simplyGOLF: Was treibt dich an, neben den zahlreichen Trainerstunden und Vorträgen auch noch Buch um Buch zu veröffentlichen?
Frank Adamowicz: Es eigentlich ein Wahnsinn, weil ich niemals damit gerechnet hätte, dass ich überhaupt ein Buch schreibe. Jetzt habe ich aber an mich den Anspruch, dass mir noch schlauere Sachen einfallen als bei den Büchern zuvor, und natürlich müssen es Sachen sein, die die Leute interessieren. Schreiben kann man ja viel …
Und was ist jetzt das ganz Schlaue am vierten Buch? Ist das jetzt viermal so schlau wie das erste?
Eine sehr gute Frage (lacht). Ich will mit meinen Büchern die Golfer aufklären, das Spiel besser zu verstehen. Natürlich gibt es auch praktische Tipps, samt Video-Tipps, die man per QR-Code ansteuern kann. Aber es geht auch um mentale Aspekte, die uns das Leben am Golfplatz erleichtern können.
Hast du ein kleines Beispiel parat?
Nehmen wir das Thema „Zufriedenheit“, das ich auch bei meinen Seminaren immer wieder anspreche. Da bin ich anfangs meist ein bisschen lauter als sonst, um die Leute einzufangen. Ich führe ihnen dabei vor Augen, dass ein Dreiputt nicht der Grund sein kann, auszurasten und vielleicht gleich wieder alles hinzuschmeißen. Ich erkläre den Golfern, dass sie in höchstem Maße privilegiert sind, dass sie die Zeit haben und das Geld, hier dabei zu sein. Das kann es doch nicht sein, oder?
Aber haben wir da in unseren Breiten nicht ohnedies einen etwas eigenwilligen Zugang zu Golf, mit diesem Handicap-Gedöns, basierend auf einem falsch interpretierten Leistungsdruck?
Absolut. Das geht mir auch richtig auf die Nerven, weil das Handicap ja nichts aussagt, und die Golfer das als Kategorie verwenden. Auch, wenn jemand zu mir kommt, um etwa Schläger zu fitten, ist das Erste, was er oder sie sagt: Ich habe ja nur Handicap 33. Was soll ich damit anfangen? Außerdem basiert das Handicap auf dem Stableford-System, das die Situation verfälscht. Du streichst ein, zwei Löcher und hast trotzdem dein Handicap gespielt. Beim Zählspiel gibt es das nicht.
Das klingt jetzt aber dann doch ein wenig sehr streng …
Ist es gar nicht, im Gegenteil: Das Zählspiel macht automatisch einen besseren Golfer aus dir. Du lernst sehr schnell, die ganz großen Fehler zu vermeiden.
Welche großen Fehler machen wir AmateurgolferInnen sonst noch, die du im deinem aktuell vierten Buch behandelst?
Erwartungshaltung und Selbsteinschätzung. Wenn mir ein Spieler auf Grün 1 nach einem Dreiputt erklärt: Heute putte ich schlecht, frage ich ihn, ob er ein Hellseher ist. Das ist doch völlig absurd, dass man sich am ersten Loch gleich selbst entmutigt. Ich weiß, dass es blöd klingt. Aber man muss im Golf, wenn es mal zwei, drei Loch nicht läuft, ebenso kämpfen wie in anderen Sportarten. Einer, der das hervorragend vorgezeigt hat, war Jack Nicklaus. Egal, was er bis dahin gespielt hat, die letzte Spielbahn wollte Nicklaus unbedingt mit Birdie beenden. Einfach für das positive Gefühl. Und es ist ihm überdurchschnittlich oft gelungen. Amateurgolfer können von Nicklaus noch etwas lernen, was ich ebenfalls im Buch anführe.
Nämlich?
Lerne, deine Fehler zu akzeptieren. Nicklaus hat, wie viele Stars, einen natürlichen Fade gespielt, also eine Links-Rechts-Kurve für Rechtshänder. Bei uns versuchen alle verzweifelt ihren Slice gerade zu biegen. Einfacher und schneller ist es, seine Spielstrategie an den eigenen Schlag zu adaptieren, anstatt verzweifelt gegen seinen natürlichen Schwung anzukämpfen.
Das bringt mich zur klassischen Frage, die du bestimmt schon Zigtausende Male gehört hast: Hast du einen Quick-Fix, der einen Slice – oder welches golferische Problem auch immer – quasi von heute auf morgen löst?
Vor allem die High-Handicapper fragen das oft. Die Pros und Top-Amateure dagegen wissen, wie lange es dauert, bis etwas Neues sitzt. Die fragen nicht danach. Wobei ich sagen muss, dass der eine oder andere Quick-Fix funktioniert, also einer von 30. Golf ist eben ein seltsamer Sport.
Ist das nicht grundsätzlich auch etwas, worin sich ein Gros der Amateurgolfer verbeißen: Technik?
Das ist nicht das einzige, aber natürlich eines der gröberen Themen. Da wird viel zu viel herumgedoktert, dabei gibt es so viele Möglichkeiten, sich zu verbessern. Etwa, wenn man an seiner Pre-Shot-Routine arbeitet und diese verfestigt. Das hilft mehr, als zehn Stunden am Take-Away zu arbeiten. Außerdem praktizieren wir Golf viel zu hektisch und zappelig. Man muss sich Zeit nehmen für Golf. Stell’ dir einfach die Frage, warum du Golf spielst.
Du bist jetzt rund 50 Jahre als Golflehrer zugange: Gibt es die „Adamowicz-Methode“ zum Erfolg?
Es gibt keine Methode, nach der ich unterrichte. Die Methode ergibt sich durch den Menschen. Groß, klein, dick dünn, ehrgeizig, gemütlich. Das sind die Kriterien, auf die ich eingehe.
Das bringt uns zur letzten Frage: Wirst du oft gefragt, ob du auch „normale“ Amateurgolfer unterrichtest?
Diese Frage kommt tatsächlich oft: „Ich hab nur Handicap 30, unterrichten Sie mich auch?“ Natürlich. Als Trainer bin ich dafür da. Es ist völlig egal, ob jemand Tourspieler ist oder Handicap 54 hat. Meine Aufgabe als Golflehrer ist es, das Optimum aus dem jeweiligen Golfer herauszuholen, völlig irrelevant, welche Spielstärke er oder sie hat.
Frank Adamowicz
» Acht Jahre Nationaltrainer des Deutschen Golf Verbandes
» Über 20 Jahre Fernseh-Co- Kommentator
» Deutschlands erfolgreichster Mannschaftstrainer mit neun Mannschaftsmeistertiteln und zehn Landesmeister- titeln
» Europameister mit Golfclub St. Leon Rot
» Vortragender und Sprecher bei Firmen und Veranstaltungen
„Golf mental“, das vierte Buch von Adamowicz, das wieder mit zahlreichen Videos aufgepeppt wurde.
Preis: € 29,99
ISBN 978-3-9819631-5-1