Dramatischer geht ein Schlussakkord bei einem Golf-Turnier nicht: Fünf Mal mussten Max Kieffer (D) und John Catlin (USA), die nach vier Runden schlaggleich die Austrian Golf Open beendeten zurück auf das 18. Tee (Par 3), ehe ein Fehlschlag Kieffers ins Wasser das Turnier entscheidet. Die zwei weiteren Wasserbälle – Kieffer geht aggressiv auf die Fahne und die Bälle spinnen zurück ins Wasser vor dem Grün – sind nur noch Makulatur. Catlin, der im dritten „Durchgang“ des Play-Offs zuerst Glück (Der Ball springt von den Planken statt zurück ins Wasser nach vorne in den Bunker) hat und dann sein Können (der Bunkerschlag war mit das Feinste, was der Finaltag golferisch zu bieten hatte) unter Beweis stellte, holt sich so Titel Nummer 3 auf der European Tour.
Catlin: „Und das zum zweiten Mal mit einem ausgeborgten Caddie sozusagen.“ Catlin hatte Johannes Bartl am Bag, ein Mitglied im GC Schloss Schönborn, der auch in der Mannschaft spielt.
Kieffer nahm seine zweite Play-Off-Niederlage – 2013 schrieb der Deutsche Golfgeschichte mit dem längsten Play-off, das er gegen Raphael Jaquelin (FRA) am neunten Extra-Loch verlor – gelassen: „So ist Golf eben.“
Auch der Top-Star des Events, Martin Kaymer, war mit Siegchancen in den Finaltag gegangen, verpatzte aber den Start in die Schlussrunde und konnte am Ende nur noch Platz 3 belegen. Ein bitteres Finish erlebte der Spanier Alejandro Canizares, der drei Tage lang das Feld angeführt hatte. Wie Kaymer verpatzt auch der Spanier, der schlussendlich auf Rang 7 landet, den Start und versenkt gleich den allerersten Abschlag im Wasser.
Bester Österreicher wurde Matthias Schwab: Schwab spielte nach der 66er-Runde (-6) in Runde 3 am Finaltag der Austrian Golf Open eine 69er-Runde (-3). Mit gesamt 281 Schlägen und 7 unter Par eroberte er den hervorragenden 7. Platz und damit sein bestes Ergebnis bei den Austrian Golf Open.
Matthias Schwab freute sich nach der Runde: „Ich bin zufrieden mit der Finalrunde. Ich habe wieder einen guten Start gehabt, lag nach sechs Löchern drei unter Par. Am Schluss habe ich ein Bogey eingebaut und keine wirklichen Birdie-Chancen gehabt. Die 69er-Runde geht in Ordnung. Top 10 ist immer ein solides Ergebnis und für mich ist es das erste Top 10 beim Heimturnier, so zu sagen career best finish.“
Timon Baltl, der zweite Österreicher im Cut, erlebt ein rabenschwarzes Wochenende (+7 in 2 Runden) und belegt Rang 71. Baltl: „Das war natürlich nicht optimal, aber ich bin froh, dass ich nach der lange Verletzungspause wieder schmerzfrei vier Tage lang spielen kann.“
Auch Christian Guzy, Präsident des Diamond Country Club zieht ein positives Resümee: „Ich möchte mich bei meinem Greenkeeping-Team und bei meinem Organisations-Team rund um Ali Al-Khaffaf bedanken. Dieses Turnier ist sicherlich das bisher schwierigste der insgesamt 11 Events gewesen. Nur ein Beispiel: Wir mussten für die Spieler, die ja in einer Bubble waren, ein 24-Stunden-Service organisieren, weil ja die Gastronomie aufgrund des regionalen Lockdowns geschlossen ist. Sportlich dagegen war es für mich das interessanteste, rund um Martin Kaymer hatten wir noch nie so ein gutes Starterfeld zu Gast. Erneut konnten wir unter Beweis stellen, dass der Diamond Course jederzeit bereit für einen European Tour Event ist, weil wir das ganze Jahr über den Kurs in einem Top-Zustand halten. Natürlich sprechen wir mit der European Tour über die Zukunft. Wir haben unsere Vorschläge deponiert und hoffen, dass diese gehört werden.“
Austrian Golf Open: Top-Starterfeld
Die Austrian Golf Open warten mit dem wohl stärksten Starterfeld alle Zeiten auf. Sieht man vom Fehlen von Österreichs Numer 1 Bernd Wiesberg ab, ist ein erklecklicher Teil der europäischen Golf-Elite im Diamond Country Club am Start. Der Lokalmatador ist sicherlich Matthias Schwab. International kommen neben dem zweifachen Major-Champion Martin Kaymer aus Deutschland auch ehemalige Atzenbrugg Sieger wie Chris Wood aus England, Ashun Wu aus China und der Niederländer Joost Luiten nach Atzenbrugg.
Weitere Stars sind der Ryder Cupper Nicolas Colsaerts aus Belgien, der Südafrikaner Justin Harding, Kurt Kitayama aus den USA sowie die Jungstars Lucas Bjerregaard (DEN) und Sam Horsfield (ENG).
Kaymer liebt die österreichische Küche
„Ich habe gestern 18 Löcher gespielt. Das war sehr interessant, denn es hat ein wenig geschneit. Das Wetter sollte zwar ein bisschen besser werden, aber es wird ein Kampf. Ich komme gerne nach Österreich, vor allem auch des Essens wegen,“ sagt Martin Kamyer, der nach einer längeren Durststrecke auf ein Turn-Over hofft: „ Mein Spiel ist für das European Tour Level gut und ich habe das Gefühl, dass ich gewinnen kann. Ich war gestern überrascht, wie gut der Zustand des Platzes ist. Die Grüns sind perfekt. Ich werde mein Bestes geben, kämpfen und Spass haben.“
Lokalmatador Matthias Schwab, der am Mittwoch mit Martin Kaymer auf die Proberunde ging, zeigt sich ebenfalls zuversichtlich: „Im Jahr 2010 habe ich hier das erste Mal gespielt, entsprechend gut kennen ich den Platz. Ich komme immer wieder sehr gerne in den Diamond Country Club, weil ich mich hier willkommen fühle. Für das zu erwartende Wetter muß man eine gute Balance finden, dass man nicht friert aber trotzdem beweglich bleibt. Vor allem die Hände dürfen nicht kalt werden. Meine Strategie ist smart zu spielen und nicht gleich am ersten Tag zu viel zu riskieren.“
Neben Matthias Schwab treten vier weitere österreichische Profis bei den Autrian Golf Open an:
Lukas Nemecz spielte bisher eine sehr gute Saison und hat schon European Tour Erfahrung. Vergangenes Jahr wurde er in Atzenbrugg 34.
Timon Baltl ist einer der jungen Nachwuchs-Pros, der eine stetig gute Entwicklung zeigt. Nach etlichen Monaten mit heftigen Rückenproblemen, die er nun im Griff hat, hofft Baltl auf ein entsprechend starkes Comeback bei den Austrian Golf Open.
Der Tiroler Alexander Kopp gilt als Spätstarter im heimischen Golf: Er wechselte erst nach einer kurzen Nachdenkphase 2019 ins Profilager und qualifizierte sich aufgrund seiner Leistungen im vergangenen Jahr für die Wildcard.
Der vierte rot-weiß-rote Pro im Bunde ist Martin Wiegele. Man darf den Steirer als Routinier bezeichnen, datieren seine Siege auf der Tour doch schon ein paar Jahre zurück: 2010 holte sich Wiegele seinen bislang einzigen European Tour Titel bei den St. Omer Open in Frankreich.
Tourgeschichte schrieb Wiegele in den Jahren 2009 & 2010 als er bei ein und dem selben Event (Kärnten Golf Open) auf dem selben Loch mit einem Ass jeweils ein Auto gewann.
Amateure mit Hoffnung
Zudem freut sich der ÖGV drei Amateuren und ÖGV Kaderspielern eine Wild Card geben zu können. Niklas Regner ist die klare Nummer 1 im Amateur Team. Er hat ein tolles Umfeld, war als Schüler erfolgreicher Skifahrer und hat sich aber für Golf entschieden. Regner wurde nach tollem Start bei der Copa del Rey, einem der prestigeträchtigsten Amateur-Events weltweit nur durch einen Weisheitszahn gestoppt: Noch fit holte sich Regner Platz 1 in der Quali, ehe im Matchplay der Zahn als Spielverderber in Erscheinung tritt.
Maximilian Lechner zählt wie Regner zu den Hoffnungsträgern des ÖGV: Der Linkshänder hat in den letzten zwei Jahren eine positive Entwicklung hingelegt und konnte speziell in den vergangen 12 Monaten einige tolle Ergebnisse national und international einfahren. Vor kurzem wurde Lechner bei den spanischen Meisterschaften dritter.
Christoph Bleier zählt zu den Longhitter und will dank seiner Unbekümmertheit auf der European Tour eine Duftmarke hinterlassen.
Als neunter Österreicher wird zudem Laurenz Kubin aus der Diamond Nachwuchs Akademie mit einer Wildcard in Atzenbrugg abschlagen.