Die 153. Open Championship in Royal Portrush begann am 17. Juli mit einem wahren Wetter-Cocktail: Sonne, Wind, Schauer und Gewitterwarnungen machten Links-Golf pur. Fast sechs Stunden Spielzeit – ermüdende Bedingungen für Profis und Fans.
Sportlich liegt das Feld eng beisammen. Mit jeweils –4 führten überraschenderweise Matt Fitzpatrick (ENG), Hatong Li (CHN), Bezuidenhout (SA), English (USA) und der absolute Überraschungsspieler J.S. Olesen (DEN).
Harris English sorgt unterdessen für Gesprächsstoff – sieben Birdies trotz Caddie‑Visa-Drama und sie starker Nerven. Scheffler und McIlroy ließen erkennen: Die Großen lauern; besonders McIlroy zeigte bei seinem Heimmatch Charakter mit einer Aufholjagd von Birdie‑Quote. Aufgeheizte Stimmung gab’s beim Spanier Rahm, der sich gegen störende Fans lautstark wehrte .
J. S. Olesen: Talent, Timing und ein großer Traum
Mit einem Namen, der bislang nur Eingeweihten ein Begriff war, spielt sich J. S. Olesen bei der 153. Open in Royal Portrush überraschend an die Spitze. Der Däne, der sich erst vor Kurzem für eine Profikarriere entschieden hat, überzeugt mit einer bemerkenswert reifen Leistung bei schwierigen Bedingungen – und mit einem erfrischend offenen Blick auf seinen bisherigen Weg: „Ich war mir sicher, dass ich Profi werden will – spätestens mit der Anmeldung zur Q-School war die Entscheidung klar“, sagt Olesen rückblickend.
Die solide Frühform auf der DP World Tour gab ihm das nötige Vertrauen. Sein Weg zum Profi-Golf war jedoch keineswegs geradlinig: „Ich war einfach nicht gut genug, um früher Profi zu werden. Deshalb habe ich in den USA studiert und mein Spiel weiterentwickelt.“
Diese Bodenständigkeit und Selbstreflexion spiegeln sich auch auf dem Platz wider. „Ich wusste, dass ich bei schwierigen Bedingungen bestehen kann. Wind, Regen – das ist Links-Golf“, so Olesen. Auch wenn sein Ballstriking zuletzt zu wünschen übrig ließ, fand er auf den festen Fairways von Portrush einen Rhythmus, der zu ihm passt.
Dass er zum Auftakt des Majors in Führung liegt, kam selbst für ihn unerwartet. „So wie ich zuletzt gespielt habe, hätte ich das nicht gedacht. Aber ich wusste, wenn ich mein Spiel finde, kann ich auf diesen Plätzen gut bestehen.“
Ein besonderes Highlight: der Gang über den 18. Fairway. „Natürlich ist es cool, den eigenen Namen oben auf dem Leaderboard zu sehen – auch wenn ich da gerade eher damit beschäftigt war, meinen Ball zu finden“, lacht Olesen. Das abschließende Bogey nimmt er sportlich: „Ob es am 7. oder am 18. passiert – es gehört zur Runde dazu.“
Auf die Teilnahme an den Masters hat er bewusst verzichtet, um seinen Traum vom Profi-Golf zu verfolgen. „Ich wollte schon immer auf der DP spielen – wie Thomas Bjørn oder Anders Hansen. Dafür habe ich mich klar entschieden.“
Rory McIlroy bei The Open Championship 2025: Starker Auftakt mit Rückhalt des Heimpublikums

Zum Auftakt der 153. Open Championship in Royal Portrush bewies Rory McIlroy Nervenstärke – und konnte mit einer Runde unter Par wichtige Akzente setzen. „Ich war nach zehn Löchern 3 unter, dann kam ein kleiner Einbruch. Aber die letzten vier Löcher habe ich mit 1 unter beendet, das war ein positiver Abschluss“, analysierte McIlroy nach seiner Runde.
Ein besonderes Element des Tages war die Unterstützung des Publikums. „Ich spüre die Rückendeckung des ganzen Landes. Das ist wunderbar, aber natürlich auch zusätzlicher Druck“, erklärte McIlroy. „Heute bin ich viel besser damit umgegangen als vor sechs Jahren.“
Mit nur drei Schlägen Rückstand auf die Führenden sieht sich McIlroy gut positioniert für die kommenden Tage: „Ich bin überrascht, dass 4 unter Par reicht, um zu führen. Ich dachte, heute spielt jemand vielleicht eine 6 oder 7. Aber es sind noch 54 Löcher zu gehen – ich bin zufrieden mit meiner Ausgangslage.“
Sepp Straka: Fokus und Strategie bei schwierigen Bedingungen
Die Eröffnungsrunde der 153. Open in Royal Portrush war nichts für schwache Nerven: Der Österreicher kämpfte an Tag 1 wie alle vor allem mit den Elementen. „Es war ziemlich schwierig, besonders wegen des Windes. Der Seitenwind hat es fast unmöglich gemacht, die Bälle wirklich nah an die Fahne zu bringen“, schilderte Straka seine Eindrücke.

Nach einem holprigen Start fand Straka ab Loch 8 seinen Rhythmus: „Ich hatte am Anfang ein wenig mit meinem Schwung zu kämpfen, aber danach lief es besser – ich konnte einige wirklich gute Schläge machen.“
In einem Turnier, das mentale Stärke fordert, zeigte sich Straka gut vorbereitet. „Man muss es nehmen, wie es kommt. Wenn sich Chancen bieten, muss man sie nutzen. Und wenn es schwieriger wird, spielt man einfach auf die Mitte des Grüns“, so seine pragmatische Herangehensweise.
Auch wenn es oft so wirkt, als würde man auf sich allein gestellt spielen, weiß Straka: „Jeder beobachtet zumindest zwei andere Spieler in der Gruppe. Wenn auch sie nicht näher an die Fahne kommen, zeigt das: Es ist wirklich schwer da draußen.“ Und Straka lässt durchblicken, dass bei konstantem Spiel und passender Strategie in den kommenden Tagen noch viel möglich ist.
Der Mönch im Spitzenfeld – 68 Schläge an Tag 1
Der 27-jährige Thailänder Sadom Kaewkanjana ist nicht nur ein feinsinniger Golfer, sondern auch ein ordinierter buddhistischer Mönch – eine Erfahrung, die ihn 2023 für eine Weile vom professionellen Golf abrücken ließ, um sich ganz der Meditation zu widmen.
„Das Mönchsleben hilft mir, meine Gedanken zu fokussieren – insbesondere auf dem Golfplatz“, sagt er. Seine innere Sammlung sei ein entscheidender Faktor für seine Leistung. „Vergiss alles außerhalb, lebe einfach im Hier und Jetzt“, erklärte Kaewkanjana nach seiner Auftaktrunde von 68 Schlägen – drei unter Par, lediglich einen Schlag hinter der Clubhausführung. Es ist erst seine zweite Teilnahme an der traditionsreichsten Golfmeisterschaft der Welt.

Bei seinem Debüt 2022 in St. Andrews, dem spirituellen Zentrum des Golfsports, belegte Kaewkanjana einen beachtlichen geteilten elften Platz – seine bislang einzige Begegnung mit dem eigenwilligen Wesen des Links-Golfs.
Den größten Moment des Tages erlebte Kaewkanjana an Loch 5 – einem drivbaren Par 4. Mit einem präzisen Drive erreichte er das Grün und lochte den Eagle-Putt souverän aus rund sechs Metern Entfernung.
Richard Teder (EST): Ich dachte, ich werde ohnmächtig
Für Richard Teder, dem ersten Esten bei den Open, war die erste Runde bei der 153. Open ein Erlebnis, das er so schnell nicht vergessen wird – und das gleich auf mehreren Ebenen. „Am ersten Tee dachte ich, ich werde ohnmächtig“, gesteht der Este ehrlich. „Ich habe mir selbst gesagt: Es ist nur ein weiterer Golfschlag – und dann mein Lieblingsschläger, das 2er-Eisen.“ Was folgte, war eine Runde voller Emotionen, beeindruckender Drives und einer unvergesslichen Begegnung mit einem Kindheitsidol.
Mit einer 3 über Par liegt er im soliden Mittelfeld – und damit weiter in Reichweite für den Cut. „Ich versuche einfach, dranzubleiben. Viele Pars. Wenn der Putter besser läuft, ist noch viel möglich.“

Ein echtes Highlight war das Long-Drive-Duell mit keinem Geringeren als Bryson DeChambeau – seinem erklärten Vorbild. „Ich habe 363 Yards geschafft, er 388 – ziemlich knapp. Ich wusste, dass ich nicht gewinnen kann, aber ich wollte mithalten. Es war großartig.“