Am Open-Finaltag sicherte sich Scottie Scheffler mit bemerkenswerter Souveränität seinen vierten Major-Titel – vier Schläge vor Harris English, mit einem Gesamtergebnis von 17 unter Par. Damit komplettiert er das prestigeträchtige Dreigestirn aus Open Championship, Masters und PGA Championship; nur der US-Open‑Triumph fehlt ihm noch zum Karriere‑Grand‑Slam.
Sein Turnierverlauf war ein Lehrstück an Konstanz: 68‑64‑67‑68 – vier Runden unter Par in den 60gern, jede für sich unspektakulär solide, in der Summe aber Ausdruck strategischer Reife. Einziger Wackler: ein Doppelbogey auf Bahn 8 der Finalrunde. Doch auch dieser Moment wurde unmittelbar neutralisiert – Birdie auf der 9, ein Konter mit Ansage.
Es war nicht spektakulär, aber eindrucksvoll. Schefflers Spielstil wirkte mitunter beinahe eindimensional – doch genau in dieser Gradlinigkeit lag seine unerschütterliche Stärke. Seine größte Waffe in dieser Woche: der Putter. Mit herausragenden +7,87 Strokes Gained auf dem Grün avancierte er zum unangefochtenen Taktgeber – seine Putt-Performance war nicht nur statistisch, sondern atmosphärisch das Maß aller Dinge.
Scheffler: Open-Sieg ohne Schnörkel
Auf der obligatorischen Pressekonferenz folgte dann keine Phrasenrhetorik, sondern ein bemerkenswerter Moment der Reflexion. Auf die klassische Frage, was ihm dieser Sieg bedeute, antwortete Scheffler mit entwaffnender Ehrlichkeit: Der Jubel halte „vielleicht zwei Minuten“, danach beginne wieder das normale Leben – mit Dinnerplänen, Alltag, Familie. Golf, so machte er unmissverständlich klar, sei für ihn niemals wichtiger als seine Ehe oder sein Glaube. Sollte dieser Sport je das Fundament seiner Familie gefährden, würde er aufhören. Ohne großes Drama. Ohne Rückblick.
Diese schnörkellose Authentizität wirkte wie ein Kontrastmittel zum gestanzten Vokabular vieler seiner Zeitgenossen. Kein Pathos, kein Imagepflege-Modus – nur ein Mann, der weiß, wer er ist. 100 Prozent Scottie. Und eben deshalb wurde seine Pressekonferenz fast ebenso oft geteilt wie sein sportlicher Triumph.
Unvermeidlich: der Vergleich mit Tiger Woods. Und ja – mit vier Majors, alle mit mindestens vier Schlägen Vorsprung, schleicht sich der Name Woods zwangsläufig ins Narrativ. Nur Woods selbst (15 Majors) und Ben Hogan im Jahr 1953 (drei Majors in einer Saison) haben eine ähnlich dominante Phase vorzuweisen. Doch Scheffler vermeidet den Mythos. Er lebt im Jetzt, trainiert mit Disziplin, ohne sich von historischen Maßstäben antreiben zu lassen. Kein Jäger von Legenden, sondern ein Handwerker am Werk.
Bennett stolpert im Gegensatz zu Papa Scottie
Ein besonderes Kapitel schrieb auch Schefflers Sohn Bennett – ausgestattet mit Plastik-Golfschlägern, tapsig auf dem Hügel unterwegs, stolpert, dann ein High-Five mit dem Vater: eine Szene voller Leichtigkeit, fast filmisch.
Nun richtet sich der Blick auf Memphis – FedEx Cup Finals. Und dann? Die US Open warten, der mögliche Grand Slam steht im Raum. Doch wer Scheffler kennt, weiß: Er bleibt bei sich. Kein Getöse, kein Pathos. Nur tägliches Training, familiäre Verankerung – und das stille, stetige Streben nach Exzellenz.
The Open in Portrush: Und hinter Scheffler?
Die letzten zwei Wochen haben das Leben von Chris Gotterup auf links gedreht – und das nicht nur wegen der Windböen auf schottischen Fairways. Erst triumphiert er bei der Genesis Scottish Open gegen niemand Geringeren als Rory McIlroy, dann stürmt er bei seinem Major-Debüt bei der Open Championship mit einer 67er-Finalrunde auf Platz drei – und das an seinem 26. Geburtstag.

Als wäre das nicht genug, katapultiert ihn dieser Lauf innerhalb von acht Tagen zu rund 2,7 Millionen Dollar Preisgeld – mehr als doppelt so viel wie in seiner gesamten bisherigen Karriere. Gotterup, bislang die Nummer 158 der Welt, wirkt selbst am meisten überrascht von dieser Erfolgswelle. „Ich weiß nicht, was hier los ist“, sagt er grinsend, „aber vielleicht ist ein bisschen europäisches Blut in mir erwacht.“ Seine dänischen Wurzeln geben diesem Spruch eine gewisse Tiefe – auch wenn er beim Ryder Cup natürlich für Team USA antreten würde, wenn es nach Wunsch läuft.
Noch einen Tick näher an einem Ryder-Cup-Ticket ist Harris English, der das Open-Turnier in Royal Portrush mit einer furiosen 66er-Runde abschloss und mit −13 den alleinigen zweiten Platz belegte – wie schon bei der PGA Championship im Mai. Und das unter besonderen Umständen: Sein langjähriger Caddie Eric Larson durfte wegen einer alten Haftstrafe nicht nach Großbritannien einreisen, also übernahm kurzerhand sein Shortgame-Coach Ramon Bescansa die Tasche – mit Erfolg.
„Ramon und ich haben eine großartige Strategie ausgearbeitet“, so English, „er weiß irgendwie, wie ich ticke.“ Nur wenige Punkte trennen ihn nun von den automatischen Qualifikationsrängen für das US-Team. „Hoffentlich schaffe ich es unter die ersten Sechs, um mir einen Platz zu sichern“, sagt er.
Straka auf Platz 52

Die Statistik weist dem Österreicher Sepp Straka in Runde 4 vorzügliche Zahlen in der Genauigkeit vom Tee aus, und auch die Annäherungen gelingen im Vergleich zum Feld ganz vortrefflich. Leider lässt der Putter Straka im Stich: Als 67ster und über 2 Schlägen schlechter als das Feld (Durchschnitt), gibt es auch am Finaltag für Straka nichts zu holen. 18 Par in Serie und level par als Gesamtscore bedeuten Platz 52.
Immerhin sind The Open das erste Major des Jahres 2025 bei dem Straka den Cut schafft.
Open Championship, Tag 3: Scheffler in der Komfortzone
Scottie Scheffler marschiert weiter wie ein Uhrwerk durch die 153. Open Championship – und tut dabei alles, um möglichst wenig Drama aufkommen zu lassen. „Die Scorekarte sieht stressfrei aus“, sagte er nach seiner dritten Runde. Doch wie immer trügt der äußere Eindruck. „Zwei wirklich wichtige Par-Saves auf der 11 und 14“, betonte Scheffler – und damit auch, dass selbst bei einer vermeintlich makellosen Runde (wieder bogeyfrei!) jeder Schlag zählt.
Er beschreibt den Tag mit der stoischen Ruhe eines Golfmönchs: Loch 11, schlechter Schlag vom Fairway ins Rough, schwierige Lage – aber souveräner Putt. Loch 14, „tiefer Ball im Gras“, doch das leichte Gefälle hilft – und Scheffler spielt ihn 80 Yards weit vor das Grün, um sich eine Par-Chance zu verschaffen. „Das war ein wirklich schöner Schlag“, resümiert er nüchtern.
Ich finde es albern zu sagen, dass man seine Gedanken nie schweifen lässt. Aber: Ich habe ein Bild davon, was ich erreichen will – und das setze ich um.
Scottie Scheffler
Das Geheimnis seines späten Samstags-Kicks? Keines, meint Scheffler: „Ich versuche, meine Chancen zu nutzen.“ Auch wenn er anfangs Birdies liegen ließ, kamen sie plötzlich auf Loch 7 und 8 im Doppelpack. Der Rest war solide Verwaltung – und das mit einem Gemütszustand, der zwischen Zen und innerem Handbuch zu schweben scheint.
Wie er das schafft? „Ich finde es albern zu sagen, dass man seine Gedanken nie schweifen lässt“, sagt er ehrlich. Aber: Wenn er über dem Ball steht, ist der Fokus da. „Ich habe ein Bild davon, was ich erreichen will – und das setze ich um.“ Punkt.
Was ihn zu einem der besten „Finisher“ der letzten Jahre gemacht hat? „Keine Ahnung“, sagt er lakonisch – fügt aber an: „Ich bin gerne hier draußen und kämpfe. Dafür arbeiten wir so hart.“ Morgen, beim vierten und letzten Akt dieser Open, will Scheffler einfach nur den Ball aufs Fairway bringen – und dann aufs Grün. Kein Spektakel, kein Pathos. Nur Scheffler. Und das ist derzeit vielleicht die gefährlichste Version von Golf, die es gibt.
Schefflers erster Verfolger: der Chinese Haotong Li

Haotong Li liefert derzeit nicht nur auf dem Platz, sondern auch im Interview-Raum eine Performance, die irgendwo zwischen stoischer Zen-Meisterschaft und trockenem Stand-up-Comedy-Programm rangiert. Nach seiner starken Runde bei der 153. Open Championship – er liegt vier Schläge hinter Scottie Scheffler – stellte sich der Chinese mit der lakonischen Ruhe eines Mannes, der scheinbar nichts erwartet, aber alles bekommt, den Fragen der Mixed Zone.
„Fühlen Sie sich wohl?“ – „Ja.“
„Inwiefern?“ – „Einfach wohl.“
Zack. Kein Drama, keine großen Worte. Haotong eben.
Dabei hatte die Woche alles andere als vielversprechend begonnen. „Ich habe mich wirklich sehr schlecht gefühlt… Ich konnte kaum auf den Platz, weil ich das Gefühl hatte, dass so viele Leute da waren.“ Auch das Training war durchwachsen.
Erst heute Morgen, sagt er, habe sich das Blatt gewendet. Und siehe da: Der legendäre „Pull-Cut“, sein Markenzeichen, sei zurückgekehrt – „was letzte Woche nicht der Fall war. Alles war ein Pull, kein Cut.“ (Lacht.)
Morgen nun also die Königsrunde: gemeinsam mit Scottie Scheffler, der Weltranglistenerste in Spiellaune. Ob ihn das nervös mache? „Ich freue mich eigentlich schon darauf“, sagt Li. „Vier Schläge Rückstand, es ist sozusagen ein Spiel um den zweiten Platz.“ Wer so etwas sagt, kann nicht angespannt sein – oder ist ein verdammt guter Schauspieler.
Straka tritt auf der Stelle
Sepp Straka behauptete sich auch am Moving Day der 153. Open Championship im Royal Portrush: Mit einer soliden 70er-Runde (−1) spielte er vom Freitag 71 und Samstag eine 70 und hält somit weiterhin bei Even Par (143) – was ihm Platz T51 im Klassement sichert.

Laut Scorecard markierte Strakas dritte Runde drei Birdies und zwei Bogey, was in der Summe die –1 brachte. Damit blieb er ohne Positionsverschiebung – erstaunlich konstant, auch wenn er sich nach eigener Aussage “sehr viele Chancen, besonders vom Fairway” entgehen ließ und das lange Spiel “einfach nicht präzise genug” war.
Der Deutsche Matti Schmid fällt nach einer 79er-Runde (+8) auf den letzten Platz zurück.
Open Championship, Tag 2: Die Zeit des Favoriten
Scottie Scheffler wirkt derzeit, als hätte er Royal Portrush kurzerhand zu seinem privaten Wohnzimmer umfunktioniert – nur dass es dort statt Couch und Fernbedienung ein Birdie-Feuerwerk zu sehen gibt. Acht Birdies, eine bogeyfreie 64er-Runde und die Führung zur Halbzeit der 153. Open Championship. Was lief heute besser als gestern?
„Ich habe ein paar mehr Fairways getroffen, wirklich gute Eisenschläge gemacht und Putts gelocht“, sagte Scheffler nüchtern. Dabei hatte das Wetter zunächst wenig Lust auf Golfromanze – auf der Range noch sonnig, am ersten Tee immer noch nett, doch kurz darauf verwandelte sich der irische Himmel in ein nasses Inferno. Vier bis fünf Löcher lang regnete es heftig – Scheffler aber nutzte die Phasen mit gutem Wetter clever aus und spielte seine Birdies in den ruhigen Momenten. Timing, Baby.
Für Gesprächsstoff sorgte heute nicht nur das Leaderboard, sondern auch eine kuriose Regelentscheidung rund um Shane Lowry. Die Kamera hatte beim Zoom auf dessen Ball im Rough eine mögliche Bewegung gezeigt – was am Ende zu einer Zeitstrafe führte. Scottie, der ebenfalls in der Szene involviert war, blieb diplomatisch: „Es ist schwer zu sagen, ob sich der Ball bewegt hat… Die Kamera war sehr nah dran… Es war einfach eine schwierige Situation für Shane.“ Er lobte Lowrys Umgang mit der Situation und betonte, wie sehr er den Sportsgeist im Golf schätzt. Eine klare Haltung, ohne das Regelkomitee vor den Bus zu werfen – Chapeau.
Technisch auffällig: Scheffler liegt aktuell auf Platz zwei der Woche in der Statistik „Strokes Gained Putting“ – ein Novum für jemanden, der oft für alles gelobt wird, nur nicht fürs Putten. Er habe Ende letzten Jahres sein gesamtes Spiel analysiert, so Scottie, und auf den Bahamas eine neue Putter-Strategie getestet – besonders hilfreich beim Lag-Putting aus 15 bis 20 Fuß Entfernung. Nah dran bleibt er beim klassischen Stil, aus der Distanz setzt er nun auf die neue Methode – offenbar mit Erfolg.
Und sonst? Das Wetter spielte wieder verrückt. Von kurzärmelig auf der Range bis zum Sturzregen auf dem Fairway – Irland eben.
Doch während andere im Regen ihr Spiel nicht nach Wunsch abrufen konnten, drehte Scottie auf – Fitzpatrick, Harman und Haotong Li können ein Lied davon singen, sie liegen direkt hinter ihm. Doch Scottie wirkt unbeeindruckt, fast entspannt. Ein bisschen so, als wüsste er längst, dass es seine Woche wird.
Fitzpatrick gibt sich entspannt

Matt Fitzpatrick, der nach 2 Runden hinter Scheffler auf Platz 2 liegt, nimmt die Dinge mit einem Augenzwinkern – und einem Seitenhieb in Richtung U.S. Open. Auf die Frage, wie es sich anfühlt, als britischer Spieler am Wochenende der Open mit Scottie Scheffler an seiner Seite loszuziehen, meinte er trocken: „Es ist wahrscheinlich schöner als die U.S. Open“ – und schmunzelte dabei vielsagend.
Von zusätzlichem Druck will der Engländer nichts wissen: „Ich würde nicht sagen, dass ich unbedingt so viel Druck verspüre. Der Druck lastet auf ihm, denn von ihm wird erwartet, dass er rausgeht und dominiert.“ Damit meinte er natürlich Scottie Scheffler, den aktuell formstärksten Spieler der Welt. Fitzpats Fazit: „Er ist ein außergewöhnlicher Spieler. Er ist die Nummer 1 der Welt, und wir sehen Leistungen wie von Tiger.“ Die Erwartungen – und damit die Last – sieht er also beim Amerikaner. Für sich selbst sieht er die Runde mit dem Weltranglistenersten als Chance und Bonus: „Angesichts meiner Situation zu Beginn dieses Jahres ist es für mich eine aufregende Situation.“
Auch der oft kolportierte „Heimvorteil“ lässt ihn kalt: „Spüre ich als Engländer eine zusätzliche Belastung? Nein, überhaupt nicht.“ Fitzpatrick wirkt fokussiert, geerdet – und vielleicht genau deshalb gefährlich.
Straka bei The Open im Cut
Sepp Straka hat sich bei der 153. Open Championship im traditionsreichen Royal Portrush Golf Club durch den nordirischen Wind und das britische Wetter gekämpft – und den Cut geschafft. Nach einer soliden 72 zum Auftakt legte der Wiener am Freitag eine 71 nach, was ihn mit einem Gesamtscore von 143 (eins über Par) zur Halbzeit auf Rang 51 bringt.

Zufrieden klang Straka nach seiner Runde allerdings nicht. „Das Scoring war ziemlich schlecht. Ich habe ziemlich viele Chancen gehabt, besonders vom Fairway, aber die Eisenschläge waren einfach nicht präzise genug“, resümierte er ehrlich – ganz der kritische Profi, der weiß, dass in seinem Spiel mehr steckt. Trotz der durchwachsenen Bilanz bleibt festzuhalten: Der Cut ist geschafft, und auf Links-Kursen wie Portrush kann immer was passieren.
Mit Matti Schmid schafft ein weiterer deutschsprachiger Spieler den Sprung ins Wochenende – wie Straka gelingt auch Schmid der Cut „on the mark“ bei +1.
Open Championship, Tag 1: Von Novizen, Mönchen und Favoriten
Die 153. Open Championship in Royal Portrush begann am 17. Juli mit einem wahren Wetter-Cocktail: Sonne, Wind, Schauer und Gewitterwarnungen machten Links-Golf pur. Fast sechs Stunden Spielzeit – ermüdende Bedingungen für Profis und Fans.
Sportlich liegt das Feld eng beisammen. Mit jeweils –4 führten überraschenderweise Matt Fitzpatrick (ENG), Hatong Li (CHN), Bezuidenhout (SA), English (USA) und der absolute Überraschungsspieler J.S. Olesen (DEN).
Harris English sorgt unterdessen für Gesprächsstoff – sieben Birdies trotz Caddie‑Visa-Drama und sie starker Nerven. Scheffler und McIlroy ließen erkennen: Die Großen lauern; besonders McIlroy zeigte bei seinem Heimmatch Charakter mit einer Aufholjagd von Birdie‑Quote. Aufgeheizte Stimmung gab’s beim Spanier Rahm, der sich gegen störende Fans lautstark wehrte .
J. S. Olesen: Talent, Timing und ein großer Traum
Mit einem Namen, der bislang nur Eingeweihten ein Begriff war, spielt sich J. S. Olesen bei der 153. Open in Royal Portrush überraschend an die Spitze. Der Däne, der sich erst vor Kurzem für eine Profikarriere entschieden hat, überzeugt mit einer bemerkenswert reifen Leistung bei schwierigen Bedingungen – und mit einem erfrischend offenen Blick auf seinen bisherigen Weg: „Ich war mir sicher, dass ich Profi werden will – spätestens mit der Anmeldung zur Q-School war die Entscheidung klar“, sagt Olesen rückblickend.
Die solide Frühform auf der DP World Tour gab ihm das nötige Vertrauen. Sein Weg zum Profi-Golf war jedoch keineswegs geradlinig: „Ich war einfach nicht gut genug, um früher Profi zu werden. Deshalb habe ich in den USA studiert und mein Spiel weiterentwickelt.“
Diese Bodenständigkeit und Selbstreflexion spiegeln sich auch auf dem Platz wider. „Ich wusste, dass ich bei schwierigen Bedingungen bestehen kann. Wind, Regen – das ist Links-Golf“, so Olesen. Auch wenn sein Ballstriking zuletzt zu wünschen übrig ließ, fand er auf den festen Fairways von Portrush einen Rhythmus, der zu ihm passt.
Dass er zum Auftakt des Majors in Führung liegt, kam selbst für ihn unerwartet. „So wie ich zuletzt gespielt habe, hätte ich das nicht gedacht. Aber ich wusste, wenn ich mein Spiel finde, kann ich auf diesen Plätzen gut bestehen.“
Ein besonderes Highlight: der Gang über den 18. Fairway. „Natürlich ist es cool, den eigenen Namen oben auf dem Leaderboard zu sehen – auch wenn ich da gerade eher damit beschäftigt war, meinen Ball zu finden“, lacht Olesen. Das abschließende Bogey nimmt er sportlich: „Ob es am 7. oder am 18. passiert – es gehört zur Runde dazu.“
Auf die Teilnahme an den Masters hat er bewusst verzichtet, um seinen Traum vom Profi-Golf zu verfolgen. „Ich wollte schon immer auf der DP spielen – wie Thomas Bjørn oder Anders Hansen. Dafür habe ich mich klar entschieden.“
Rory McIlroy bei The Open Championship 2025: Starker Auftakt mit Rückhalt des Heimpublikums

Zum Auftakt der 153. Open Championship in Royal Portrush bewies Rory McIlroy Nervenstärke – und konnte mit einer Runde unter Par wichtige Akzente setzen. „Ich war nach zehn Löchern 3 unter, dann kam ein kleiner Einbruch. Aber die letzten vier Löcher habe ich mit 1 unter beendet, das war ein positiver Abschluss“, analysierte McIlroy nach seiner Runde.
Ein besonderes Element des Tages war die Unterstützung des Publikums. „Ich spüre die Rückendeckung des ganzen Landes. Das ist wunderbar, aber natürlich auch zusätzlicher Druck“, erklärte McIlroy. „Heute bin ich viel besser damit umgegangen als vor sechs Jahren.“
Mit nur drei Schlägen Rückstand auf die Führenden sieht sich McIlroy gut positioniert für die kommenden Tage: „Ich bin überrascht, dass 4 unter Par reicht, um zu führen. Ich dachte, heute spielt jemand vielleicht eine 6 oder 7. Aber es sind noch 54 Löcher zu gehen – ich bin zufrieden mit meiner Ausgangslage.“
Sepp Straka: Fokus und Strategie bei schwierigen Bedingungen
Die Eröffnungsrunde der 153. Open in Royal Portrush war nichts für schwache Nerven: Der Österreicher kämpfte an Tag 1 wie alle vor allem mit den Elementen. „Es war ziemlich schwierig, besonders wegen des Windes. Der Seitenwind hat es fast unmöglich gemacht, die Bälle wirklich nah an die Fahne zu bringen“, schilderte Straka seine Eindrücke.

Nach einem holprigen Start fand Straka ab Loch 8 seinen Rhythmus: „Ich hatte am Anfang ein wenig mit meinem Schwung zu kämpfen, aber danach lief es besser – ich konnte einige wirklich gute Schläge machen.“
In einem Turnier, das mentale Stärke fordert, zeigte sich Straka gut vorbereitet. „Man muss es nehmen, wie es kommt. Wenn sich Chancen bieten, muss man sie nutzen. Und wenn es schwieriger wird, spielt man einfach auf die Mitte des Grüns“, so seine pragmatische Herangehensweise.
Auch wenn es oft so wirkt, als würde man auf sich allein gestellt spielen, weiß Straka: „Jeder beobachtet zumindest zwei andere Spieler in der Gruppe. Wenn auch sie nicht näher an die Fahne kommen, zeigt das: Es ist wirklich schwer da draußen.“ Und Straka lässt durchblicken, dass bei konstantem Spiel und passender Strategie in den kommenden Tagen noch viel möglich ist.
Der Mönch im Spitzenfeld – 68 Schläge an Tag 1
Der 27-jährige Thailänder Sadom Kaewkanjana ist nicht nur ein feinsinniger Golfer, sondern auch ein ordinierter buddhistischer Mönch – eine Erfahrung, die ihn 2023 für eine Weile vom professionellen Golf abrücken ließ, um sich ganz der Meditation zu widmen.
„Das Mönchsleben hilft mir, meine Gedanken zu fokussieren – insbesondere auf dem Golfplatz“, sagt er. Seine innere Sammlung sei ein entscheidender Faktor für seine Leistung. „Vergiss alles außerhalb, lebe einfach im Hier und Jetzt“, erklärte Kaewkanjana nach seiner Auftaktrunde von 68 Schlägen – drei unter Par, lediglich einen Schlag hinter der Clubhausführung. Es ist erst seine zweite Teilnahme an der traditionsreichsten Golfmeisterschaft der Welt.

Bei seinem Debüt 2022 in St. Andrews, dem spirituellen Zentrum des Golfsports, belegte Kaewkanjana einen beachtlichen geteilten elften Platz – seine bislang einzige Begegnung mit dem eigenwilligen Wesen des Links-Golfs.
Den größten Moment des Tages erlebte Kaewkanjana an Loch 5 – einem drivbaren Par 4. Mit einem präzisen Drive erreichte er das Grün und lochte den Eagle-Putt souverän aus rund sechs Metern Entfernung.
Richard Teder (EST): Ich dachte, ich werde ohnmächtig
Für Richard Teder, dem ersten Esten bei den Open, war die erste Runde bei der 153. Open ein Erlebnis, das er so schnell nicht vergessen wird – und das gleich auf mehreren Ebenen. „Am ersten Tee dachte ich, ich werde ohnmächtig“, gesteht der Este ehrlich. „Ich habe mir selbst gesagt: Es ist nur ein weiterer Golfschlag – und dann mein Lieblingsschläger, das 2er-Eisen.“ Was folgte, war eine Runde voller Emotionen, beeindruckender Drives und einer unvergesslichen Begegnung mit einem Kindheitsidol.
Mit einer 3 über Par liegt er im soliden Mittelfeld – und damit weiter in Reichweite für den Cut. „Ich versuche einfach, dranzubleiben. Viele Pars. Wenn der Putter besser läuft, ist noch viel möglich.“

Ein echtes Highlight war das Long-Drive-Duell mit keinem Geringeren als Bryson DeChambeau – seinem erklärten Vorbild. „Ich habe 363 Yards geschafft, er 388 – ziemlich knapp. Ich wusste, dass ich nicht gewinnen kann, aber ich wollte mithalten. Es war großartig.“