, mit typisch britischem Humor, bemerkt:  „I would recommend a second ball, sir!“ Und der Mann war verdammt gut im Finden von Bällen. Bei einer Rough-Höhe  von knapp einem dreiviertel Meter war allerdings auch sein gottgegebener Spürsinn des Öfteren machtlos! Dieser Platz will  bezwungen werden. Nur wer wirklich bereit ist den Kampf aufzunehmen wird am Ende zufrieden in die Ledercouch des Clubhauses sinken und eins mit sich selbst sein. Eine Runde unter 100  Schlägen kann man in Machrihanish Dunes ohne Übertreibung als vollen Erfolg ansehen. Der 2009 eröffnete Platz wurde übrigens auf Anhieb von Golfweek unter die Top 30 der britischen und  irischen Golfplätze gereiht!

Der Geist von Old Tom Morris

Der bereits erwähnte, direkt vor dem Ugadale Hotel liegende Machrihanish Golf Course ist altehrwürdig bis in Grasspitzen. Kein  Wunder, wurde er doch von der Golflegende Old Tom Morrison entworfen. Und der hat die Open Championship immerhin viermal,  1861,1862, 1864 und 1867, gewonnen. Der Machrihanish Golf Club gehört zu den 100 Top-Golfplätzen weltweit und kann mit  einem der berühmtesten Eröffnungs-Löcher aufwarten. Ein 400 Meter langes Par 4 welches nur knapp 30 Meter vom offenen Meer  entfernt, entlang der Küste führt und unbarmherzig Wind und sprühender Gischt ausgeliefert ist. Leicht nachzuvollziehen dass hier  der, ebenfalls weltberühmte Beatles-Song, A long and winding road, entstanden ist.

Das Wasser des Lebens

Wer Schottland besucht, der muss auch in einer Whisky Destillerie gewesen sein. Von den ursprünglich 34 Destillerien in  Campbeltown sind heute nur noch drei übrig. Eine davon ist Springbank. Der dort hergestellte Single Malt Whisky beeindruckt  durch seine vollen Aromen. Springbank produziert seit 1828 hervorragende Whiskys in traditioneller Art und Weise. Die Schotten  nennen ihr Nationalgetränk übrigens liebevoll „Wasser des Lebens“. Springbank ist auch die einzige Destillerie in Schottland die  den gesamten Herstellungsprozess im eigenen Haus durchführt und drei unterschiedliche Single Malts anbietet. Nach der Führung  durch die Destillerie bei der man einen tiefen Einblick in die Produktion, Lagerung und Abfüllung bekommt gehört die ausführliche  Verkostung zum Pflichtprogramm. Vor allem der sehr kräftige, nach Torf und Rauch schmeckende, Longrow ist es Wert dass man  ein oder mehrere Flaschen davon mit nach Hause nimmt. Damit bleiben noch lange Erinnerungen an diesen wunderbaren Flecken  Golf-Erde erhalten.

Conclusio

Die Halbinsel Kintyre gehört für jeden echten Golfer zum absoluten Pflichtprogramm. Golf in seiner ursprünglichsten Form, das  kann man nur dort erleben. Vor allem in den Monaten Juni bis September präsentiert sich die Halbinsel von ihrer schönsten, sprich  wärmsten und auch sonnigsten Seite. Die beiden Courses sind extrem anspruchsvoll aber fair zu jeder Handicapklasse. Ein heißer Tipp! Auf alle Fälle einen Caddie buchen. Er kennt nicht nur  jeden Grashalm und jede Düne, er findet auch fast jeden Ball und hat darüber hinaus viel Verständnis für Kontinentaleuropäer mit Null-Ahnung von der schottischen Spielweise. Wie die ist?  Flach, sehr flach um dem Wind keine Chance zu geben.

 

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