Frage: Rory McIlroy, was bedeutet es für Sie, hier in Portrush erneut bei einer Open Championship anzutreten?
Rory McIlroy: Es fühlt sich fast unwirklich an, dass seit 2019 bereits sechs Jahre vergangen sind. Umso schöner, dass Royal Portrush erneut als Gastgeber fungiert. Ich verbringe mittlerweile nicht mehr viel Zeit hier, aber heute Morgen alte Bekannte zu sehen – auch die vielen ehrenamtlichen Helfer aus den umliegenden Golfclubs – war wirklich herzerwärmend. Ich freue mich sehr auf die Woche.
Frage: Sie sprachen nach dem Masters von einem neuen „Mount Everest“. Wie ist Ihre Stimmungslage nun – im Vergleich zu den PGA Championships oder den U.S. Open?
McIlroy: Die letzten beiden Starts waren ermutigend – vor allem vergangene Woche in Schottland. Die Pause nach dem Travelers hat mir gutgetan, ebenso der Ortswechsel. Als ich den Turnierkalender für 2025 ansah, habe ich Portrush vielleicht sogar noch dicker markiert als Augusta – aus offensichtlichen Gründen. Ich bin zufrieden mit meinem Spiel, fühle mich gut vorbereitet und glaube, dass Schottland die ideale Einstimmung war.
Frage: Der Druck nach dem Masters-Sieg scheint weg – ist er das wirklich?
McIlroy: Das wage ich zu bezweifeln. Es gibt immer Druck, vor allem, wenn man zu Hause spielt. Aber es ist ein anderer Druck, weniger erdrückend, vielleicht reifer. Ich möchte die Energie hier aufnehmen und in Leistung umwandeln.
Frage: Sie reisen bald nach Indien, später nach Australien – ein Zeichen für ein internationaleres Engagement?
McIlroy: Ja. Ich habe mich immer als internationalen Spieler verstanden. Die Welt des Herrengolfs könnte insgesamt globaler denken. Ich freue mich auf neue Orte, neue Kulturen – und darauf, den Sport weiterzutragen. Nach fast zwei Jahrzehnten als Profi schätze ich es umso mehr, neue Erfahrungen sammeln zu dürfen.
Frage: Welche Erinnerungen haben Sie an 2019?
McIlroy: Der Empfang am ersten Abschlag war überwältigend – damit hatte ich nicht gerechnet. Der Donnerstag verlief dann verschwommen – golftechnisch möchte ich ihn lieber vergessen. Aber der Freitag war besonders: Mein Schlag ins 14. Grün, die stehenden Ovationen im Abendlicht – das war Gänsehaut. Ich hätte gerne noch zwei weitere Tage gehabt. Vielleicht gelingt das diesmal.
Es stehen noch einige Turniere an, aber das große Ziel heißt: Bestform für New York.
Rory McIloy
Frage: Shane Lowry ist ein Freund und Vorbild. Inwiefern?
McIlroy: Shane hat ein bemerkenswertes Talent, das Golfleben von seinem Privatleben zu trennen – und beide Sphären in Balance zu halten. Seit ich Vater bin, ist mir das bewusster geworden. Ich bewundere, wie er Freude findet – nicht nur auf, sondern vor allem abseits des Platzes. Das ist auch mein Ziel: mehr genießen, mehr lachen, mehr leben.
Frage: Als 16-Jähriger haben Sie hier mit einer 61 den Platzrekord gebrochen. Was bleibt davon?
McIlroy: Ich erinnere mich an den Flow – 9 unter auf den letzten zehn Löchern. Ich war zum ersten Mal wirklich „in der Zone“. Der Platz hat sich verändert – neue Löcher, neues Routing. Aber auch ich bin heute ein ganz anderer Spieler. Damals war mehr Instinkt im Spiel, heute ist es deutlich analytischer. Dennoch: Bei einer Open ist Kunstfertigkeit gefragt – die Wissenschaft muss sich unterordnen.
Frage: Sie waren gestern in Schottland noch in der Finalgruppe, heute früh schon auf dem Platz. Warum so früh?
McIlroy: Ich wollte dem Trubel entgehen. Vier Stunden Schlaf mussten reichen. Bei den letzten Majors waren die Trainingsrunden überfüllt – kaum Raum zur Vorbereitung. Heute war es ruhig, produktiv – genau das, was ich brauche.
Frage: Sie sagten schon früh, Ihre Ziele seien die Nummer 1 der Welt und der Karriere-Slam. Jetzt, da Sie beides erreicht haben – was nun?
McIlroy: Der Weg danach ist nicht ganz einfach. Ich hatte das Gefühl, dass ich mir kaum Zeit zum Durchatmen genommen habe. Aber das Streben bleibt. Jeder hier will besser werden. Der Wunsch, sich zu übertreffen, bleibt – das ist die Natur des Wettkampfs. Und genau deshalb stehe ich hier, bereit, alles zu geben.
Frage: Wie präsent ist Ihnen der Platz heute noch – spielen Sie zu Hause oft?
McIlroy: Ich habe Holywood seit 15 Jahren nicht mehr gespielt. Aber Portrush hat zwei Dinge, die mir heute aufgefallen sind: Die strategisch gesetzten Bunker vom Tee – sie zwingen einen, Entscheidungen zu treffen. Und die Grüns – ungewöhnlich bewegt für einen Links-Kurs. Sie fordern präzises Lesen, feines Gefühl. Genau das macht die Herausforderung so reizvoll.

Frage: 2019 waren Sie mental nicht auf die Erwartungen vorbereitet. Was haben Sie daraus gelernt?
McIlroy: Ich wurde von der Welle der Unterstützung überrollt. Ich wollte niemanden enttäuschen – und war innerlich blockiert. Der Kampf war nicht gegen den Platz, nicht gegen die Gegner – es war ein innerer Kampf. Diese Erfahrung hat mich gelehrt: Nur mit Klarheit im Kopf hat man die besten Chancen auf eine Spitzenleistung.
Frage: Wie fühlt sich die Rückkehr an – als Sportheld einer Region?
McIlroy: Die Leute waren fantastisch. Schon heute Morgen war der Platz gut besucht, die Kinder an der 18 – das hat mich berührt. Ich konzentriere mich auf meine Aufgabe, aber ich weiß: Die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Ich habe noch mehr zu geben.
Frage: Haben sich Ihre Ziele seit dem Masters verändert?
McIlroy: Absolut. Die Open und der Ryder Cup – das sind die beiden großen Etappen in diesem Jahr. Ich habe die letzten zwei Wochen genutzt, um neue Energie zu tanken, jetzt beginnt ein intensiver 14-Tage-Block. Danach folgt der nächste Anlauf für den Ryder Cup. Es stehen noch einige Turniere an, aber das große Ziel heißt: Bestform für New York.
Frage: Viele Menschen hier empfinden eine enge Verbindung zu Ihnen. Wie gehen Sie damit um?
McIlroy: 2019 habe ich mich eher abgeschottet. Heute weiß ich: Es ist besser, sich einzulassen. Es bedeutet den Menschen viel – und auch mir. Es macht die Woche reicher, menschlicher. Diese Verbindung will ich leben, nicht meiden.
Alle Fotos: Stuart Kerr/R&A/R&A via Getty Images