Donnerstag, Jan. 30, 2025
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Golfanlage Grazer MurAuen: 30 Jahre Schottland bei Graz

Michael Petz und Hannes Lehner starteten vor rund 30 Jahren das Projekt „Golf Driving Range“ in Graz. Als Golfnovizen, etwas blauäugig, wie Petz heute zugibt, aber mit viel Herzblut.

Ein Fun-Golf-Event am Grazer Schwarzlsee darf als Geburtsstunde der Golfanlage Grazer MurAuen im Süden der steirischen Landeshauptstadt betrachtet werden: Damals, 1993, versuchen sich der Betriebswirt Michael Petz und Hannes Lehner an der für diese Zeit in Österreich noch exotischen Sportart. Rund 30.000 GolferInnen waren im Verband registriert, aufgeteilt auf rund 60 Golfplätze. Petz und Lehner machen in der Folge die Platzreife und wenig später reift der Gedanke, eine Art Übungsanlage zu errichten.

„Graz als Einzugsgebiet haben wir für gut befunden. Eine Art Feasibility-Studie haben wir natürlich nicht gemacht, und der Businessplan wurde mit der rosa Brille ausgearbeitet“, erinnert sich Michael Petz an die Anfänge. Die Idee: etwas Nettes, Kleines und Kostengünstiges zu entwickeln. Einfach einen Abschlagplatz. Petz: „Wir haben uns nach einigen Überlegungen dann doch entschlossen, eine überdachte Driving Range zu bauen. Und so haben wir uns dahingehangelt, bis wir das Projekt quasi fertiggedacht haben.“

Im Dezember 1993 startet die Bauphase für die Anlage, während der ein gewisser Roy Bushby auf Matten erste Golfstunden gab: „Wir haben spaßeshalber mit dem Unterricht angefangen und über die Aushubhügel in den Matsch Bälle geschlagen. Roy war damals eine Pro-Legende in Graz, und noch heute erinnern sich die Grazer Golfer an Roy.“
Mitten in die Bauphase erreicht das Duo eine erste Hiobsbotschaft, so Petz: „Im Februar 1994 stand plötzlich Gerhard Nemecz, Teaching-Pro und Vater von Lukas und Tobias Nemecz, bei uns und hat uns erklärt, dass er im Norden von Graz auch gerade eine Driving-Range baut.“ Somit stand ein Konkurrent vor der Tür, zu einem Zeitpunkt, als der Golfkuchen in Graz für zwei Driving Ranges (noch) zu klein war. Petz: „Das Skurrile an der Sache war aber, dass wir beide wechselseitig nichts voneinander wussten.“

Golfanlage Grazer MurAuen: Harte erste Jahre

Die ersten Jahre waren entsprechend mühselig, auch weil Michael Petz parallel dazu versucht hat, das Wiener Traditionsunternehmen Trzesniewski in Graz zu etablieren: „Im Nachhinein war das eine Schnapsidee, zwei so unterschiedliche Unternehmen gleichzeitig zu starten. Am Ende habe ich mich auf die Golfrange Liebenau konzentriert.“
Die ersten Golfer sollten sich als echte Kapazunder herausstellen: So war etwa der junge Martin Wiegele, später ein European Tour-Sieger, regelmäßig zu Besuch auf der Anlage. Fast täglich kam Wiegele mit dem Bus nach der Schule auf die Golfrange nach Liebenau und wurde abends von seinem Vater abgeholt. Wiegeles späterer Coach Ali Rosker war zu der Zeit Assistant-Coach in Liebenau, ehe er die Golfschule in Maria Lankowitz übernahm – und Martin Wiegele gleich mit.

„Zu der Zeit hielt sich der Spaß für uns in Grenzen“, erzählt Petz, „wenn du um sieben Uhr morgens auf der Range stehst und Golfbälle aufsammelst, fragst du dich, ob du alles richtig gemacht hast im Leben. Das waren oftmals sehr emotionale Momente.“ Petz und Lehner, der 2011 in Pension ging, zahlen in den ersten Jahren Lehrgeld, und das im wahrsten Wortsinn.

Endlich – der Golfboom

Nach sechs harten Jahren fängt das Unternehmen langsam an, Früchte zu tragen. Ein erster Golfboom dank einer Platzreife-Aktion hat der Golfrange Liebenau zahlreiche Neugolfer beschert. So viele, dass Petz einen Golfclub gründen will. Dem stehen die Verbandsstatuten des ÖGV im Weg, die vorsehen, dass man nur mit zumindest einem 9-Loch-Golfplatz auch einen Golfclub gründen kann.

Michael Petz muss selbst schmunzeln, wenn er das nach außen hin etwas verwirrende Konstrukt mit der Range und den zwei Golfclubs erklärt: „Eine komplizierte Geschichte.“

Gemeinsam mit Niki Skene, der mit dem GC Gut Murstätten eine 27-Loch-Anlage betreibt, gründet man den GC Liebenau und pachtet dafür den 9-Loch-Südkurs des GC Gut Murstätten. Petz: „Vom Start weg haben wir den GC Liebenau als Einsteigerclub positioniert und ich habe versucht, mit den umliegenden Golfclubs spezielle Deals zu vereinbaren und unseren Mitgliedern zu attraktiven Preisen auch abseits des Südkurses in Murstätten Golf angeboten. An bestimmten Tagen durften Liebenau-Mitglieder für rund 20 Euro auf den Platz. Wir als Club ­haben den vergünstigten Greenfee-Preis gestützt.“

Ein Modell, das für noch mehr Zuspruch sorgt und dank dem sich Petz und sein Geschäftspartner Hannes Lehner in Spitzenzeiten über knapp 2.000 Mitglieder freuen durften.

Golfrange, GC Liebenau und Grazer MurAuen – für Verwirrung ist gesorgt

Michael Petz muss selbst schmunzeln, wenn er das nach außen hin etwas verwirrende Konstrukt mit der Range und den zwei Golfclubs erklärt: „Eine komplizierte Geschichte.“

Tatsächlich war die Golfrange Liebenau als reine Übungsanlage konzipiert, ehe im Jahr 2000 der GC Liebenau aus der Taufe gehoben ­wurde. Dessen Mitglieder haben den Südkurs in Murstätten als golferische Heimat. Mitte der 2010er-Jahre folgte der 9-Loch-Kurs Grazer MurAuen, der direkt am Standort der Golfrange in Liebenau entstand. Petz ging 2013 bereits mit der Idee eines eigenen Golfplatzes schwanger, verdichtete den Plan und reichte schließlich 2014 alle Unterlagen für den Bau ein.


Golfanlage Grazer MurAuen

9-Loch Course Grazer MurAuen:
Par 30
Platzdesign: Michael Pinner (Golfplatzarchitekt/Schottland)
Gelber Abschlag: 1.484m
Roter Abschlag: 1.379m

Range:
18 überdachte Abschlagplätze
40 Rasenabschläge
Putting-Grün: ca. 330 m2
Großer Kurzspielbereich
Bunker, Übungsgrün

Greenfee:
Regulär € 35,–, 10er-Block € 315,–
(diverse Ermäßigungen für Jugendliche etc.)


Eröffnet wurde der vom englischen Golfplatz-Architekten Michael Pinner entworfene Kurs Grazer MurAuen im Jahr 2016. „Ich habe extra einen renommierten Designer geholt, weil ich unbedingt einen guten und interessanten Golfplatz haben wollte. Einer, der wie ein Top-Platz angelegt ist, aber aufgrund der Platzsituation entsprechend kurz ist. Auch auf die Platzpflege habe ich immer sehr viel Wert gelegt“, erklärt Petz. Die Kürze des Kurses stellt sich in der Folge als absoluter Vorteil heraus und beweist, dass man für eine Runde Golf nicht einen ganzen Tag aufwenden muss. Petz kreiert daraus eine eigene Werbe-Aktion: „Wir haben aufgezeigt, dass man gemütlich nach dem Büro noch neun Loch spielen kann und trotzdem zum Abendessen zu Hause ist.“

Die Anlage ist eine der wenigen öffentlichen Golfplätze Österreichs, wo man jederzeit auch ohne Mitgliedschaft spielen darf.

Tatsächlich lässt sich der kompakte und flache 9-Loch-Kurs im Süden von Graz in knackigen eineinhalb Stunden bewältigen. Dazu kommt, dass man die Golfanlage mit dem E-Bike aus dem Stadtzentrum von Graz in nur rund 15 Minuten erreicht. Dank einer Bus-Station beim benachbarten Magna-Werk ist auch eine öffentliche Anbindung gewährleistet. Petz: „Zwei unserer Mitarbeiter haben kein Auto und kommen mit dem Bus zur Arbeit. Von der Haltestelle sind es gerade mal fünf Minuten zum Golfplatz.“

Golfanlage Grazer MurAuen: sozialer Schmelztiegel, entspannter Zugang

Für Michael Petz, der als „Pensionist“ heute gemeinsam mit seiner Frau Eva den Club nach wie vor als Family-Business führt, ist die Anlage weit mehr als ein Golfclub. „Es gibt so viele schöne und berührende Geschichten, die wir hier erleben und die beweisen, wofür Golf gut sein kann. Erst vor kurzem kam eine Frau zu uns, die uns erzählt, dass ihr pensionierter Mann mit Golf angefangen hat und deshalb nicht mehr ins Gasthaus geht, sondern in den Golfclub.“ Der niedrigschwellige Zugang zum Golfsport, den man hier im Süden von Graz vermittelt, sorgt auch für eine feine Ver­mischung sämtlicher Altersgruppen, freut sich Michael Petz: „Wir sehen seit heuer neben den klassischen ­Best-Agern auch zahlreiche junge Menschen auf der Range. Allesamt sind zwischen 20 und 30 Jahre alt. Das freut mich total.“ Freuen würde sich Petz ­übrigens auch, würde das Gros der ­GolferInnen einen etwas entspannteren Zugang zu ihrem Hobby finden. Petz: „Beim Skifahren sieht man 99 Prozent der Aktiven gemütlich den Berg hinuntercarven. Keiner kommt dabei auf die Idee, ständig wettkampfmäßig unterwegs zu sein. Und keiner regt sich danach auf, dass er am vierten Hügel den Schwung eine Spur zu früh angesetzt hat. Beim Golfen ist das weniger entspannt.“

Auch die Diskussion um die jeweilige Abschlagbox verwundert Petz: „Wenn ich von den roten Tees eine gemütlichere Golfrunde spielen kann und zwei, drei Par-Chancen mehr habe, warum soll ich mich von den gelben Tees über den Platz quälen?“
Diesen entspannten Zugang lebt Michael Petz, und das nicht erst seit seiner „Pensionierung“ vor einem Jahr: „Der Score, den meine Flightpartner spielen, ist nicht wichtig, solange sie oder er sich an die Etikette und die Spielgeschwindigkeit hält.“
Wer die gelungene 9-Loch-Anlage in Liebenau mal verkosten möchte: Wir empfehlen das Sunday Brunch-­Turnier. Bis zu 100 GolferInnen wuseln dabei über den Platz und freuen sich auf den großartigen Brunch nach der Runde. Petz: „Man wählt im Vorfeld zwischen verschiedenen Frühstücksvarianten, die dann flightweise nach der Runde serviert werden.“ Petz‘ Frau bereitet für den Event, der zehnmal im Jahr stattfindet, bereits zwei Tage zuvor jede Menge Schmankerln vor, sogar das Brot wird selbst gebacken.

Und falls Sie jetzt Gusto bekommen haben, auf eine Runde Golf, nur zu: Die Anlage ist eine der wenigen öffentlichen Golfplätze Österreichs, wo man jederzeit auch ohne Mitgliedschaft spielen darf.

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