Es war einmal mehr eine hoch spannende Finalrunde beim Swiss Seniors Open in Bad Ragaz. An der Spitze des Leaderboards lösten sich am heutigen Sonntag sechs Spieler stetig ab. Mit der besten Ausgangslage in die Finalrunde starteten die Over-Night-Leader Chris Williams (Südafrika) und Jean-François Remésy (Frankreich); Williams erwischte einen Blitzstart und zog kurzzeitig davon, Remésy dagegen geriet mit zwei frühen Bogeys in Rückstand. «Zwei Approaches mit dem 52-Grad-Wedge – und zwei Bogeys, nicht so, wie man sich den Start in den Sonntag wünscht. Dann erinnerte ich mich an 2004, als ich bei der Open de France ebenfalls mit zwei Bogeys in den Sonntag gestartet bin und das Turnier dann doch gewonnen habe», erklärte Remésy am Sonntagabend.
Der Franzose kämpfte sich am Finaltag in Bad Ragaz zurück, blieb auf den letzten zwölf Löchern fehlerfrei und bot dem Publikum auf der Tribüne an Grün 18 ein Spektakel. Remésy war mit einem Schlag Vorsprung auf den mit ihm in der letzten Gruppe spielenden Waliser Phillip Price auf die letzte Bahn gekommen. Der Franzose platzierte seinen Abschlag suboptimal auf der rechten Seite des Fairways, der Weg zur Fahne führte über die Bäume. Millimeterarbeit, so schien es für die Zuschauer – Remésy behielt die Nerven, zauberte den Ball mit einem perfekten Wedge aufs Grün. Price musste nun angreifen, vertat sich bei der Schlägerwahl und schlug den Ball auf die Tribüne. Nach einem Freedrop rettete der Waliser zwar das Par, doch für ein Stechen reichte es nicht – Remésy sicherte sich mit einem 2-Putt seinen ersten Sieg auf der Staysure Tour.
Mehr noch, dieser Titel und der Siegercheck über 48’000 Euro bedeuteten für den 54-Jährigen das Ende einer neunjährigen Durststrecke. Von Emotionen überwältigt sank Remésy in die Knie, ballte die Hände zu Fäusten, liess sich gleichzeitig vom Publikum feiern und dankte den Zuschauern für ihre Unterstützung. «Es ist unglaublich. Ich habe so lange auf diesen Sieg gewartet und immer wieder an meinem Spiel gezweifelt. Die letzten Wochen aber spielte ich wirklich gut, nun ist das Selbstvertrauen definitiv zurück», freute er sich nach dem Siegesputt. Nun habe er sich auch mit der Schweiz ausgesöhnt – «zuvor hatte ich nicht wirklich gute Erinnerungen, jetzt aber werde ich sehr, sehr gerne wiederkommen.
Einer der ersten Gratulanten war übrigens sein Landsmann Jean van de Velde, der – typisch Franzose – die Glückwünsche mit einem Wangenkuss und einer herzlichen Umarmung überbrachte. Jener Jean van de Velde, den Remésy 2004 in Paris bei der Open de France im Play-Off besiegt hatte.
Weniger emotional, aber ebenfalls mit einem versöhnlichen Abschluss endete das Swiss Seniors Open 2018 für Turnierbotschafter André Bossert. «Tee to Green» zeigte der Schweizer eine solide Leistung, haderte aber die ganze Woche mit dem Putting. «Bossy» kam «bogeyfrei» durch die drei Turniertage, sein einziger Schlagverlust resultierte am Freitag aus einem Doppelbogey an Loch 14. Samstag und Sonntag spielte Bossert jeweils drei unter Par, seine Bilanz ist dennoch durchzogen: «Heute habe ich viel besser geputtet als in den Tagen zuvor, und ausnahmsweise sind auch ein paar knappe Putts gefallen. Heute kann ich mein Resultat akzeptieren, es lag nicht mehr drin; eine bessere Platzierung verspielte ich in den ersten beiden Runden.» Am Ende war es bei ihm Platz acht – seine erste Top-10-Klassierung in dieser Saison.
Auf dem geteilten achten Schlussrang ist Bossert in prominenter Gesellschaft. Unter anderem klassierten sich auch Ian Woosnam (Wales), Peter Fowler (Australien, Swiss-Seniors-Open-Sieger 2011) und der Österreicher Markus Brier bei sechs unter Par fürs Turnier. Brier, der am Donnerstag vor Turnierstart in Bad Ragaz seinen 50. Geburtstag gefeiert hatte, spielte beim Swiss Seniors Open sein erstes Turnier auf der Staysure Tour. Mit dem Top-10-Ergebnis beim Debüt zeigte sich der Wiener zufrieden. Mehr noch, er fühlte sich auf Anhieb willkommen und wohl auf der Tour der Ü-50-Professionals. «Ich mag es, auf der Runde zwischen den Schlägen ein wenig zu plaudern. Barry Lane war in der ersten Runde ein wunderbarer Spiel- und Gesprächspartner, er hat mir viele Insider-Tipps zur Staysure Tour gegeben.» Unter anderem lernte «Maudi», dass bei Turnieren der Ü-50-Professionals Lasergeräte für die Distanzmessung eingesetzt werden dürfen.
Dank 52 Birdies auf Loch 3 wurden in den drei Turniertagen des Swiss Seniors Open 10’400 Franken für die Birdies-for-Good-Charity gesammelt. Die Credit Suisse überweist diesen Betrag an die Stiftung Kinderhilfe Sternschnuppe.