Samstag, Feb. 15, 2025
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Bernhard May – ein Golf-Visionär mit vielen Aufgaben

Seit mehr als 25 Jahren ist er Betreiber und Präsident einer eigenen Golfanlage, dem Golf Club Würzburg. Darüber hinaus seit seit drei Jahren Präsident der Leading Golf Clubs of Germany. Das jüngste Ehrenamt übernahm er vor knapp zwei Jahren, als er mit großer Mehrheit ins Präsidium des deutschen Golfverbandes gewählt wurde. Ein Gespräch mit Bernhard May über die Zukunft des Golfsports und was wirklich wichtig ist für den Erfolg.

Erfahrener Golfplatzbetreiber ist er ohnehin, und selbst hervorragender Spieler mit Hcp 5,5. Wobei er praktisch nicht zum Golfen kommt aus Zeitmangel. Mit den zeitraubenden Ehrenämtern, die der dreifache Familienvater ausübt, ist gutes, persönliches Time-Management gefragt. In keines dieser Ehrenämter hat sich der 56-Jährige gedrängt, eher fast im Gegenteil. Aber man erkannte offenbar seine Macher-Qualitäten, sein enormes Knowhow und visionäre Sicht auf die sich verändernde Branche.

SimplyGOLF: Wohin soll sich der Golfsport in Deutschland idealerweise entwickeln?

Bernhard May: Die professionelle Führung einer Golfanlage ist seit langem Teil meines Tagesgeschäfts und mein gutes Netzwerk hilft mir in den beiden Ehrenämtern, mit den richtigen Partnern und Verbänden in Kontakt zu treten, um Lösungen für anstehende Aufgaben zu erarbeiten. Das Wichtigste ist aber sicher die Tatsache, dass wir eine Vision für den deutschen Golfsport entwickeln müssen, die aufzeigt, wie er sich langfristig als relevante, nachhaltige und für die Gesellschaft wichtige Sportart einbringen kann.

SimplyGOLF: Apropos wichtig für die Gesellschaft – Der Golf Club Würzburg ist heute aus der Stadt nicht mehr wegzudenken. Wie kam es zur Gründung?

Mein Vater war ja ein Sportverrückter. Er war auch Präsident vom Fußballclub Würzburger Kickers, vom Tennisclub Weiss-Blau und überhaupt gut vernetzt in der Stadt Würzburg. Und als Golf damals Mitte der 1980er Jahre stärker aufkam, war er der Meinung, Würzburg brauche einen Golfplatz. Aber niemand wollte ernsthaft so ein Projekt umsetzen, das wäre überflüssig, viel zu teuer. Also machte er es selbst.

Golfclub Würzburg: mit Geduld ans Ziel

SimplyGOLF: War das so einfach, wie es sich anhört?

Nein. Vor 40 Jahren war ich noch ein Jugendlicher, aber ich habe aus nächster Nähe mitbekommen, wie mein Vater in den folgenden Jahren beharrlich alle Hürden und Klippen umschiffte. Er kam ja aus der Immobilienentwicklung. Aber es war mühsam: Alleine 10 Jahre hat es gedauert, bis wir von knapp 100 Eigentümern die Grundstücke für die ersten 9 Loch zusammen hatten. Also 10 Jahre Planungs-und Genehmigungsphase, bis wir 1994 endlich bauen konnten. Erst 8 Jahre später folgte dann die Erweiterung auf eine 18-Loch Anlage. Das Projekt zog sich also über 18 Jahre. Wenn wir vorher gewusst hätten, was für ein langwieriger Kampf das wird, hätten wir wohl den Club nie gebaut.

SimplyGOLF: Der Golf Club Würzburg ist Teil der Leading Golf Clubs of Germany. Was bringt das?

Die Golfanlage, die wir gebaut haben, die uns gehört, die wir betreiben, ist im Endeffekt ein Familienbetrieb. Das war es schon immer. Wir haben dann die Anlage sukzessive entsprechend positioniert und sind seit fast 20 Jahren, genauer gesagt seit 2006 Mitglied der Leading Golf Clubs of Germany. Als Golfplatzbetreiber ist man ja meist Einzelkämpfer in einem sich immer wieder verändernden Markt. Da ist es gut, über den Tellerrand zu schauen. Ich fand den Austausch innerhalb unseres Zusammenschlusses immer schon wichtig: was machen die anderen vielleicht besser, welche Problemlösungen haben die, welche Best-Practice-Modelle kann ich für mich übernehmen.

Qualitätsverbund Leading Golf Clubs of Germany: ein Erfolgsmodell

SimplyGOLF: Was machen Sie jetzt anders, seit Sie an der Spitze der Leading Clubs Organisation stehen?

Früher gab es hauptsächlich die anonymen Qualitäts-Tests bei allen teilnehmenden Clubs, die wurden evaluiert und man hat sich dazu einmal im Jahr getroffen bei der Mitgliederversammlung. Dieses umfangreiche Testverfahren liefert ein aussagekräftiges Urteil und Rückschlüsse, sicher besser als undurchsichtige Nutzerbewertungen auf Onlineportalen. Aus meiner Innenansicht liegt der größte Wert unserer Gemeinschaft aber in der Erfahrung und im Wissensschatz, den wir miteinander teilen.

„Wir versuchen darüber hinaus, das enorme Knowhow und die Erfahrung zusammen zu bringen und bieten auch unterjährig Plattformen für den Austausch. Deshalb haben wir neben den Treffen im Frühjahr auch Digitalmeetings jeden Monat, wo wir entsprechende Möglichkeiten bieten, über Referate, Themen aus den Clubs oder von extern zu diskutieren und Networking zu betreiben. Wir wollen aktive Clubs dabeihaben. Unser Ziel ist es, die besten Golfclubs Deutschlands zu vereinen, also auch ein qualitatives Wachstum. Aktuell gibt es 38 Anlagen in dem Qualitäts-Verbund, 50 ist unsere Zielmarke und Höchstgrenze.“

SimplyGOLF: Was sind aktuell die größten Herausforderungen für den Golfsport?

Gesetzliche Restriktionen und klimatische Veränderungen sind schon deutlich erkennbar und führen zu enormen Herausforderungen beim Betrieb von Golfanlagen. Dazu kommen wachsende Kundenansprüche – Golfer sind anspruchsvoll – bei gleichzeitig verändertem Freizeitverhalten. Ebenso massive Kostensteigerungen in allen Bereichen beim Betrieb einer Golfanlage und oft personelle Engpässe sowohl im Greenkeeping als auch im Office und in der Gastronomie vieler Clubs. Bei unserem Club in Würzburg mit rund 1.150 Mitgliedern ist übrigens einiges in weiblicher Hand. Meine Frau Viktoria und meine Schwester Bianca sind Geschäftsführerinnen und wir haben eine Head-Greenkeeperin.

SimplyGOLF: Was ist Ihre Vision für die Zukunft?

Ich bin mir sicher, eine nachhaltige Führung einer Golfanlage wird zukünftig einen deutlich höheren Stellenwert einnehmen. Einen Schwerpunkt meiner Tätigkeit sehe ich also darin, die sogenannten grünen Themen mit Nachdruck voranzubringen. Auch in der Gesellschaft wird ja der Golfplatz immer noch gerne als Störenfried der Natur mit Raubbau an der Umgebung gesehen. Da muss man vorbeugen. Wir haben so viele positive Aspekte auf den Golfplätzen mit immer weniger Pestizideinsatz auf vielen Anlagen, mit einem deutlichen Fokus auf Wassermanagement, was wir zum Beispiel beim Golf Club Würzburg machen. Und dann muss man ganz aktiv darüber kommunizieren.

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