Freitag, Nov 22, 2024
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Günter Kessler: Der Meistermacher

Seine Teaching-Philosophie klingt paradox: „Eine Methode, die keine Methode ist“, sagt Günter Kessler. Doch die Erklärung macht deutlich, wie der Head Pro der Golfanlage Hummelbachaue in Neuss bei Düsseldorf arbeitet: „Jeder Mensch ist ein Unikat. Somit wäre jede Methode ein Killer.“ Für den erfahrenen Golflehrer gilt der Schwung von Ben Hogan und seine „Five Fundamentals“ immer noch als Maß aller Dinge, allerdings wisse man heute dank der Biomechanik viel mehr, warum und wie man Körper und Golfschläger bewegen solle. „Man muss unter Berücksichtigung der psychischen und physischen Voraussetzungen sehen, was ein Spieler machen kann“, fügt Kessler an. Es gehe darum, dass ein Spieler sich langfristig so verbessere, dass er auch unter Druck alles abrufen könne. 

„Herausholen, was in dem Spieler steckt“, formuliert Kessler das Credo seines Unterrichts.  Bei seinem Musterschüler ist es ihm vortrefflich gelungen: Martin Kaymer, der seit Kindheitstagen auf den Rat des PGA Five Star Professional der PGA of Europe vertraut, stand im Frühjahr 2011 acht Wochen auf Platz eins der Weltrangliste, gewann zwei Majors (PGA Championship 2010 und US Open 2014) und die Players Championship (2014), um nur seine größten Erfolge aufzulisten.

Auch wenn der mittlerweile 34 Jahre alte Rheinländer seit den US Open in Pinehurst nun schon viereinhalb Jahre auf einen weiteren Sieg wartet, ist Kessler zuversichtlich, dass die lange Durststrecke bald endet. Denn den Grund für die sieglose Zeit nennt die -Statistik der European Tour:  Kaymer führt mit 77,6 Prozent „Greens in Regulation“ diese Wertung an, taucht aber bei „strokes gained putting“ erst auf Rang 153 auf. Mit anderen Worten: Der beste deutsche Golfer trifft viele Grüns, bringt den Ball aber nicht ins Loch. Anfang -Dezember, wenn sich Lehrer und Meisterschüler in Florida treffen, um sich auf die neue Saison vorzubereiten, wird man dieses Problem angehen.

Kaymer ist einer der vielen deutschen Golfprofis, die Kessler zu erfolgreichen Tourspielern formte. Caroline Masson, die erfolgreich auf der LPGA Tour spielt, und Marcel Siem gehörten seit frühester Jugend zu den Schülern von Kessler.

Kaymer ist einer der vielen deutschen Golfprofis, die Kessler zu erfolgreichen Tourspielern formte. Caroline Masson, die erfolgreich auf der LPGA Tour spielt, und Marcel Siem gehörten seit frühester Jugend zu den Schülern von Kessler. Auch zahlreiche andere deutsche Pros suchten Hilfe bei dem Mann, den die PGA of Germany gleich sechs Mal zum „Trainer des Jahres“ wählte. Derzeit kümmert sich Kessler neben Kaymer um zwei hoffnungsvolle Nachwuchsprofis, um Greta Isabella Völker, die bereits zwei kleinere Profiturniere gewonnen hat, und um Finn Fleer, der in der dritten Liga der Pro Golf Tour spielt – eine Liga, in der Kaymer 2006 mit einer Runde von 59 Schlägen erstmals für Furore sorgte. „Martin ist ein genialer Arbeiter, war schon -immer ungemein fleißig, heute vielleicht sogar noch mehr als in jungen Jahren“, sagt Kessler, „als er noch zur Schule ging, kam er halt um 6:30 Uhr zum Training.“ 

Foto: Stefan von Stengel

Kessler arbeitet seit 1998 im Golfodrom in Neuss, einer der größten Übungsanlagen Deutschlands mit teilweise überdachten und beheizten Abschlagplätzen, mit Übungsgrüns, einer Chipping-Zone und Schräglagen. So -können unter Anleitung von insgesamt acht Golflehrern alle Spielsituationen trainiert werden. Dazu gibt es auf insgesamt 92 Hektar einen 18-Loch-Meisterschaftsplatz sowie einen öffentlichen 9-Loch-Platz. Natürlich unterrichtet Kessler nicht nur Profis und Spitzenamateure, auch wenn Kaymer immer auf die Anlage kommt, wenn er in seinem nur rund 30 Kilometer entfernten Heimatort Mettmann weilt. „Alle Spielklassen“, -beschreibt Kessler seinen Kundenstamm. Sein Preis: € 100 für 50 Minuten.

So kennt Kessler die Probleme, die Wochenendgolfer plagen: „Viele Amateure richten zu viel Aufmerksamkeit auf die Ausrüstung. Dabei wäre es viel wichtiger, auch etwas für den Körper zu tun. Viele neigen auch dazu, sich auf einzelne Positionen im Schwung zu konzentrieren, zu ,posen‘. Die meisten üben auch nicht intensiv und lange genug, was ihnen in Trainerstunden beigebracht wird.“ Kessler, der seine ersten Golferfahrungen gemeinsam mit seinem Bruder Manfred als Caddie im Golf Club Bergisch Land in Wuppertal sammelte, spielte erst mit 14 Jahren seine erste offizielle Turnierrunde – mit 83 Schlägen.

Zwar nahm Kessler vier Mal an der German Open teil, aber die Klasse seines Bruders Manfred erreichte er nicht. „Ich konnte mein Temperament nicht unter Kontrolle halten“, begründet Kessler den Weg vom Spieler zum Trainer. Sein Bruder Manfred dagegen war Anfang der siebziger Jahre der ärgste deutsche Konkurrent von Bernhard Langer. Der zwei-malige Masters-Sieger gewann 1975 sein erstes Turnier als Profi, die Nationale Offene Meisterschaft von Deutschland, im Stechen gegen Manfred Kessler. Aber während der bayrische Schwabe Langer den Weg auf die Tour wagte, machte auch Manfred Kessler die Ausbildung zum Golflehrer und arbeitet seit vielen Jahren als Sales Manager für Bridgestone.

Günter Kessler dagegen ist seinem Job, den er 1972 als Lehrling im GC Hubbelrath in Düsseldorf begann, treu geblieben. Und obwohl er mittlerweile 62 Jahre alt ist, denkt er nicht daran, sich aufs Altenteil zurückzuziehen: „Solange mir der Job Spaß macht und ich meinen Schülern -helfen kann, mache ich weiter.“ Genügend Schüler, allen voran Martin Kaymer, bestärken ihn in dieser Absicht.


simply good 2 know: Günter Kessler

Geboren im Mai 1957, beginnt 15 Jahre später im Golfclub Hubbelrath seine Ausbildung zum PGA-Lehrer und bleibt dem Rheinland, insbesondere der Umgebung von Düsseldorf, auch auf seinen weiteren Stationen treu. Seit 1994 ist er in diversen Leitungsfunktionen als Coach für den Landesverband Nordrhein-Westfalen tätig. Seit 1998 fungiert er als Headcoach und Stützpunkttrainer der DGV Golfanlage Hummelbachaue südwestlich von Düsseldorf, wo heute acht Coaches und umfangreiche Trainingsfacilities auf Übungswillige warten. Bereits sechsmal wurde Kessler zum „PGA-Trainer des Jahres“ gekürt, unter seiner Leitung holte Martin Kaymer u.a. zwei Major-Titel. Aber auch zahlreiche andere Golfer aus Deutschland, die heute auf den großen Golftouren der Welt unterwegs sind, profitieren von seiner Erfahrung und dem Leitsatz: „Geduld schlägt Talent. Der Rest ist Arbeit, Arbeit, Arbeit.“  

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